FRANKFURT (dpa-AFX) - Der zweite Tag mit kräftigen Kursgewinnen an Chinas Börsen und die Hoffnung auf ein gutes Ende des Griechen-Dramas haben den deutschen Aktienmarkt am Freitag beflügelt. Der Dax (DAX) sprang gleich zum Handelsstart kräftig ins Plus und behauptete bis zum Nachmittag einen Kursgewinn von 2,44 Prozent auf 11 264,50 Punkte. Damit steuert der deutsche Leitindex auf eine klar positive Wochenbilanz zu. Dabei hatten bis zur Wochenmitte noch Unsicherheiten aus dem Schuldenstreit Griechenlands mit seinen Geldgebern, sowie Sorgen um die Entwicklung an den chinesischen Märkten deutsche Aktien noch stark belastet.
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte sprang wieder über die 20 000 Punkte-Marke um 2,02 Prozent nach oben auf 20 212,49 Punkte. Das Technologiewerte-Barometer TecDax (TecDAX) legte sogar um 3,13 Prozent auf 1696,95 Punkte zu. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) gewann 3,24 Prozent.
GRIECHENLAND UND CHINA WIRKEN POSITIV
Griechenland habe kurz vor Toresschluss ein positives Signal ausgesendet, begründete Portfoliomanager Stefan de Schutter von Alpha Wertpapierhandel die Jubelstimmung. Nach dem Eingang der neuen Reformliste aus Athen müssen jetzt die EU-Kommission, Europäische Zentralbank (EZB) und der Internationale Währungsfonds (IWF) die Vorschläge prüfen. Regierungssprecher Steffen Seibert gab keine Bewertung der griechischen Vorschläge ab. Indes hat sich der österreichische Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) vorsichtig optimistisch für eine Lösung im EU-Schuldenstreit mit Griechenland gezeigt. Frankreichs Präsident François Hollande bezeichnete die griechischen Pläne als "seriös und glaubwürdig".
Das größte 2-Tages-Plus an den chinesischen Festlandbörsen seit dem Jahr 2008 wirkt ebenfalls positiv und beruhigt die Anleger weltweit, wie de Schutter sagte. Das radikale Eingreifen der Behörden am Aktienmarkt in China zeigt weiter Wirkung. Nach starken Gewinnen am Vortag galoppierten die Börsen in Shanghai und Shenzhen weiter: Der CSI-300-Index der wichtigsten Festlandwerte stieg um 5,36 Prozent.
BANKEN HAUPTGEWINNER DER GRIECHENLAND-HOFFNUNG
Finanzwerte profitieren besonders stark von der Fantasie auf ein Ende des Schuldenstreits zwischen Griechenland und seinen Geldgebern bereits an diesem Wochenende: Größter Gewinner im Dax ist die Aktie von Deutsche Bank (XETRA:DBKGn) mit einem Plus von 4,16 Prozent auf 28,55 Euro. Commerzbank-Titel (XETRA:CBKG) verteuerten sich um fast 3 Prozent, die Anteile am größten deutschen Versicherer Allianz (XETRA:ALVG) legten noch etwas deutlicher zu. "Banken haben am meisten unter Griechenland gelitten und starten deshalb die logische Erholungsrally", sagte Daniel Saurenz vom Analysedienst Feingold-Research. In Europa verzeichnet der Branchenindex Stoxx Europe 600 Banks (DJX:SX7P) die stärksten Kursgewinne.
Sorgen um den chinesischen Automarkt holten die deutschen Hersteller ein: Die Vereinigung der chinesischen Autohersteller (CAAM) senkte ihre Vorhersage für den Absatz auf dem weltgrößten Fahrzeugmarkt. Generalsekretär Dong Yang sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass der Absatz in diesem Jahr nur um drei Prozent steigen dürfte. Bisher hatte der Verband plus sieben Prozent erwartet Der langsamere Absatz von Autos, Bussen und Lastwagen wird die deutschen Autohersteller wegen ihrer großen Marktanteile im Reich der Mitte besonders stark treffen. Die Vorzugsaktie von Volkswagen (VW) (XETRA:VOW3) gab ihre Gewinne fast komplett ab, die Papiere von BMW (XETRA:BMWG) und Daimler (XETRA:DAIGn) verteuerten sich um 1 bis 2 Prozent.
SMA SOLAR GEWINNEN FAST EIN VIERTEL AN WERT
Der angeschlagene Solartechnikhersteller SMA Solar (XETRA:S92G) sorgt derweil mit einer Prognoseerhöhung im TecDax für überraschend positive Schlagzeilen: Die Aktie springt um über 24 Prozent nach oben auf 24,78 Euro. Die Gesellschaft rechnet im Jahr 2015 nun mit besseren Geschäften als bisher erwartet. SMA ernte die Früchte seiner aufgebesserten Produktpalette und aus der Kooperation mit Danfoss, schrieb Analyst Andreas Thielen von der Mainfirst Bank.
Die Aktie von United Internet (XETRA:UTDI) hat einen Zukauf und die angekündigte Prüfung des Börsengangs einer Sparte mit einem Plus von fast 7 Prozent gefeiert. "Die Akquisition passt strategisch sehr gut und der Preis erscheint fair angesichts der Wachstumsperspektiven", kommentierte Analyst Karsten Oblinger von der DZ Bank. Der mit Marken wie 1&1, Gmx und Web.de bekannte Konzern hat in Polen den Webhosting-Marktführer home.pl gekauft und prüft den Börsengang des Geschäfts mit Anwendungen für Unternehmen.
Zu den wenigen Standardwerten im Minus am deutschen Aktienmarkt zählte die Aktie von Fielmann (XETRA:FIEG), die allerdings am Freitag ex Dividende gehandelt wird. Die Optikerkette hat 1,60 Euro je Aktie an seine Anteilseigner ausgeschüttet.