Wien (APA-ots) - In den vergangenen zwei Jahren war in der EU ein
kräftiger Aufschwung zu verzeichnen, sodass der Eindruck entstand,
die Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise sei überwunden. Dieser Eindruck
war aber trügerisch: Sie war nicht überwunden, sondern in eine Krise
des Vertrauens in die öffentlichen Finanzen übergegangen. Die
'Eurokrise' verschärfte sich in den vergangenen Monaten merklich und
bildet mittlerweile das größte Risiko für die Weltwirtschaft.
Die Weltwirtschaft erholte sich in den vergangenen zwei Jahren
uneinheitlich, aber relativ kräftig. In der EU war die
Aufwärtstendenz allerdings wesentlich schwächer ausgeprägt als in den
anderen Wirtschaftsräumen. Dank der lebhaften Exporte - insbesondere
von Deutschland - in die Schwellenländer war in einigen Ländern des
Euro-Raumes ein kräftiger Aufschwung zu verzeichnen, der im Frühjahr
2010 den Eindruck entstehen ließ, die Finanz- und Wirtschaftskrise
der Jahre 2008/09 sei überwunden und beträfe nur mehr einige
'periphere' Länder, überwiegend in Südeuropa, die ein hohes
Budgetdefizit und/oder eine hohe Verschuldung der öffentlichen
Haushalte aufweisen. Dieser Eindruck war trügerisch: Die Finanzmarkt-
und Wirtschaftskrise war nicht überwunden, sondern in eine Krise des
Vertrauens in die öffentlichen Finanzen übergegangen. Diese dämpfte
das Wachstum und verhinderte einen selbsttragenden
Konjunkturaufschwung im Euro-Raum. Die Krise der europäischen
Währungsunion verschärfte sich in den vergangenen Monaten merklich
und bildet mittlerweile das größte Risiko für die Weltwirtschaft.
Alle Versuche der EU-Regierungen, die Krise zu bewältigen, sind
bisher gescheitert.
Die Eckpunkte einer umfassenden Lösung der Krise sind folgende:
Wie erstens die jüngsten Entwicklungen zeigen, ist eine zumindest
teilweise gemeinschaftliche Haftung der Länder des Euro-Raumes für
Staatsschulden die wichtigste Voraussetzung für die Wiederherstellung
des Vertrauens in die öffentlichen Finanzen. Sie kann über einen
Ausbau des Rettungsschirmes, die Ausgabe von Eurobonds oder durch
Bereitstellung von Liquidität durch die EZB gewährleistet werden.
Zweitens müssen die Rückkoppelungen zwischen Vertrauenskrise und
Realwirtschaft unterbrochen werden. Dies sollte über Maßnahmen zur
Stabilisierung der Konjunktur anstelle von immer neuen, kurzfristigen
Sparbemühungen erfolgen. Eine europaweit koordinierte Vorgangsweise
würde die Wirkung dieser Maßnahmen erhöhen. Drittens muss mit
langfristig wirksamen Maßnahmen - z. B. durch Reformen der
öffentlichen Verwaltung, des Pensions- und Gesundheitssystems -
versucht werden, die öffentliche Verschuldung in der Zukunft zu
begrenzen. Gerade die gemeinschaftliche Haftung für Schulden bringt
die Notwendigkeit mit sich, den Anreiz für eine stärkere
Neuverschuldung auf Kosten anderer Länder zu verringern. Zusätzlich
sollten die aktiven Elemente der Strategie Europa 2020 - Bildung,
Innovation, Umwelttechnologien usw. - nicht vernachlässigt werden, um
das langfristige Wachstum nicht zu gefährden.
Diese Maßnahmen erfordern eine deutliche Änderung der bisherigen
Krisenstrategie. Sollte die Eurokrise jedoch nicht rechtzeitig gelöst
werden, droht eine langjährige Phase schwachen Wachstums und hoher
Arbeitslosigkeit. Je später die Umsetzung einer umfassenden Lösung
erfolgt, desto teuer werden die Maßnahmen. Im äußersten Fall droht
sogar der Zerfall oder eine Spaltung der Währungsunion. Das würde
erhebliche Schockwellen im Finanz- und Bankensystem auslösen, das
Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit der Euro-Staaten massiv
beeinträchtigen und die Unsicherheit der privaten Haushalte und
Unternehmen dramatisch erhöhen. Ein solcher Schock würde die
Realwirtschaft des Euro-Raumes schwer treffen und hätte gravierende
Implikationen für die Weltwirtschaft.
Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht
12/2011 ( http://www.wifo.ac.at/wwa/pubid/43195 ).
Rückfragehinweis:
Dr. Stefan Ederer
Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung - WIFO
Tel. +43 1 798 26 01-464 * Fax. +43 1 798 93 86
Stefan.Ederer@wifo.ac.at
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/235/aom
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INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***
OTS0015 2011-12-23/09:00
kräftiger Aufschwung zu verzeichnen, sodass der Eindruck entstand,
die Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise sei überwunden. Dieser Eindruck
war aber trügerisch: Sie war nicht überwunden, sondern in eine Krise
des Vertrauens in die öffentlichen Finanzen übergegangen. Die
'Eurokrise' verschärfte sich in den vergangenen Monaten merklich und
bildet mittlerweile das größte Risiko für die Weltwirtschaft.
Die Weltwirtschaft erholte sich in den vergangenen zwei Jahren
uneinheitlich, aber relativ kräftig. In der EU war die
Aufwärtstendenz allerdings wesentlich schwächer ausgeprägt als in den
anderen Wirtschaftsräumen. Dank der lebhaften Exporte - insbesondere
von Deutschland - in die Schwellenländer war in einigen Ländern des
Euro-Raumes ein kräftiger Aufschwung zu verzeichnen, der im Frühjahr
2010 den Eindruck entstehen ließ, die Finanz- und Wirtschaftskrise
der Jahre 2008/09 sei überwunden und beträfe nur mehr einige
'periphere' Länder, überwiegend in Südeuropa, die ein hohes
Budgetdefizit und/oder eine hohe Verschuldung der öffentlichen
Haushalte aufweisen. Dieser Eindruck war trügerisch: Die Finanzmarkt-
und Wirtschaftskrise war nicht überwunden, sondern in eine Krise des
Vertrauens in die öffentlichen Finanzen übergegangen. Diese dämpfte
das Wachstum und verhinderte einen selbsttragenden
Konjunkturaufschwung im Euro-Raum. Die Krise der europäischen
Währungsunion verschärfte sich in den vergangenen Monaten merklich
und bildet mittlerweile das größte Risiko für die Weltwirtschaft.
Alle Versuche der EU-Regierungen, die Krise zu bewältigen, sind
bisher gescheitert.
Die Eckpunkte einer umfassenden Lösung der Krise sind folgende:
Wie erstens die jüngsten Entwicklungen zeigen, ist eine zumindest
teilweise gemeinschaftliche Haftung der Länder des Euro-Raumes für
Staatsschulden die wichtigste Voraussetzung für die Wiederherstellung
des Vertrauens in die öffentlichen Finanzen. Sie kann über einen
Ausbau des Rettungsschirmes, die Ausgabe von Eurobonds oder durch
Bereitstellung von Liquidität durch die EZB gewährleistet werden.
Zweitens müssen die Rückkoppelungen zwischen Vertrauenskrise und
Realwirtschaft unterbrochen werden. Dies sollte über Maßnahmen zur
Stabilisierung der Konjunktur anstelle von immer neuen, kurzfristigen
Sparbemühungen erfolgen. Eine europaweit koordinierte Vorgangsweise
würde die Wirkung dieser Maßnahmen erhöhen. Drittens muss mit
langfristig wirksamen Maßnahmen - z. B. durch Reformen der
öffentlichen Verwaltung, des Pensions- und Gesundheitssystems -
versucht werden, die öffentliche Verschuldung in der Zukunft zu
begrenzen. Gerade die gemeinschaftliche Haftung für Schulden bringt
die Notwendigkeit mit sich, den Anreiz für eine stärkere
Neuverschuldung auf Kosten anderer Länder zu verringern. Zusätzlich
sollten die aktiven Elemente der Strategie Europa 2020 - Bildung,
Innovation, Umwelttechnologien usw. - nicht vernachlässigt werden, um
das langfristige Wachstum nicht zu gefährden.
Diese Maßnahmen erfordern eine deutliche Änderung der bisherigen
Krisenstrategie. Sollte die Eurokrise jedoch nicht rechtzeitig gelöst
werden, droht eine langjährige Phase schwachen Wachstums und hoher
Arbeitslosigkeit. Je später die Umsetzung einer umfassenden Lösung
erfolgt, desto teuer werden die Maßnahmen. Im äußersten Fall droht
sogar der Zerfall oder eine Spaltung der Währungsunion. Das würde
erhebliche Schockwellen im Finanz- und Bankensystem auslösen, das
Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit der Euro-Staaten massiv
beeinträchtigen und die Unsicherheit der privaten Haushalte und
Unternehmen dramatisch erhöhen. Ein solcher Schock würde die
Realwirtschaft des Euro-Raumes schwer treffen und hätte gravierende
Implikationen für die Weltwirtschaft.
Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht
12/2011 ( http://www.wifo.ac.at/wwa/pubid/43195 ).
Rückfragehinweis:
Dr. Stefan Ederer
Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung - WIFO
Tel. +43 1 798 26 01-464 * Fax. +43 1 798 93 86
Stefan.Ederer@wifo.ac.at
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