- von Peter Maushagen
Brüssel (Reuters) - Frankfurt zieht bei der Vergabe des künftigen Sitzes der EU-Bankenaufsicht EBA den Kürzeren.
Die in London ansässige Behörde, die wegen des Brexit umziehen muss, gehe nach Paris, teilten die EU-Länder in Brüssel am Montagabend nach einer Abstimmung mit. Frankfurt habe es zwar zusammen mit Paris und Dublin in die zweite Runde der geheimen Wahl geschafft, sei dann aber mit nur wenigen Punkten ausgeschieden, sagten mehrere mit der Sache vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Insgesamt beworben hatten sich acht Städte.
Die rund 160 Mitarbeiter der EU-Behörde verfassen und koordinieren die Regeln für alle Geldhäuser in der Staatengemeinschaft. Wegen des Ausstiegs Großbritanniens aus der EU muss das Haus jedoch in eines der anderen Mitgliedsländer ziehen. Aus dem gleichen Grund wird die Arzneimittelaufsicht (EMA) nach Amsterdam verlegt. Auch hier kam Deutschland mit der Bewerbung von Bonn nicht zum Zuge.
Die Niederlage wird Frankfurt nach Aussagen des Bankenverbands nicht von seinem Kurs abbringen. "Durch den Brexit wird die Stadt als Finanzplatz noch weiter an Bedeutung gewinnen, ganz unabhängig von der heutigen Entscheidung", sagte Präsident Hans-Walter Peters. Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier bedauerte die Niederlage. "Die Bundesregierung hat mit Frankfurt eine sehr gute Bewerbung abgegeben, die wir gern und nach Kräften unterstützt haben."
Der Umzug der EBA ist für die Städte auch deshalb so attraktiv, weil sich ihm voraussichtlich zuletzt noch unentschlossene Großbanken mit Tausenden Mitarbeitern anschließen dürften. Frankfurt warb seit Monaten intensiv um diese sogenannten "Brexit-Flüchtlinge" aus der Finanzbranche. Auch die bisherige schwarz-rote Bundesregierung machte sich für Frankfurt als neuen EBA-Standort stark.