APA ots news: WirtschaftsBlatt-Leitartikel: Im Spannungsfeld zwischen Hunger und Gier - von Alexander Hahn
Mit extremen Ansichten ist keine Lösung zu erzielen
Wien (APA-ots) - Spekulation ist böse; erst recht, wenn sie
Nahrungsmittelpreise betrifft. Solche Aussagen sind in der breiten
Bevölkerung durchaus mehrheitsfähig, wie die rege Unterstützung für
Aktionsplattformen wie Foodwatch zeigt: Über 57.000 Menschen haben
über eine E-Mail-Aktion die Deutsche Bank aufgefordert, gänzlich aus
der Spekulation mit Agrarrohstoffen auszusteigen.
Wie verfahren die Fronten in diesem Punkt sind, zeigt die einseitige
und populistische Namensgebung seitens Foodwatch: Die E-Mail-Aktion
lief unter der Bezeichnung 'Hände weg vom Acker, Mann', ein Report zu
diesem Thema trug den Titel 'Die Hungermacher'. Dennoch konnten die
Aktivisten in dieser Woche einen Teilerfolg verzeichnen, indem die
Deutsche Bank ankündigte, heuer keine börsenotierten Anlageprodukte
auf Grundnahrungsmittel aufzulegen. Zudem hat Deutschlands größte
Bank eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die dieses Thema weiter
analysieren soll. Diese Ankündigungen sind kaum mehr als ein
Feigenblatt, außerbörslich kann die Deutsche Bank im großen Stil
weiterspekulieren.
Die Banker argumentieren, dass die steigende Weltbevölkerung, mehr
Wohlstand, veränderte Ernährungsgewohnheiten oder die zunehmende
Verbreitung von Biosprit für Preisanstiege verantwortlich seien.
Zudem erfüllen Termingeschäfte eine wichtige Funktion in der
Herstellungskette von Lebensmitteln: Bauern sichern sich fixe
Abnahmepreise schon vor der Ernte, Weiterverarbeiter können mit fixen
Rohstoffkosten kalkulieren. Wenn auch Spekulanten in diese Märkte
einsteigen, wird es dennoch problematisch: Sie erzeugen zwar keine
nachhaltigen Preistrends - diese entstehen durch realwirtschaftliche
Vorgänge -, können diese jedoch beschleunigen und verstärken. Das
macht es für Produzenten und Abnehmer umso wichtiger, sich gegen
starke Preisbewegungen am Terminmarkt abzusichern. Womit wir an dem
Punkt angelangt sind, an dem sich die Katze in den eigenen Schwanz
beißt.
Tatsächlich sind Lebensmittel im sehr langfristigen Vergleich nicht
teuer, alleine deshalb droht ein Preisschub in den kommenden Jahren
(siehe Seite 14). Sollte das tatsächlich eintreten, wäre die Chance
auf eine sachliche und weitgehend emotionsfreie Diskussion vertan.
Deshalb sollte sich die Staatengemeinschaft zügig darum bemühen, eine
für alle Seiten tragbare Lösung für das Spannungsfeld Nahrung und
Finanzmärkte zu erreichen. Stärkere Regulierung, mehr Transparenz und
Zugangshürden für reine Spekulation sind mögliche Ansätze. Wie so oft
liegt die Vernunft in der Mitte zwischen zwei Extremen.
Rückfragehinweis:
Wirtschaftsblatt Verlag AG
Tel.: Tel.: 01/60117 / 300
mailto:redaktion@wirtschaftsblatt.at
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/236/aom
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INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***
OTS0250 2012-03-21/18:15
Mit extremen Ansichten ist keine Lösung zu erzielen
Wien (APA-ots) - Spekulation ist böse; erst recht, wenn sie
Nahrungsmittelpreise betrifft. Solche Aussagen sind in der breiten
Bevölkerung durchaus mehrheitsfähig, wie die rege Unterstützung für
Aktionsplattformen wie Foodwatch zeigt: Über 57.000 Menschen haben
über eine E-Mail-Aktion die Deutsche Bank aufgefordert, gänzlich aus
der Spekulation mit Agrarrohstoffen auszusteigen.
Wie verfahren die Fronten in diesem Punkt sind, zeigt die einseitige
und populistische Namensgebung seitens Foodwatch: Die E-Mail-Aktion
lief unter der Bezeichnung 'Hände weg vom Acker, Mann', ein Report zu
diesem Thema trug den Titel 'Die Hungermacher'. Dennoch konnten die
Aktivisten in dieser Woche einen Teilerfolg verzeichnen, indem die
Deutsche Bank ankündigte, heuer keine börsenotierten Anlageprodukte
auf Grundnahrungsmittel aufzulegen. Zudem hat Deutschlands größte
Bank eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die dieses Thema weiter
analysieren soll. Diese Ankündigungen sind kaum mehr als ein
Feigenblatt, außerbörslich kann die Deutsche Bank im großen Stil
weiterspekulieren.
Die Banker argumentieren, dass die steigende Weltbevölkerung, mehr
Wohlstand, veränderte Ernährungsgewohnheiten oder die zunehmende
Verbreitung von Biosprit für Preisanstiege verantwortlich seien.
Zudem erfüllen Termingeschäfte eine wichtige Funktion in der
Herstellungskette von Lebensmitteln: Bauern sichern sich fixe
Abnahmepreise schon vor der Ernte, Weiterverarbeiter können mit fixen
Rohstoffkosten kalkulieren. Wenn auch Spekulanten in diese Märkte
einsteigen, wird es dennoch problematisch: Sie erzeugen zwar keine
nachhaltigen Preistrends - diese entstehen durch realwirtschaftliche
Vorgänge -, können diese jedoch beschleunigen und verstärken. Das
macht es für Produzenten und Abnehmer umso wichtiger, sich gegen
starke Preisbewegungen am Terminmarkt abzusichern. Womit wir an dem
Punkt angelangt sind, an dem sich die Katze in den eigenen Schwanz
beißt.
Tatsächlich sind Lebensmittel im sehr langfristigen Vergleich nicht
teuer, alleine deshalb droht ein Preisschub in den kommenden Jahren
(siehe Seite 14). Sollte das tatsächlich eintreten, wäre die Chance
auf eine sachliche und weitgehend emotionsfreie Diskussion vertan.
Deshalb sollte sich die Staatengemeinschaft zügig darum bemühen, eine
für alle Seiten tragbare Lösung für das Spannungsfeld Nahrung und
Finanzmärkte zu erreichen. Stärkere Regulierung, mehr Transparenz und
Zugangshürden für reine Spekulation sind mögliche Ansätze. Wie so oft
liegt die Vernunft in der Mitte zwischen zwei Extremen.
Rückfragehinweis:
Wirtschaftsblatt Verlag AG
Tel.: Tel.: 01/60117 / 300
mailto:redaktion@wirtschaftsblatt.at
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/236/aom
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OTS0250 2012-03-21/18:15