FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 27. März 2012. Angesichts fallender Aktienkurse gingen ETF-Anleger in der vergangenen Woche lieber in den Standby-Modus. Wenn gekauft wurde, dann eher Solides. Darunter fallen neben Indexfonds mit Bundesanleihen aber mittlerweile auch durchaus wieder solche mit deutschen Dividendentiteln.
Die zuletzt deutlich gestiegene Risikofreude der Anleger erhielt in der vergangenen Woche einen Dämpfer: Nach schwachen Einkaufsmanagerindizes in der Eurozone und auch in China ging es abwärts an den Aktienmärkten, Anleger wandten sich wieder den 'sicheren Häfen' zu. Das machte sich auch im ETF-Handel bemerkbar.
'Die vergangene Woche war eher von Abgaben geprägt', erklärt Alexander Kuppler von der Deutschen Bank. 'Erst Ende der Woche kamen wieder mehr Käufer in den Markt.' 'Anleger trennten sich von risikobehafteten Investitionen, etwa Schwellenländer-ETFs', meint Andreas Bartels von der Commerzbank. Um eine Flucht im großen Stil handelte es sich allerdings nicht. 'Das Handelsaufkommen war schwach', meldet etwa Gregor Hamme von der Unicredit Group. 'Die Umsätze waren in den letzten fünf Handelstagen eher mittelmäßig', meint auch Florian Perini von Flow Traders.
Nur kurze Unterbrechung
Seit dem gestrigen Montag sieht es allerdings so aus, als wäre der Kurseinbruch der Vorwoche nur ein kurzes Intermezzo gewesen. Der DAX legte bereits gestern zu, heute geht es weiter aufwärts. Es fehlt nicht mehr viel, dann ist das Jahreshoch wieder erreicht. 'Ein zufriedenstellender ifo-Index und Bernankes Ansprache mit Hinweis auf eine Fortsetzung der Politik des billigen Geldes sorgen für gute Stimmung an den Märkten', berichtet Perini. 'Daher stehen Investoren wieder auf der Käuferseite.'
Lieber wieder diesseits des Tellerrands
Wenn schon Aktien, dann lieber solche aus Industriestaaten - das war das Motto der vergangenen Woche. Während sich Anleger zuvor gerne ETFs wie den MSCI Emerging Markets (WKN A0HGZT), den MSCI World (WKN A0HGZR) oder den MSCI Pacific ex Japan (WKN ETF115, A0X97T) ins Portfolio gelegt hätten, sei es zuletzt eher wieder der MSCI EMU (WKN 633611) mit Aktien aus der Eurozone gewesen, wie die Commerzbank registriert hat. 'Bei DAX-ETFs hielten sich Zu- und Abflüsse in etwa die Waage', erklärt Bartels (WKN 593393, ETF001).
Dividendenstrategiefonds überzeugen weiter
Gregor Hamme von der Unicredit Group, der aus London heraus handelt, hat sogar ein besonderes Interesse an Deutschland beobachtet. Während Euro Stoxx-Tracker eher abgegeben worden seien, hätten sich Kunden mit DAX- (WKN 593393) und vor allem Dividendenstrategie-ETFs auf den DAX (WKN 263527) eingedeckt. 'In Deutschland beginnt die Dividendensaison, Anleger positionieren sich daher.' Nicht mehr so beliebt waren dagegen Indexfonds mit Small Caps (WKN A0DPMZ), wie die Deutsche Bank ergänzt.
'Einzig Vietnam hat seinen Turnaround bereits Mitte letzter Woche gestartet', bemerkt Perini. Grund seien positive Nachrichten gewesen. 'Die Inflation hat sich verlangsamt, der Verbraucherpreisindex ist im Gegensatz zum Vormonat nur moderat gestiegen.' Beim db x-trackers FTSE Vietnam (WKN DBX1AG) hätten daher eindeutig die Zuflüsse überwogen.
Immobilienbranche punktet
Keine großen Trends sind bei Sektoren-ETFs auszumachen, wie die Händler melden. Die Commerzbank berichtet von hohen Umsätzen in Versorger- und Chemie-ETFs (WKN ETF079, ETF064), mit Zu- und Abflüssen gleichermaßen. In Indexfonds mit Auto- und Grundstoffaktien hätten hingegen die Abgaben dominiert (WKN ETF061, ETF063). Die Unicredit Group meldet außerdem Verkäufe von Banken-ETFs (WKN 628930).
Kaufinteresse hat Hamme darüber hinaus beim iShares FTSE/EPRA European Property (WKN A0HG2Q), der die Entwicklung von Aktien europäischer Immobilienunternehmen abbildet, festgestellt. Ganz erklären kann er sich das allerdings nicht: 'Der Immobilienmarkt in einigen Regionen Deutschlands scheint zwar gut zu laufen, für andere Bereiche Europas, besonders Südeuropa, gilt das aber sicherlich nicht.'
Revival deutscher Staatsanleihen
Während Indexfonds mit Bundesanleihen zwischenzeitlich als langweilig galten und abgestoßen wurden, standen sie in der vergangenen Woche wieder hoch im Kurs. 'Wir sehen vor allem Käufe von deutschen und europäischen Staatsanleihen kürzerer Laufzeit', heißt es von Seiten der Commerzbank. Das bestätigt auch die Deutsche Bank. Daneben hätten sich Abgaben von Geldmarkt-ETFs, die schon die Vorwochen prägten, fortgesetzt (WKN DBX0AN).
Unternehmensanleihen für die Extrarendite
Keine größeren Umsätze wurden der Commerzbank zufolge mehr in ETFs mit Unternehmensanleihen verzeichnet (WKN 251124). Laut Ciriaco Carrozino von der Unicredit Group ist der Run auf Corporate Bond-ETFs aber ungebrochen. 'Die sind seit einigen Wochen unsere Umsatzspitzenreiter', erklärt der Händler. Carrozino nennt als Beispiele den iShares Barclays Capital Euro Corporate Bond (WKN A0RM45) und den iShares Barclays Capital Euro Corporate Bond ex-Financials (WKN A0YEEX), der Finanzwerte ausschließt. Im Bereich der Staatsanleihen setzten Anleger laut Carrozino auf den iShares Markit iBoxx Euro High Yield Bond (WKN A1C8QT). Erstaunlich findet der Händler das nicht: 'Die einzige Möglichkeit, im Moment eine Rendite von 4 oder 5 Prozent zu erzielen, ist, Emerging Markets oder hochverzinsliche Anleihen zu kaufen.'
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© 27. März 2012 / Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Die zuletzt deutlich gestiegene Risikofreude der Anleger erhielt in der vergangenen Woche einen Dämpfer: Nach schwachen Einkaufsmanagerindizes in der Eurozone und auch in China ging es abwärts an den Aktienmärkten, Anleger wandten sich wieder den 'sicheren Häfen' zu. Das machte sich auch im ETF-Handel bemerkbar.
'Die vergangene Woche war eher von Abgaben geprägt', erklärt Alexander Kuppler von der Deutschen Bank. 'Erst Ende der Woche kamen wieder mehr Käufer in den Markt.' 'Anleger trennten sich von risikobehafteten Investitionen, etwa Schwellenländer-ETFs', meint Andreas Bartels von der Commerzbank. Um eine Flucht im großen Stil handelte es sich allerdings nicht. 'Das Handelsaufkommen war schwach', meldet etwa Gregor Hamme von der Unicredit Group. 'Die Umsätze waren in den letzten fünf Handelstagen eher mittelmäßig', meint auch Florian Perini von Flow Traders.
Nur kurze Unterbrechung
Seit dem gestrigen Montag sieht es allerdings so aus, als wäre der Kurseinbruch der Vorwoche nur ein kurzes Intermezzo gewesen. Der DAX legte bereits gestern zu, heute geht es weiter aufwärts. Es fehlt nicht mehr viel, dann ist das Jahreshoch wieder erreicht. 'Ein zufriedenstellender ifo-Index und Bernankes Ansprache mit Hinweis auf eine Fortsetzung der Politik des billigen Geldes sorgen für gute Stimmung an den Märkten', berichtet Perini. 'Daher stehen Investoren wieder auf der Käuferseite.'
Lieber wieder diesseits des Tellerrands
Wenn schon Aktien, dann lieber solche aus Industriestaaten - das war das Motto der vergangenen Woche. Während sich Anleger zuvor gerne ETFs wie den MSCI Emerging Markets (WKN A0HGZT), den MSCI World (WKN A0HGZR) oder den MSCI Pacific ex Japan (WKN ETF115, A0X97T) ins Portfolio gelegt hätten, sei es zuletzt eher wieder der MSCI EMU (WKN 633611) mit Aktien aus der Eurozone gewesen, wie die Commerzbank registriert hat. 'Bei DAX-ETFs hielten sich Zu- und Abflüsse in etwa die Waage', erklärt Bartels (WKN 593393, ETF001).
Dividendenstrategiefonds überzeugen weiter
Gregor Hamme von der Unicredit Group, der aus London heraus handelt, hat sogar ein besonderes Interesse an Deutschland beobachtet. Während Euro Stoxx-Tracker eher abgegeben worden seien, hätten sich Kunden mit DAX- (WKN 593393) und vor allem Dividendenstrategie-ETFs auf den DAX (WKN 263527) eingedeckt. 'In Deutschland beginnt die Dividendensaison, Anleger positionieren sich daher.' Nicht mehr so beliebt waren dagegen Indexfonds mit Small Caps (WKN A0DPMZ), wie die Deutsche Bank ergänzt.
'Einzig Vietnam hat seinen Turnaround bereits Mitte letzter Woche gestartet', bemerkt Perini. Grund seien positive Nachrichten gewesen. 'Die Inflation hat sich verlangsamt, der Verbraucherpreisindex ist im Gegensatz zum Vormonat nur moderat gestiegen.' Beim db x-trackers FTSE Vietnam (WKN DBX1AG) hätten daher eindeutig die Zuflüsse überwogen.
Immobilienbranche punktet
Keine großen Trends sind bei Sektoren-ETFs auszumachen, wie die Händler melden. Die Commerzbank berichtet von hohen Umsätzen in Versorger- und Chemie-ETFs (WKN ETF079, ETF064), mit Zu- und Abflüssen gleichermaßen. In Indexfonds mit Auto- und Grundstoffaktien hätten hingegen die Abgaben dominiert (WKN ETF061, ETF063). Die Unicredit Group meldet außerdem Verkäufe von Banken-ETFs (WKN 628930).
Kaufinteresse hat Hamme darüber hinaus beim iShares FTSE/EPRA European Property (WKN A0HG2Q), der die Entwicklung von Aktien europäischer Immobilienunternehmen abbildet, festgestellt. Ganz erklären kann er sich das allerdings nicht: 'Der Immobilienmarkt in einigen Regionen Deutschlands scheint zwar gut zu laufen, für andere Bereiche Europas, besonders Südeuropa, gilt das aber sicherlich nicht.'
Revival deutscher Staatsanleihen
Während Indexfonds mit Bundesanleihen zwischenzeitlich als langweilig galten und abgestoßen wurden, standen sie in der vergangenen Woche wieder hoch im Kurs. 'Wir sehen vor allem Käufe von deutschen und europäischen Staatsanleihen kürzerer Laufzeit', heißt es von Seiten der Commerzbank. Das bestätigt auch die Deutsche Bank. Daneben hätten sich Abgaben von Geldmarkt-ETFs, die schon die Vorwochen prägten, fortgesetzt (WKN DBX0AN).
Unternehmensanleihen für die Extrarendite
Keine größeren Umsätze wurden der Commerzbank zufolge mehr in ETFs mit Unternehmensanleihen verzeichnet (WKN 251124). Laut Ciriaco Carrozino von der Unicredit Group ist der Run auf Corporate Bond-ETFs aber ungebrochen. 'Die sind seit einigen Wochen unsere Umsatzspitzenreiter', erklärt der Händler. Carrozino nennt als Beispiele den iShares Barclays Capital Euro Corporate Bond (WKN A0RM45) und den iShares Barclays Capital Euro Corporate Bond ex-Financials (WKN A0YEEX), der Finanzwerte ausschließt. Im Bereich der Staatsanleihen setzten Anleger laut Carrozino auf den iShares Markit iBoxx Euro High Yield Bond (WKN A1C8QT). Erstaunlich findet der Händler das nicht: 'Die einzige Möglichkeit, im Moment eine Rendite von 4 oder 5 Prozent zu erzielen, ist, Emerging Markets oder hochverzinsliche Anleihen zu kaufen.'
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© 27. März 2012 / Anna-Maria Borse
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