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Veröffentlicht am 25.06.2012, 19:31
Börsen-Zeitung: Schulden ohne Haftung, Kommentar zur Diskussion um die

Einführung von Deutschland-Anleihen, von Angela Wefers.

Frankfurt (ots) - Als 'intelligentes Schuldenmanagement' verkaufen

Bund und Länder die alte Idee, Gemeinschaftsanleihen aufzulegen. Noch

jüngst hatte die Bundesregierung den Vorschlag so genannter

Deutschland-Bonds mit Abscheu und Empörung sowie unter Hinweis auf

das verfassungsrechtliche Verbot der gemeinsamen Verschuldung

zurückgewiesen. Nun hat die nötige Zustimmung einer

Zweidrittelmehrheit der Länder zum Europäischen Fiskalpakt und dem

Rettungsschirm ESM alles flugs geändert. Bund und Länder wollen die

technischen Einzelheiten einer gemeinsamen Emission prüfen und 2013

den ersten Deutschland-Bond emittieren.

Die Bundesregierung, die sich in Europa vehement gegen die

Euroland-Bonds stemmt, vollzieht nun im Kleinen, was sie im Großen

strikt ablehnt. Falsch! - erwidert das Bundesfinanzministerium. Denn

es gehe gerade nicht um gesamtschuldnerische Haftung, bei der jeder

Schuldner für das Ganze geradestehen muss. Vielmehr soll jeder

Teilemittent für seinen individuellen Anteil haften. Dies ist zwar in

der Tat ein anderes Konstrukt als es die Befürworter von

Euroland-Bonds anstreben, allerdings auch etwas für Feinschmecker.

Man stelle sich nur die Vertreter der Finanzagentur vor, wie sie

Investoren in Asien in die Feinheiten des föderalen deutschen

Finanzausgleichs einweihen, um sie von der Qualität des neuen

Finanzmarktprodukts zu überzeugen. Ähnliches steht Kanzlerin Angela

Merkel bevor, nur mit umgekehrten Vorzeichen, wenn sie ihren

Amtskollegen aus Frankreich, Italien oder Spanien erneut erklären

muss, warum sie keine Euroland-Bonds will, obwohl sie

Deutschland-Bonds billigt. Während die Finanzagentur dafür werben

muss, dass Bund-Länder-Jumbos quasi ebenso sicher sind wie

Bundesanleihen, muss Merkel politisch mit dem strengen Grundsatz der

finanziellen Unabhängigkeit von Bund und Ländern argumentieren, die

keine Gemeinschaftshaftung zulässt. Viel Spaß, kann man da nur

wünschen.

Der Deutschland-Bond wird genau das sein, was seine Kritiker

befürchten: nicht intelligent, sondern das Einfallstor für den

Euroland-Bond. Denn wie sieht der Ernstfall aus? Auf dem Papier

könnte zwar auch ein deutsches Bundesland insolvent werden. Faktisch

hängen aber die Haushaltsnotlagen-Länder am Tropf. Berlin, Bremen,

Saarland, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein erhalten bis 2020

finanzielle Unterstützung von Bund und der Ländergemeinschaft, um die

Schuldenbremse einzuhalten. Daran wird sich auch nach 2020 kaum etwas

ändern.

(Börsen-Zeitung, 26.6.2012)

Originaltext: Börsen-Zeitung

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