Berlin, 11. Mrz (Reuters) - Viele private Haushalte haben im vergangenen Jahr wegen der zeitweise gesenkten Mehrwertsteuer zusätzliche Anschaffungen getätigt oder diese vorgezogen. Von August bis Dezember 2020 hätten dies jeden Monat 20 bis 25 Prozent getan, geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage des Statistischen Bundesamtes im Auftrag des Finanzministeriums hervor. Demnach nutzten insbesondere Familien mit Kindern sowie Gutverdiener die Mehrwertsteuersenkung für einen zusätzlichen oder vorgezogenen Kauf. Rund ein Drittel der Haushalte mit mindestens einem Kind unter 18 Jahren tat dies. Bei Haushalten ohne minderjährige Kinder traf dies nur auf rund jeden fünften zu.
Ähnliche Unterschiede zeigten sich je nach Einkommen. Von August bis Dezember 2020 tätigte rund jeder sechste Haushalt mit einem monatlichen Nettoeinkommen unter 2000 Euro zusätzliche Anschaffungen oder zog geplante Käufe vor. Bei denen über 5000 Euro traf dies im August auf 29 Prozent zu, danach stieg der Anteil sogar noch und lag im Dezember bei 40 Prozent.
Mehr als jeder zweite berechtigte Haushalt setzte den Kinderbonus von 300 Euro ganz oder teilweise zu Konsumzwecken ein - insbesondere zur Anschaffung langlebiger Gebrauchsgüter, wozu etwa Bekleidung und Schuhe, Einrichtungsgegenstände und Haushaltswaren oder Elektrogeräte zählen. "In etwa genauso häufig wollten die Haushalte den Kinderbonus sparen, wobei die Sparabsicht im Zeitverlauf abnahm", betonte das Statistikamt.
Die Bundesregierung hatte die Mehrwertsteuersätze in der zweiten Jahreshälfte 2020 von 19 auf 16 Prozent und von sieben auf fünf Prozent gesenkt. Sie wollte damit die Wirtschaft nach der historischen Corona-Rezession im Frühjahr anschieben, als das Bruttoinlandsprodukt um fast zehn Prozent eingebrochen war. Im zweiten Halbjahr wuchs die deutsche Wirtschaft wieder.