Sobald die Feiertage vorbei sind, heißt es wieder: Bitte
anschnallen
Wien (APA-ots) - Die Weihnachtstage sind vorbei, wohlige Müdigkeit
erfasst uns - und das zu Recht. Ein hartes Jahr liegt in Europa
hinter uns. Die Eurokrise hat den Kontinent in seinen Grundfesten
erschüttert, es wurde viel gearbeitet, viel vorgeschlagen und noch
mehr verworfen. Von den Finanzmärkten gehetzt und bestraft versuchte
sich die Union - oder vielmehr die Eurozone - am eigenen Schopf aus
der Krise zu ziehen, und tatsächlich scheinen die Märkte, die für die
Refinanzierung eines jeden Staates eine existenzielle Rolle spielen,
zuletzt ihren Frieden mit dem Kontinent geschlossen zu haben. Der
europäische Blue Chip-Sammelindex Stoxx 50, in dem die 50 wichtigsten
Aktien Europas gelistet sind, hat in der Vorweihnachtswoche knapp
vier, der deutsche DAX knapp drei Prozent zulegen können. Die
neuerlichen Alarmrufe der Ratingagenturen wurden mit einem
punschtrunkenen Achselzucken quittiert. War der Gipfel vom 9.
Dezember also allen Unkenrufen und dem dort angeblich gepflanzten
Spaltpilz zum Trotz ein Erfolg?
Leider nein. Die Gewinne an den Aktienmärkten sind von geringen
Umsätzen getragen. Damit ist es unmöglich einzuschätzen, ob sie
nachhaltig sind. Hinzu kommt, dass die erwähnten Indizes zwar in der
Vorweihnachtswoche im Plus notierten; nimmt man aber den jüngsten
Gipfel als Stichtag, befinden sie sich im Minus. Und richtig mulmig
muss einem werden, wenn man auf den Anleihenmarkt blickt. Dort haben
sich die italienischen Renditen auf zehnjährige Laufzeiten still und
leise wieder der ominösen Marke von sieben Prozent genähert - der
Monti-Effekt ist bereits verpufft, Marktbeobachter fürchten wieder
Raum für Enttäuschungen.
Für die Zeit nach dem Festtagsfrieden heißt es im neuen Jahr also
einmal mehr: Bitte anschnallen - und wenn möglich vorher noch die
Airbags kontrollieren. Die Fahrt muss nicht unbedingt an einer Wand
enden, diverse Kollisionen sind aber unausweichlich. Das ergibt sich
schlicht und automatisch aus den oben erwähnten, wieder gefährlich
hohen Renditen. Die Reaktion kann nur sein, dass die EZB wieder in
den Markt geht, was über kurz oder lang Berlin auf den Plan ruft und
zu entsprechender Verunsicherung an den Märkten führt. Dazu kommt der
europäische Refinanzierungsbedarf, der bereits im ersten Quartal
bedenklich ist. Alleine die beiden großen Sorgenkinder Italien und
Spanien müssen 145 Milliarden Euro stemmen - dass jede der damit
einhergehenden Auktionen friktionsfrei vonstattengeht, konnte man
sich vielleicht beim Christkind wünschen. Dafür ist es allerdings bei
der Lektüre dieser Zeilen schon zu spät.
Rückfragehinweis:
Wirtschaftsblatt Verlag AG
Tel.: Tel.: 01/60117 / 300
mailto:redaktion@wirtschaftsblatt.at
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/236/aom
*** OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER
INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***
OTS0038 2011-12-27/10:08
anschnallen
Wien (APA-ots) - Die Weihnachtstage sind vorbei, wohlige Müdigkeit
erfasst uns - und das zu Recht. Ein hartes Jahr liegt in Europa
hinter uns. Die Eurokrise hat den Kontinent in seinen Grundfesten
erschüttert, es wurde viel gearbeitet, viel vorgeschlagen und noch
mehr verworfen. Von den Finanzmärkten gehetzt und bestraft versuchte
sich die Union - oder vielmehr die Eurozone - am eigenen Schopf aus
der Krise zu ziehen, und tatsächlich scheinen die Märkte, die für die
Refinanzierung eines jeden Staates eine existenzielle Rolle spielen,
zuletzt ihren Frieden mit dem Kontinent geschlossen zu haben. Der
europäische Blue Chip-Sammelindex Stoxx 50, in dem die 50 wichtigsten
Aktien Europas gelistet sind, hat in der Vorweihnachtswoche knapp
vier, der deutsche DAX knapp drei Prozent zulegen können. Die
neuerlichen Alarmrufe der Ratingagenturen wurden mit einem
punschtrunkenen Achselzucken quittiert. War der Gipfel vom 9.
Dezember also allen Unkenrufen und dem dort angeblich gepflanzten
Spaltpilz zum Trotz ein Erfolg?
Leider nein. Die Gewinne an den Aktienmärkten sind von geringen
Umsätzen getragen. Damit ist es unmöglich einzuschätzen, ob sie
nachhaltig sind. Hinzu kommt, dass die erwähnten Indizes zwar in der
Vorweihnachtswoche im Plus notierten; nimmt man aber den jüngsten
Gipfel als Stichtag, befinden sie sich im Minus. Und richtig mulmig
muss einem werden, wenn man auf den Anleihenmarkt blickt. Dort haben
sich die italienischen Renditen auf zehnjährige Laufzeiten still und
leise wieder der ominösen Marke von sieben Prozent genähert - der
Monti-Effekt ist bereits verpufft, Marktbeobachter fürchten wieder
Raum für Enttäuschungen.
Für die Zeit nach dem Festtagsfrieden heißt es im neuen Jahr also
einmal mehr: Bitte anschnallen - und wenn möglich vorher noch die
Airbags kontrollieren. Die Fahrt muss nicht unbedingt an einer Wand
enden, diverse Kollisionen sind aber unausweichlich. Das ergibt sich
schlicht und automatisch aus den oben erwähnten, wieder gefährlich
hohen Renditen. Die Reaktion kann nur sein, dass die EZB wieder in
den Markt geht, was über kurz oder lang Berlin auf den Plan ruft und
zu entsprechender Verunsicherung an den Märkten führt. Dazu kommt der
europäische Refinanzierungsbedarf, der bereits im ersten Quartal
bedenklich ist. Alleine die beiden großen Sorgenkinder Italien und
Spanien müssen 145 Milliarden Euro stemmen - dass jede der damit
einhergehenden Auktionen friktionsfrei vonstattengeht, konnte man
sich vielleicht beim Christkind wünschen. Dafür ist es allerdings bei
der Lektüre dieser Zeilen schon zu spät.
Rückfragehinweis:
Wirtschaftsblatt Verlag AG
Tel.: Tel.: 01/60117 / 300
mailto:redaktion@wirtschaftsblatt.at
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/236/aom
*** OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER
INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***
OTS0038 2011-12-27/10:08