Berlin, 31. Mrz (Reuters) - Die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland ist trotz der Corona-Rezession 2020 auf den tiefsten Stand seit rund 21 Jahren gesunken. Die Amtsgerichte meldeten 15.841 Unternehmensinsolvenzen und damit 15,5 Prozent weniger als 2019, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. "Die Zahl der beantragten Unternehmensinsolvenzen sank damit auf den niedrigsten Stand seit Einführung der Insolvenzordnung im Jahr 1999." Einen Anstieg gab es zuletzt im Krisenjahr 2009 - und zwar um knapp zwölf Prozent. Grund für die Entwicklung 2020 ist die ausgesetzte Insolvenzantragspflicht wegen der Virus-Pandemie.
Deshalb spiegele sich die durch die Corona-Krise verursachte wirtschaftliche Not vieler Unternehmen nicht in einem Anstieg der gemeldeten Firmenpleiten wider, betonten die Statistiker. "Ein Grund dafür ist, dass die Insolvenzantragspflicht für überschuldete Unternehmen bis zum 31. Dezember 2020 ausgesetzt war." Die bereits seit Oktober 2020 wieder geltende Insolvenzantragspflicht für zahlungsunfähige Unternehmen mache sich in den Daten nur leicht bemerkbar. Ausgesetzt ist die Insolvenzantragspflicht bis Ende April 2021 für jene Unternehmen, bei denen die Auszahlung der seit dem 1. November 2020 vorgesehenen staatlichen Hilfeleistungen noch aussteht.
Die meisten Unternehmensinsolvenzen gab es 2020 im Baugewerbe mit 2500 Fällen (2019: 3044). Unternehmen des Wirtschaftsbereichs Handel (einschließlich Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen) stellten 2466 Insolvenzanträge (2019: 3166). Im Gastgewerbe wurden 1775 (2019: 2156) Insolvenzanträge gemeldet.
Die Firmenpleiten dürften einer Studie zufolge in diesem Jahr leicht, aber 2022 spürbar zunehmen. Der Kreditversicherer Euler Hermes erwartet für 2021 einen Anstieg der Insolvenzen von sechs Prozent auf 16.900 - allerdings erst ab dem zweiten Halbjahr und von sehr niedrigem Niveau kommend. Im Laufe des nächsten Jahres dürften die Pleiten mit rund 15 Prozent auf 19.500 deutlich kräftiger zulegen.