FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 23. Dezember 2011. Kurz vor den Feiertagen platziert die spanische Regierung mit Erfolg neue Geldmarktpapiere zu deutlich niedrigeren Zinsen als zuvor, auch bei Unternehmensanleihen von Air Berlin und Porsche wächst das Interesse der Anleger wieder.
Vorweihnachtlich geruhsam geht es in dieser Woche im Handel mit Anleihen den Händlern zufolge zu. Marktbeherrschendes Thema war laut Arthur Brunner der erste von zwei Dreijahrestendern der Europäischen Zentralbank. Die Rekordzuteilung in Höhe von 489 Milliarden Euro an den europäischen Bankensektor hätte zunächst Misstrauen hervorgerufen und den Bund-Future beflügelt. 'Damit konnte das deutsche Rentenbarometer die bis Wochenmitte angefallenen Verluste wieder wettmachen', bemerkt der Händler von ICF Kursmakler. 'Früher hätten Anleger aufgrund der zu erwartenden Geldschwemme Risikopositionen aufgebaut.' Derzeit verknüpften Investoren einen erhöhten Liquiditätsbedarf eher mit zunehmenden Risiken.
Entspannung bleibt aus
Mit Blick auf den Jahresbeginn bleiben dem Rentenmarkt der Helaba zufolge die Sorgen über die europäische Staatsschuldenkrise erst einmal erhalten. Dazu beitragen werde die beginnende Rezession in Italien. Zudem zeichne sich eine weitere Verzögerung bei der Umsetzung der Reformen in Griechenland ab. 'Markteilnehmer positionieren sich bereits für den Jahresbeginn', beobachtet die Hessische Landesbank. Allein im Januar und Februar liege der Finanzierungsbedarf von Spanien und Italien bei 200 Milliarden Euro. 'Im Euroraum insgesamt werden im ersten Quartal 2012 Anleihen in Höhe von 300 Milliarden Euro fällig', berichtet Brunner.
Misstrauen unter den Banken wächst
Die dadurch entstehenden Finanzlücken werde so manche Bank vermutlich partiell aus den günstigen EZB-Mitteln bedienen. 'Erhofft hatte sich die Politik indes, dass die Banken teils in die höher verzinslichen Staatsanleihen der kriselnden Euroländer investieren würden', meint Brunner. Wie groß das Misstrauen unter den Banken mittlerweile ist, sei auch am Anstieg der Übernachteinlagen bei der EZB auf 347 Milliarden Euro allein am Donnerstag dieser Woche zu erkennen. Der Zins von 0,25 Prozent liege deutlich unter dem Satz, den die Banken untereinander zahlen. 'Man traut bei großen Summen derzeit offenbar nur der EZB', schließt Brunner daraus.
Niedrigere Zinsen für Spanien
Die positiven Nachrichten aus Spanien halten an. Das Land habe zu Wochenbeginn Geldmarktpapiere in Höhe von knapp 6 Milliarden Euro problemlos zu deutlich niedrigeren Zinsen als zuvor platziert. Dennoch bleibe der Druck auf Italien und Spanien unverändert hoch. Die Renditen bestehender Staatsanleihen haben sich der HSH Nordbank zufolge zuletzt wieder erhöht. Zehnjährige italienische Anleihen lägen beispielsweise erneut knapp unter der Marke von 7 Prozent. Um weiter steigende Renditen zu verhindern werde die Europäische Zentralbank erneut mit Anleihekäufen am Markt eingreifen, wie die HSH Nordbank vermutet.
Anleger spekulieren auf Griechenlandbonds
Rege gehandelt würden derzeit in Kürze auslaufende Hellenen-Bonds. 'Die Phantasie der Anleger ist hoch', meldet Gregor Daniel. Die einen hofften gar auf eine Auszahlung von 100 Prozent bei im kommenden Jahr fällig werdende Bonds (WKNs A0LN5U, A0T6US). Andere setzten auf die Umsetzung des freiwilligen Verzichts und deckten sich ein, solange der Kurs unter 50 Prozent liegt. Von einer deutlichen Nachfrage insbesondere von Privatanlegern spricht ein Händler der Hellwig Wertpapierhande zudem bei einer im Mai kommenden Jahres fällig werdende Griechenlandanleihe (WKN 830275).'Es geht wild hin und her', schließt der Händler der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank.
Unternehmensanleihen gesucht
Investoren deckten sich in dieser Woche mit ausgesuchten Unternehmensanleihen ein, wie Arthur Brunner berichtet. Käufe gebe es beispielsweise in einer Anleihe von Porsche (WKN A0GMHG) mit einer Restlaufzeit bis Juni 2016 und einer aktuellen Rendite von 2,919 Prozent. Zudem verbucht ICF Kursmakler Anlegerinteresse an einer Neuemission von Akzo (WKN A1GX90) mit einem Kupon von 4 Prozent und einer Fälligkeit im November 2018.
Mit Blick auf den voraussichtlichen Einstieg von Etihad Airways bei Air Berlin engagieren sich Investoren laut Daniel in Bonds der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft. Anleger interessierten sich zum Beispiel für eine im November 2014 fällig werdende Air Berlin-Anleihe (WKN AB100C) mit einem Kupon von 11,5 Prozent.
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© 23. Dezember 2011 / Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Vorweihnachtlich geruhsam geht es in dieser Woche im Handel mit Anleihen den Händlern zufolge zu. Marktbeherrschendes Thema war laut Arthur Brunner der erste von zwei Dreijahrestendern der Europäischen Zentralbank. Die Rekordzuteilung in Höhe von 489 Milliarden Euro an den europäischen Bankensektor hätte zunächst Misstrauen hervorgerufen und den Bund-Future beflügelt. 'Damit konnte das deutsche Rentenbarometer die bis Wochenmitte angefallenen Verluste wieder wettmachen', bemerkt der Händler von ICF Kursmakler. 'Früher hätten Anleger aufgrund der zu erwartenden Geldschwemme Risikopositionen aufgebaut.' Derzeit verknüpften Investoren einen erhöhten Liquiditätsbedarf eher mit zunehmenden Risiken.
Entspannung bleibt aus
Mit Blick auf den Jahresbeginn bleiben dem Rentenmarkt der Helaba zufolge die Sorgen über die europäische Staatsschuldenkrise erst einmal erhalten. Dazu beitragen werde die beginnende Rezession in Italien. Zudem zeichne sich eine weitere Verzögerung bei der Umsetzung der Reformen in Griechenland ab. 'Markteilnehmer positionieren sich bereits für den Jahresbeginn', beobachtet die Hessische Landesbank. Allein im Januar und Februar liege der Finanzierungsbedarf von Spanien und Italien bei 200 Milliarden Euro. 'Im Euroraum insgesamt werden im ersten Quartal 2012 Anleihen in Höhe von 300 Milliarden Euro fällig', berichtet Brunner.
Misstrauen unter den Banken wächst
Die dadurch entstehenden Finanzlücken werde so manche Bank vermutlich partiell aus den günstigen EZB-Mitteln bedienen. 'Erhofft hatte sich die Politik indes, dass die Banken teils in die höher verzinslichen Staatsanleihen der kriselnden Euroländer investieren würden', meint Brunner. Wie groß das Misstrauen unter den Banken mittlerweile ist, sei auch am Anstieg der Übernachteinlagen bei der EZB auf 347 Milliarden Euro allein am Donnerstag dieser Woche zu erkennen. Der Zins von 0,25 Prozent liege deutlich unter dem Satz, den die Banken untereinander zahlen. 'Man traut bei großen Summen derzeit offenbar nur der EZB', schließt Brunner daraus.
Niedrigere Zinsen für Spanien
Die positiven Nachrichten aus Spanien halten an. Das Land habe zu Wochenbeginn Geldmarktpapiere in Höhe von knapp 6 Milliarden Euro problemlos zu deutlich niedrigeren Zinsen als zuvor platziert. Dennoch bleibe der Druck auf Italien und Spanien unverändert hoch. Die Renditen bestehender Staatsanleihen haben sich der HSH Nordbank zufolge zuletzt wieder erhöht. Zehnjährige italienische Anleihen lägen beispielsweise erneut knapp unter der Marke von 7 Prozent. Um weiter steigende Renditen zu verhindern werde die Europäische Zentralbank erneut mit Anleihekäufen am Markt eingreifen, wie die HSH Nordbank vermutet.
Anleger spekulieren auf Griechenlandbonds
Rege gehandelt würden derzeit in Kürze auslaufende Hellenen-Bonds. 'Die Phantasie der Anleger ist hoch', meldet Gregor Daniel. Die einen hofften gar auf eine Auszahlung von 100 Prozent bei im kommenden Jahr fällig werdende Bonds (WKNs A0LN5U, A0T6US). Andere setzten auf die Umsetzung des freiwilligen Verzichts und deckten sich ein, solange der Kurs unter 50 Prozent liegt. Von einer deutlichen Nachfrage insbesondere von Privatanlegern spricht ein Händler der Hellwig Wertpapierhande zudem bei einer im Mai kommenden Jahres fällig werdende Griechenlandanleihe (WKN 830275).'Es geht wild hin und her', schließt der Händler der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank.
Unternehmensanleihen gesucht
Investoren deckten sich in dieser Woche mit ausgesuchten Unternehmensanleihen ein, wie Arthur Brunner berichtet. Käufe gebe es beispielsweise in einer Anleihe von Porsche (WKN A0GMHG) mit einer Restlaufzeit bis Juni 2016 und einer aktuellen Rendite von 2,919 Prozent. Zudem verbucht ICF Kursmakler Anlegerinteresse an einer Neuemission von Akzo (WKN A1GX90) mit einem Kupon von 4 Prozent und einer Fälligkeit im November 2018.
Mit Blick auf den voraussichtlichen Einstieg von Etihad Airways bei Air Berlin engagieren sich Investoren laut Daniel in Bonds der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft. Anleger interessierten sich zum Beispiel für eine im November 2014 fällig werdende Air Berlin-Anleihe (WKN AB100C) mit einem Kupon von 11,5 Prozent.
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© 23. Dezember 2011 / Iris Merker
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