FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 12. März 2014. Der DAX geht auf Tauchstation, die Anleger bleiben gelassen. Zumindest die Professionellen jedenfalls. Spannende Frage ist, worauf sie warten.
Im Gegensatz zu der sehr positiven Entwicklung zu Beginn des vergangenen Monats kann der Start in den März für den DAX kaum als gelungen bezeichnet werden. Die Zahl der Handelssitzungen, an denen sich der deutsche Leitindex mit einem Minus aus dem Handel verabschiedet hat, überwiegt mit 3 zu 1 die Gewinnertage deutlich. Auch zum Allzeithoch, das vor zwei Wochen noch in greifbarer Nähe lag, ist der DAX wieder merklich auf Distanz gegangen. Somit schuf der Markt nicht gerade die beste Voraussetzung für eine fröhliche Party.
In der Berichtswoche feierte die DAX-Hausse ihr fünfjähriges Bestehen. Feierlaune wollte aber angesichts der schwachen Kursentwicklung und des weltweit eingetrübten politischen und konjunkturellen Umfelds nicht wirklich aufkommen. Abgesehen von der recht undurchsichtigen Lage in der Ukraine, entpuppt sich der einstige Weltwirtschaftsmotor China zunehmend als Sorgenkind. Die schwachen Exportdaten, die am Wochenende aus Peking gemeldet wurden, drückten chinesische Aktien sowie den Kupferpreis auf Mehrjahrestiefs.
Die fallenden Kurse in Fernost waren aber nicht das Einzige, das für Unruhe bei Finanzmarktakteuren sorgte. Die Tatsache, dass der chinesische Bondmarkt seinen ersten Zahlungsausfall zu verzeichnen hatte - bei der Unternehmensanleihe eines Solartechnikausrüsters wurde der Kupon nicht bedient - wog ebenfalls schwer.
Die Stimmung der von der Börse Frankfurt wöchentlich befragten Akteuren hat indes nicht sichtbar gelitten. Dies hängt aber sicherlich nicht damit zusammen, dass die Panel-Teilnehmer sich der Gefahr, die von den zuvor beschriebenen Ereignissen ausgeht, nicht bewusst sind oder gar die möglichen Konsequenzen verkennen. Der Grund, warum sich die Stimmung in den vergangenen beiden Wochen kaum verändert hat ist viel simpler: Eine große Zahl der Befragten hat Vorsichtsmaßnahmen bereits vor einiger Zeit getroffen. Die Zahl der Bären (34 Prozent) liegt zwar immer noch klar unterhalb der der Bullen (42 Prozent). Im Prinzip wurde diesmal aber nur die gleichmäßige Abwanderung der Optimisten und Pessimisten, über die wir vergangene Woche berichteten, wieder rückgängig gemacht. Somit ergab sich lediglich eine leichte Polarisierung. Unser Bull/Bear-Index erfuhr dadurch erneut eine geringe Verschiebung nach unten.
Private reagieren mit Verzögerung
Bei den Privatanlegern hat der Optimismus hingegen gelitten. Unser Bull/Bear-Index sank auf 55,8 Punkte und damit in die Nähe des Stimmungspegels der Institutionellen, was gleichzeitig Jahrestiefstand für die Privaten bedeutet.
Seit drei Wochen verweilt der Bull/Bear-Index in einer engen Bandbreite, was ein Abwarten der Akteure signalisiert. Somit stellt sich die berechtigte Frage, auf was die Anleger eigentlich warten. Wir vermuteten bislang, dass sie Abschläge in Richtung 9.200 DAX-Zähler im Auge haben, um dann wieder einzusteigen. Aber offensichtlich lauern die meisten auf noch niedrigere Kurse - was vielleicht auch mit dem Jahrestief aus Februar, knapp oberhalb der 9.070er Marke zu tun haben könnte. Jenes liegt nicht nur für alle gut sichtbar im gegenwärtigen Aktionsradius des DAX, es stellt für einige Marktteilnehmer auch einen wichtigen Referenzpunkt dar. Wir vermuten aber, dass die stärkste Nachfrage im Ernstfall erst unterhalb der 9.000er Schwelle zu finden sein wird.
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von Gianni Hirschmüller, cognitrend für boerse-frankfurt.de
© 12. März 2014
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