Die Aktie des Schweizer Lebensmittelgiganten Nestlé (WKN: A0Q4DC) ist innerhalb der letzten Monate um beachtliche 12 % gestiegen. Notierte die Aktie Anfang Juni noch bei 63,20 Euro, finden wir sie gegenwärtig bei einem Kurs von 71,20 Euro (27.09.2018) wieder. Nicht schlecht, vor allem nicht für einen so durch und durch defensiven und gemütlichen Vertreter wie Nestlé.
So mancher Anleger fragt sich nun aber möglicherweise, ob Nestlé nach diesem Anstieg überhaupt noch so seine Reize besitzt. Um das beurteilen zu können, werfen wir zunächst einen Blick auf das, was die Nestlé-Aktie zuletzt beflügelt haben könnte.
Nestlé stellt sich auf den Prüfstand und verbessert die Margen Ein erster Grund für den Anstieg der letzten Wochen könnte in Nestlés strategischer Ausrichtung liegen. Derzeit versuchen die Schweizer, an ihren Profitabilitätskennzahlen zu deixeln, und überprüfen aus diesem Grund ihre Produktionsstandorte und ihr Markenportfolio.
Bis zum Jahr 2020 soll durch die damit einhergehenden Standortüberprüfungen und Portfolioanpassungen letztlich die operative Marge von 14,7 % auf 18,5 % gesteigert werden, was im Umkehrschluss natürlich zu besseren Ertragskennzahlen führen soll.
Zum ersten Halbjahr des aktuellen Geschäftsjahres schien Nestlé hier übrigens bereits auf einem guten Weg zu sein. Aus Konzernsicht konnten die Schweizer für diesen Zeitraum eine operative Marge von 16,1 % vorweisen. Es scheint daher, dass das derzeitige Prüfkonzept bereits erste Erfolge vorweisen kann.
Interessant ist eine weiterhin steigende Marge vor allem in Anbetracht des doch eher moderaten Umsatzwachstums, das Nestlé innerhalb der letzten Quartale und Jahre an den Tag gelegt hat. Zwar konnte Nestlé hier fast immer im niedrigen einstelligen Prozentbereich wachsen, größere Sprünge bei Umsatz und dadurch auch bei Gewinn, Ergebnis und Cashflow waren jedoch in der Regel nicht drin.
Wenn die Schweizer daher nun konsequent innerhalb der nächsten Quartale profitabler werden und so ein größerer Anteil der Erlöse beim Ergebnis beziehungsweise bei den Gewinnen ankommt, könnte Nestlé auch weiterhin bei wichtigen Ertragskennzahlen Steigerungen erzielen, ohne aus Umsatzsicht brillieren zu müssen. Eine Aussicht, die vielen Aktionären in Anbetracht des besagten moderaten Umsatzwachstums durchaus gefallen dürfte.
Fokus auf die wichtigen Marken Des Weiteren haben die Schweizer vermehrt begonnen, sich auf ihre starken Marken im Produktportfolio zu konzentrieren. Besonders erwähnenswert ist hier wohl Nestlés Geschäft mit Kaffee.
Nicht nur, dass Nestlé sich umfangreiche Rechte am sogenannten Retailgeschäft des bekannten Kaffeerösters Starbucks (NASDAQ:SBUX) gesichert hat. Nein, es möchte zudem auch wieder seine eigenen teuren Kaffeekapseln unter der Marke Nespresso auf Vordermann bringen. Mit neuen Riesenkapseln unter dem Namen Venturo konnte Nespresso bereits in den USA wieder verstärkt Erfolge feiern – und hier den Kaffeeumsatz innerhalb von vier Jahren auf rund eine Milliarde US-Dollar verdreifachen. Es scheint daher, als hätte Nestlé in diesem Bereich den richtigen (Kaffee-)Geschmack der Kunden getroffen.
Insgesamt könnte in diesem Segment für Nestlé ein sehr margenstarkes und weiterhin wachsendes Geschäftsfeld lauern. Denn die Kaffeekapseln erfreuen sich nach wie vor einer großen Beliebtheit und mit Starbucks konnten die Schweizer zudem eine starke Marke für das eigene Produktportfolio gewinnen. Beides könnte sich langfristig durchaus bezahlt machen.
Nestlé scheint vieles richtig zu machen Es scheint daher, als würde Nestlé zurzeit vieles richtig machen. Die Schweizer trennen sich von wenig profitablen Standorten und Marken, fokussieren sich auf lohnende Segmente und verfolgen insgesamt eine Strategie, die das Unternehmen und die Aktie langfristig nach vorne bringen könnte.
Ob diese Aspekte allein maßgeblich für den imposanten Kursanstieg der letzten Wochen gewesen sind, darüber lässt sich natürlich streiten. Es könnte selbstverständlich auch daran liegen, dass die Märkte wieder zunehmend unruhiger werden und so mancher Anleger den sicheren Hafen Nestlé als Lebensmittelgigant schätzt.
Sofern Nestlé jedoch auch weiterhin an seinen strategischen Zielen schraubt, könnte sich hier nach wie vor für alle sicherheitsbedürftigen Investoren eine attraktive Gelegenheit bieten. Denn nicht zuletzt hat Nestlé auch aus Dividendensicht so einiges zu bieten.
Vincent besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Starbucks. The Motley Fool empfiehlt Nestle.