FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Nicht nur der DAX erklimmt im Moment fast vergessene Höhen, auch die Börsen in den USA und Japan haussieren. Während sich Goldman Sachs nach heftigen Anschuldigungen eines Mitarbeiters um Schadensbegrenzung bemüht, wirkt sich das schlechte Stresstestergebnis der Citigroup kaum aus.
Jubelstimmung an den Börsen: Seit gut einer Woche überholen Aktien wieder. 'Der DAX ist über 7.000 gestiegen, der Dow Jones deutlich über 13.000 und der Nikkei über 10.000 Punkte', erklärt Jan Vrbsky von der Baader Bank. Das trübe Bild, das noch vor zwei Monaten von der Weltwirtschaft gezeichnet worden sei, sei nun passé. 'Die Risikobereitschaft ist gestiegen, Anleger verkaufen Anleihen aus Deutschland und den USA sowie ihr Gold und kaufen Aktien.'
Die expansive US-Geldpolitik sorgt weiterhin für gute Laune', meint auch Walter Vorhauser von Close Brothers Seydler. An der US-Technologiebörse Nasdaq seien wieder die Höchststände von 2001 erreicht worden. 'Im Unterschied zu damals fahren die Unternehmen jetzt aber tatsächlich Gewinne ein. Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse sind nicht übertrieben.' Vorhauser zufolge haben Aktien immer noch Potenzial. 'Viele Technologiewerte sind unterbewertet.'
In Europa sorge die sich abzeichnende Ablehnung einer Finanztransaktionssteuer für positive Impulse. Neben Großbritannien und Schweden äußerten nun auch andere Länder, etwa Dänemark, Zweifel. 'Die europaweite Einführung wird unwahrscheinlicher.' Bei einem Treffen der EU-Finanzminister in dieser Woche war es zu keiner Einigung gekommen, nun sollen die wirtschaftlichen Folgen der Besteuerung von Finanztransaktionen genauer geprüft werden.
Abermals Kratzer am Goldman-Image
Wie eine Bombe schlug der Zeitungsbeitrag von Goldman Sachs-Mitarbeiter Greg Smith am gestrigen Mittwoch an der Wall Street ein und schickte die Aktie der Investmentbank (WKN 920332) gen Süden. 'Goldman büßte in New York mehr als 3 Prozent ein', berichtet Vrbsky.
Smith wirft seinem Arbeitgeber Abzocke und Profitgier vor, Mitarbeiter hätten Kunden als 'Muppets', bezeichnet, übersetzbar als 'Vollidiot'. 'Für Goldman ist das ein großer Imageschaden, jetzt werden Rücktritte im Management erwartet', erklärt Vrbsky. Immerhin basiere das Geschäft auf Vertrauen. Allerdings ist der Händler nicht davon überzeugt, dass die Abrechnung der Aktie dauerhaft schaden kann. Der Dividendentitel hat in den vergangenen vier Wochen um fast 9 Prozent zugelegt. 'Das ist deutlich überdurchschnittlich.'
Citigroup steckt Stresstest gut weg
Nur einen kurzen Dämpfer erhielt am Dienstag die Aktie der Citigroup (WKN A1H92V) nach der Veröffentlichung der Ergebnisse des jüngsten Banken-Stresstests, durchgeführt von der US-Notenbank. 'Die Citigroup hat nicht so gut abgeschnitten', erklärt Vorhauser. Die geplante Dividendenerhöhung und der Aktienrückkauf seien von der Fed abgelehnt worden. 'Die Aktie hat nachbörslich verloren, hat sich dann aber schnell wieder gefangen', meldet der Händler. Anleger seien offenbar davon überzeugt, dass die Kapitalausstattung der US-Banken gar nicht so schlecht sei - gerade auch im Vergleich mit europäischen Adressen. Aktuell geht die Citigroup-Aktie zu 27 Euro über den Tisch, Anfang der Woche waren es 26 Euro.
Pernod im Minus
Federn lassen muss die Pernod Ricard-Aktie (WKN 853373). 'Die Group Bruxelles Lambert hat ihre Beteiligung an Pernod Ricard reduziert und Aktien zu 80,50 Euro verkauft', erklärt Vrbsky. Allerdings halte das Unternehmen weiterhin 7,5 Prozent am französischen Spirituosen- und Weinkonzern und bleibe auch im Aufsichtsrat. Der Dividendentitel kostet heute 80,50 Euro, gestern waren es noch 82,25 Euro.
Zodiac im Plus
Anteilseigner von Zodiac Aerospace (WKN 876382) können hingegen frohlocken: Der französische Zulieferer für die Luftfahrtindustrie mit Kunden wie Boeing oder Airbus, hat am gestrigen Mittwoch aktuelle Zahlen für das erste Halbjahr 2011/12 veröffentlicht. Der Umsatz sei um 20 Prozent nach oben geklettert, außerdem habe das Unternehmen einen positiven Ausblick für das Gesamtjahr gegeben. 'Das Volumen an bestellten Flugzeugen steigt. Das kommt auch Zodiac zugute', erläutert Vrbsky. Die Aktie hat heute um 4 Prozent auf 80 Euro zugelegt, Anfang März waren es noch 72 Euro.
Tencent weiter im Aufwind
Mit Kursgewinnen reagierte die Aktie des chinesischen Internetunternehmens Tencent (WKN A0YAJU) auf die jüngsten Quartalszahlen. 'Tencent konnte im Schlussquartal den Umsatz um 43 Prozent und den Nettogewinn um 15 Prozent steigern', berichtet Vorhauser. Damit seinen die Analystenerwartungen übertroffen worden. Tencent profitiere vor allem von seinem gut laufenden Instant Massaging-Netzwerk QQ, das mittlerweile 400 Millionen Nutzer habe, und vom erfolgreichen Onlinespiel 'League of legends'. Die Aktie, die sich ohnehin seit Mitte Dezember in einem stetigen Aufwärtstrend befindet, legte nach Bekanntgabe der Zahlen am gestrigen Mittwoch nochmals um 5 Prozent zu und wird heute zu 20,80 Euro gehandelt.
Swatch trumpft mit Edelmarken auf
Von Krisenstimmung kann beim Schweizer Uhrenkonzerns Swatch im Moment nicht die Rede sein - und das trotz des starken Franken. 'Das einzige Problem von Swatch sind Kapazitätsengpässe', kommentiert Vorhauser. Der Konzern, zu dem auch Luxusmarken wie Breguet, Omega und Tissot gehören, habe im vergangenen Jahr abermals einen Umsatzrekord erzielt und zeige sich auch für 2012 ausgesprochen optimistisch. 'Der Umsatz kletterte 2011 um 10,9 Prozent auf 7,14 Milliarden Euro.' Hauptabnehmerland sei China, doch auch das Geschäft in den USA und Europa laufe gut. Aktionäre können sich jedenfalls freuen: Die Aktie (WKN 865126) kletterte von 350 Schweizer Franken am vergangenen Freitag auf aktuell 360 Franken, damit ist sie in den letzten drei Monaten um 33 Prozent gestiegen.
© 15. März 2012 / Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Jubelstimmung an den Börsen: Seit gut einer Woche überholen Aktien wieder. 'Der DAX ist über 7.000 gestiegen, der Dow Jones deutlich über 13.000 und der Nikkei über 10.000 Punkte', erklärt Jan Vrbsky von der Baader Bank. Das trübe Bild, das noch vor zwei Monaten von der Weltwirtschaft gezeichnet worden sei, sei nun passé. 'Die Risikobereitschaft ist gestiegen, Anleger verkaufen Anleihen aus Deutschland und den USA sowie ihr Gold und kaufen Aktien.'
Die expansive US-Geldpolitik sorgt weiterhin für gute Laune', meint auch Walter Vorhauser von Close Brothers Seydler. An der US-Technologiebörse Nasdaq seien wieder die Höchststände von 2001 erreicht worden. 'Im Unterschied zu damals fahren die Unternehmen jetzt aber tatsächlich Gewinne ein. Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse sind nicht übertrieben.' Vorhauser zufolge haben Aktien immer noch Potenzial. 'Viele Technologiewerte sind unterbewertet.'
In Europa sorge die sich abzeichnende Ablehnung einer Finanztransaktionssteuer für positive Impulse. Neben Großbritannien und Schweden äußerten nun auch andere Länder, etwa Dänemark, Zweifel. 'Die europaweite Einführung wird unwahrscheinlicher.' Bei einem Treffen der EU-Finanzminister in dieser Woche war es zu keiner Einigung gekommen, nun sollen die wirtschaftlichen Folgen der Besteuerung von Finanztransaktionen genauer geprüft werden.
Abermals Kratzer am Goldman-Image
Wie eine Bombe schlug der Zeitungsbeitrag von Goldman Sachs-Mitarbeiter Greg Smith am gestrigen Mittwoch an der Wall Street ein und schickte die Aktie der Investmentbank (WKN 920332) gen Süden. 'Goldman büßte in New York mehr als 3 Prozent ein', berichtet Vrbsky.
Smith wirft seinem Arbeitgeber Abzocke und Profitgier vor, Mitarbeiter hätten Kunden als 'Muppets', bezeichnet, übersetzbar als 'Vollidiot'. 'Für Goldman ist das ein großer Imageschaden, jetzt werden Rücktritte im Management erwartet', erklärt Vrbsky. Immerhin basiere das Geschäft auf Vertrauen. Allerdings ist der Händler nicht davon überzeugt, dass die Abrechnung der Aktie dauerhaft schaden kann. Der Dividendentitel hat in den vergangenen vier Wochen um fast 9 Prozent zugelegt. 'Das ist deutlich überdurchschnittlich.'
Citigroup steckt Stresstest gut weg
Nur einen kurzen Dämpfer erhielt am Dienstag die Aktie der Citigroup (WKN A1H92V) nach der Veröffentlichung der Ergebnisse des jüngsten Banken-Stresstests, durchgeführt von der US-Notenbank. 'Die Citigroup hat nicht so gut abgeschnitten', erklärt Vorhauser. Die geplante Dividendenerhöhung und der Aktienrückkauf seien von der Fed abgelehnt worden. 'Die Aktie hat nachbörslich verloren, hat sich dann aber schnell wieder gefangen', meldet der Händler. Anleger seien offenbar davon überzeugt, dass die Kapitalausstattung der US-Banken gar nicht so schlecht sei - gerade auch im Vergleich mit europäischen Adressen. Aktuell geht die Citigroup-Aktie zu 27 Euro über den Tisch, Anfang der Woche waren es 26 Euro.
Pernod im Minus
Federn lassen muss die Pernod Ricard-Aktie (WKN 853373). 'Die Group Bruxelles Lambert hat ihre Beteiligung an Pernod Ricard reduziert und Aktien zu 80,50 Euro verkauft', erklärt Vrbsky. Allerdings halte das Unternehmen weiterhin 7,5 Prozent am französischen Spirituosen- und Weinkonzern und bleibe auch im Aufsichtsrat. Der Dividendentitel kostet heute 80,50 Euro, gestern waren es noch 82,25 Euro.
Zodiac im Plus
Anteilseigner von Zodiac Aerospace (WKN 876382) können hingegen frohlocken: Der französische Zulieferer für die Luftfahrtindustrie mit Kunden wie Boeing oder Airbus, hat am gestrigen Mittwoch aktuelle Zahlen für das erste Halbjahr 2011/12 veröffentlicht. Der Umsatz sei um 20 Prozent nach oben geklettert, außerdem habe das Unternehmen einen positiven Ausblick für das Gesamtjahr gegeben. 'Das Volumen an bestellten Flugzeugen steigt. Das kommt auch Zodiac zugute', erläutert Vrbsky. Die Aktie hat heute um 4 Prozent auf 80 Euro zugelegt, Anfang März waren es noch 72 Euro.
Tencent weiter im Aufwind
Mit Kursgewinnen reagierte die Aktie des chinesischen Internetunternehmens Tencent (WKN A0YAJU) auf die jüngsten Quartalszahlen. 'Tencent konnte im Schlussquartal den Umsatz um 43 Prozent und den Nettogewinn um 15 Prozent steigern', berichtet Vorhauser. Damit seinen die Analystenerwartungen übertroffen worden. Tencent profitiere vor allem von seinem gut laufenden Instant Massaging-Netzwerk QQ, das mittlerweile 400 Millionen Nutzer habe, und vom erfolgreichen Onlinespiel 'League of legends'. Die Aktie, die sich ohnehin seit Mitte Dezember in einem stetigen Aufwärtstrend befindet, legte nach Bekanntgabe der Zahlen am gestrigen Mittwoch nochmals um 5 Prozent zu und wird heute zu 20,80 Euro gehandelt.
Swatch trumpft mit Edelmarken auf
Von Krisenstimmung kann beim Schweizer Uhrenkonzerns Swatch im Moment nicht die Rede sein - und das trotz des starken Franken. 'Das einzige Problem von Swatch sind Kapazitätsengpässe', kommentiert Vorhauser. Der Konzern, zu dem auch Luxusmarken wie Breguet, Omega und Tissot gehören, habe im vergangenen Jahr abermals einen Umsatzrekord erzielt und zeige sich auch für 2012 ausgesprochen optimistisch. 'Der Umsatz kletterte 2011 um 10,9 Prozent auf 7,14 Milliarden Euro.' Hauptabnehmerland sei China, doch auch das Geschäft in den USA und Europa laufe gut. Aktionäre können sich jedenfalls freuen: Die Aktie (WKN 865126) kletterte von 350 Schweizer Franken am vergangenen Freitag auf aktuell 360 Franken, damit ist sie in den letzten drei Monaten um 33 Prozent gestiegen.
© 15. März 2012 / Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)