WELZOW (dpa-AFX) - Im Braunkohlerevier in der Lausitz haben Umweltaktivisten mit einer Gleisblockade den Betrieb des Kraftwerks Schwarze Pumpe durcheinandergebracht. Der Betreiber Vattenfall drosselte nach eigenen Angaben die Kapazität und forderte am Sonntag erneut ein Eingreifen der Polizei gegen die Gleisbesetzung an dem Kohlemeiler. "Die Uhr tickt, wir brauchen eine Lösung", sagte der Unternehmenssprecher Thoralf Schirmer.
"Wenn man ein Kraftwerk nicht mehr mit Kohle versorgen kann, bedeutet das in letzter Konsequenz die Abschaltung. (...) Danach kann man es nicht in ein paar Minuten wieder anfahren. Das braucht bis zu einen Tag. Wir werden alles dafür tun, die Versorgung aufrechtzuerhalten", betonte Schirmer. Schwarze Pumpe versorgt die nahen Städte Spremberg in Brandenburg und Hoyerswerda in Sachsen mit Fernwärme. In beiden Städten gebe es Krankenhäuser, die Warmwasser und Heizwärme vom Kraftwerk bezögen, erläuterte der Sprecher.
Braunkohlegegner des Protestbündnisses "Ende Gelände" halten seit Samstag Gleise besetzt, über die das Kraftwerk versorgt wird. Die Proteste sind Teil der weltweiten Aktionsreihe "#breakfree2016", die sich gegen die Nutzung fossiler Rohstoffe wie Kohle und Öl richtet. Eine Sprecherin von "Ende Gelände" zog am Sonntag eine positive Zwischenbilanz: "Die Ausdauer und Entschlossenheit der Aktivisten ist unglaublich. Diese Bewegung wird den Kohleausstieg durchsetzen"
Das Bündnis teilte mit, Schwarze Pumpe erzeuge nur noch 20 Prozent seiner gewöhnlichen Leistung und bezog sich damit auf Zahlen der Leipziger Strombörse vom Samstagabend. Vattenfall machte dazu auf Nachfrage keine Angaben.
Umweltaktivisten hatten das Gelände des Kraftwerks Schwarze Pumpe am Samstag gestürmt. Daraufhin hatte die Polizei rund 120 Menschen vorläufig festgenommen. Am Freitag hatte die Protestaktion in der Nähe von Cottbus begonnen, tags darauf kam es zu den Gleisblockaden.
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke warf den Braunkohlegegnern wie Wirtschaftsminister Albrecht Gerber (beide SPD) Gewalttätigkeit vor. "Jeder hat das Recht, seine Meinung und auch seinen Protest auszudrücken. Demonstrations-, Versammlungs- und Meinungsfreiheit dürfen aber nicht missbraucht werden. Wenn Aktionen in Gewalt und Nötigung umschlagen, ist eine rote Linie erreicht", sagte Woidke.
Zu dieser Kritik sagte die "Ende Gelände"-Sprecherin, bei einer "Massenaktion zivilen Ungehorsams" müssten wenn nötig auch Zäune überwunden werden. Dass der Zaun des Kraftwerks Schaden genommen habe, bedauere sie. "Uns ist vor allem wichtig, dass es keine Gewalt gegen Menschen gibt.