FRANKFURT (dpa-AFX) - Unbeeindruckt von den Ergebnissen der Europawahl hat der Dax (ETR:DAX) am Montag ein Rekordhoch markiert. Im frühen Handel war der deutsche Leitindex bis auf 9876,10 Punkte gestiegen, den höchsten Stand in seiner Geschichte. Gegen Mittag notierte er noch 0,86 Prozent fester bei 9852,06 Punkten. Für den MDax (ETR:MDAX) ging es um 0,53 Prozent auf 16 704,83 Punkte hoch, während der TecDax (ETR:TDXP) 1,04 Prozent auf 1270,42 Punkte gewann. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (DJX:SX5E) stieg um 0,65 Prozent.
Nach der kurzen Freude beim letzten Rekordstand Mitte Mai trauen technische Analysten dem deutschen Leitindex nun einen nachhaltigeren Ausbruch zu. Marktanalyst Kornelius Barczynski vom Brokerhaus GKFX hält sogar binnen Wochenfrist den Sprung über die 10 000-Punkte-Marke für möglich, nachdem EZB-Chef Mario Draghi erneut Hoffnungen auf weiter sinkendeZinsen und ein Anleihe-Kaufprogramm geschürt habe. Zudem fielen die Vorgaben der Übersee-Börsen positiv aus. Experten sprachen dennoch von einem ruhigen Handel, da die Aktienmärkte in Großbritannien und den USA wegen Feiertagen geschlossen bleiben. Auf Konjunkturseite stand lediglich das deutsche GfK-Konsumklima für Juni auf der Agenda, das wie erwartet auf einem Siebenjahreshoch stagnierte.
EUROPAWAHL OHNE ÜBERRASCHUNGEN - COMMERZBANK FEST
In zahlreichen Ländern wie Frankreich oder Großbritannien hatten europakritische Parteien bei der Europawahl starke Zugewinne verbucht. Dies war laut IG-Marktstratege Chris Weston allerdings keine Überraschung. Zudem betonte Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank, dass die etablierten Parteien über mehr als zwei Drittel der Parlamentssitze verfügten: "Der pro-europäische Kurs in Straßburg ist also nicht gefährdet." Zudem sollte der relativ klare Ausgang der Präsidentschaftswahl in der Ukraine die Stimmung stützen, ergänzte Jan Bottermann, Chefvolkswirt bei der National-Bank.
Im Dax gab es fast nur Gewinner. Die Aktien der Commerzbank (ETR:CBK) gehörten mit Gewinnen von 1,83 Prozent zu den Favoriten der Anleger und setzten ihre jüngste Erholung fort. Einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Spiegel" zufolge will der Bund seine Anteile an der Bank mindestens bis 2016 behalten. Ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums hatte am Sonntag in Berlin gesagt: "Die Bundesregierung plant momentan nicht, ihre Anteile zu veräußern."
AUTOBAUER GEWINNEN NACH BERICHT - SPEKULATION TREIBT AIR BERLIN
Die Aktien der Autohersteller reagierten mit klaren Gewinnen auf einen Pressebericht über eine starke Pkw-Nachfrage. Für Daimler (ETR:DAI) ging es an der Dax-Spitze um 1,94 Prozent hoch. BMW (ETR:BMW) und die Vorzugsaktien von Volkswagen (VW) (ETR:VOW3)verteuerten sich um 1,41 beziehungsweise 1,09 Prozent. Wie aus einer Umfrage der "Bild"-Zeitung hervorgeht, legen die großen deutschen Autobauer wegen weltweit guter Verkäufe weiterhin Sonderschichten ein. Dagegen waren die als defensiv geltenden Aktien der Deutschen Telekom (ETR:DTE) mit minus 0,08 Prozent einziger Verlierer im Dax.
Deutlichere Kursausschläge verzeichneten die Aktien von Air Berlin ETR:AB1 im SDax (ETR:SDXP): Sie stiegen um 2,86 Prozent. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Focus" gibt es bei der angeschlagenen Airline Pläne für eine Aufteilung des Geschäfts. Commerzbank-Analyst Johannes Braun sprach indes von "aufgewärmten" Spekulationen.
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---