FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 20. August 2012. Die Rallye der vergangenen zweieinhalb Monate betrachten auffällig viele Analysten mit Argwohn. Über 1.000 Punkte Zuwachs mitten in der Eurokrise, das ist ihnen zu viel des Guten.
Der DAX über 7.000 Punkte, Zinsaufschläge für Krisenländer auf dem Rückmarsch, die Nachfrage nach den sicheren Häfen Bundesanleihen sinkend - alle oder zumindest viele Zeichen am Kapitalmarkt stehen derzeit auf Grün. Dennoch bleiben zahlreiche Analysten und Händler skeptisch. Nach einigen nachrichtenarmen Sommerwochen stünden spätestens im September für die Euroländer wichtige Entscheidungen an, die die Märkte abermals heftig durcheinanderwirbeln könnten. Zudem falle die Unterstützung durch Unternehmenszahlen mit Auslaufen der Berichtssaison zum zweiten Quartal weg.
Nach einem Plus von 1,4 Prozent in der Vorwoche steht der DAX am Montagmorgen bei 7.033 Punkten und damit ganz leich tim Minus gegenüber dem vorherigen Wochenschluss. Der Euro, der in der vergangenen Woche abermals unter die Marke von 1,23 US-Dollar gerutscht war, notiert aktuell bei 1,2360 US-Dollar.
Hoffnungszeichen in USA, nicht in Europa
Kritisch äußert sich etwa Landesbank Berlin. 'Erstens sehen wir kaum Fortschritte hinsichtlich der europäischen Schuldenkrise', erklären die Analysten. Konkretere Schritte seien erst im September zu erwarten, und es mehrten sich Anzeichen einer verschlechterten Stimmung zwischen Geber- und Empfängerländern. 'Auch die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes zum ESM bietet mehr Risiken als Chancen.'
Zweitens schwanke der konjunkturelle Boden. Auch wenn US-Frühindikatoren wieder etwas Hoffnung aufkeimen ließen, sehe es in Kerneuropa düster aus. 'Die Grundrichtung der Märkte sollte daher in den kommenden Monaten eher abwärts gerichtet sein', resümieren die Analysten. Nach dem Ende der Berichtssaison blieben nur die Notenbanken als Lichtblick.
Drohende Herbststürme
Auch Claudia Windt von der Helaba glaubt nicht so recht daran, dass sich die Sommerrallye ungebremst fortsetzen und es im Oktober einen 'Indian Summer' geben wird. Etwa sei es noch längst nicht ausgemacht, dass die EZB am 6. September ihren geldpolitischen Spielraum schon nutzen werde. 'Schließlich wird die Europäische Kommission erst am 11. September ihre Vorschläge zur Bankenunion unterbreiten.' Einen Tag später, am 12. September, stehe die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts über die Rechtmäßigkeit des ESM an. 'Und am 13. September tagt die Fed.' Mit den jüngsten Konjunkturdaten seien die Chancen auf ein QE3, also eine weitere geldpolitische Lockerung, gesunken.
Überkaufte Lage
Aus charttechnischer Sicht ist laut Robert Halver von der Baader Bank aufgrund einer leicht überkauften Lage eine kurzfristige Korrektur am deutschen Aktienmarkt nicht ausgeschlossen. 'Rutscht der DAX wieder unter die Marke von 7.000, so liegt die nächste Unterstützung bei 6.875 Punkten. Weitere Kurseinbußen bis zu 6.750 und darunter bis 6.580 Zählern wären dann technisch möglich.' Gelänge allerdings eine Verteidigung über der psychologisch wichtigen Marke von 7.000, folgten Widerstände bei 7.100 sowie rund 7.200 Punkten. Die nächste nennenswerte Barriere liege dann im Bereich des Vorjahreshochs bei 7.600.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine
Dienstag, 21. August
- Quartalszahlen Sixt, Dell
Mittwoch, 22. August
- Quartalszahlen Hewlett-Packard
- 16.00 Uhr. USA: Verkäufe bestehender Häuser Juli. Nach rückläufigen Verkaufsaktivitäten um Juni zeichnet sich laut Helaba für den Juli ein Anstieg ab. Der US-Immobilien- und Bausektor stelle insgesamt betrachtet keine strukturelle Belastung für die US-Wirtschaft mehr dar.
- 20.00 Uhr. USA: Protokoll der Fed-Sitzung vom Anfang August. Wie wahrscheinlich ist eine weitere gelpolitische Lockerung der US-Notenbank? Das ist die Frage, auf die Analysen von der Veröffentlichung des Protokolls eine Antwort erhoffen. Laut HSH Nordbank legen die letzten Konjunkturdaten ein QE3 nicht unbedingt nahe.
Donnerstag, 23. August
- 9.30 Uhr. Deutschland: Einkaufsmanagerindex August. Für Deutschland werden keine großen Veränderungen gegenüber dem Juli erwartet: Etwa prognostiziert die Helaba für das Verarbeitende Gewerbe 43,5 Punkte nach 43 im Vormonat sowie für die Dienstleistungen 50 nach 50,3.
- 10.00 Uhr. EU: Einkaufsmanagerindex August. Laut DekaBank schwächt die anhaltende schwere Krise in den Peripheriestaaten nun auch langsam den Kern der Eurozone. Beim Teilindex der Dienstleister erwarten die Analysten einen Rückgang, bei dem des verarbeitenden Gewerbes eine Stagnation.
- 16.00 Uhr. USA: Neubauverkäufe Juli.
Freitag, 24. August
- 14.30 Uhr. USA: Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter Juli. Die DekaBank rechnet mit einem deutlichen Plus. Schon in den Vormonaten hätten solide Bestellungen im Bereich des zivilen Flugzeugbaus für Anstiege gesorgt, und auch im Juli habe Boeing starke Zahlen gemeldet. Positiv würden voraussichtlich auch die Zahlen für den Bereich der Investitionsgüter ausfallen.
Weitere Termine sowie die aktuellen Daten kurz nach ihrer Veröffentlichung finden Sie auf boerse-frankfurt.de/termine. Möchten Sie den Wochenausblick kostenlos per E-Mail erhalten, dann melden Sie sich an auf boerse-frankfurt.de/newsletter.
© 20. August 2012/Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Der DAX über 7.000 Punkte, Zinsaufschläge für Krisenländer auf dem Rückmarsch, die Nachfrage nach den sicheren Häfen Bundesanleihen sinkend - alle oder zumindest viele Zeichen am Kapitalmarkt stehen derzeit auf Grün. Dennoch bleiben zahlreiche Analysten und Händler skeptisch. Nach einigen nachrichtenarmen Sommerwochen stünden spätestens im September für die Euroländer wichtige Entscheidungen an, die die Märkte abermals heftig durcheinanderwirbeln könnten. Zudem falle die Unterstützung durch Unternehmenszahlen mit Auslaufen der Berichtssaison zum zweiten Quartal weg.
Nach einem Plus von 1,4 Prozent in der Vorwoche steht der DAX am Montagmorgen bei 7.033 Punkten und damit ganz leich tim Minus gegenüber dem vorherigen Wochenschluss. Der Euro, der in der vergangenen Woche abermals unter die Marke von 1,23 US-Dollar gerutscht war, notiert aktuell bei 1,2360 US-Dollar.
Hoffnungszeichen in USA, nicht in Europa
Kritisch äußert sich etwa Landesbank Berlin. 'Erstens sehen wir kaum Fortschritte hinsichtlich der europäischen Schuldenkrise', erklären die Analysten. Konkretere Schritte seien erst im September zu erwarten, und es mehrten sich Anzeichen einer verschlechterten Stimmung zwischen Geber- und Empfängerländern. 'Auch die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes zum ESM bietet mehr Risiken als Chancen.'
Zweitens schwanke der konjunkturelle Boden. Auch wenn US-Frühindikatoren wieder etwas Hoffnung aufkeimen ließen, sehe es in Kerneuropa düster aus. 'Die Grundrichtung der Märkte sollte daher in den kommenden Monaten eher abwärts gerichtet sein', resümieren die Analysten. Nach dem Ende der Berichtssaison blieben nur die Notenbanken als Lichtblick.
Drohende Herbststürme
Auch Claudia Windt von der Helaba glaubt nicht so recht daran, dass sich die Sommerrallye ungebremst fortsetzen und es im Oktober einen 'Indian Summer' geben wird. Etwa sei es noch längst nicht ausgemacht, dass die EZB am 6. September ihren geldpolitischen Spielraum schon nutzen werde. 'Schließlich wird die Europäische Kommission erst am 11. September ihre Vorschläge zur Bankenunion unterbreiten.' Einen Tag später, am 12. September, stehe die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts über die Rechtmäßigkeit des ESM an. 'Und am 13. September tagt die Fed.' Mit den jüngsten Konjunkturdaten seien die Chancen auf ein QE3, also eine weitere geldpolitische Lockerung, gesunken.
Überkaufte Lage
Aus charttechnischer Sicht ist laut Robert Halver von der Baader Bank aufgrund einer leicht überkauften Lage eine kurzfristige Korrektur am deutschen Aktienmarkt nicht ausgeschlossen. 'Rutscht der DAX wieder unter die Marke von 7.000, so liegt die nächste Unterstützung bei 6.875 Punkten. Weitere Kurseinbußen bis zu 6.750 und darunter bis 6.580 Zählern wären dann technisch möglich.' Gelänge allerdings eine Verteidigung über der psychologisch wichtigen Marke von 7.000, folgten Widerstände bei 7.100 sowie rund 7.200 Punkten. Die nächste nennenswerte Barriere liege dann im Bereich des Vorjahreshochs bei 7.600.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine
Dienstag, 21. August
- Quartalszahlen Sixt, Dell
Mittwoch, 22. August
- Quartalszahlen Hewlett-Packard
- 16.00 Uhr. USA: Verkäufe bestehender Häuser Juli. Nach rückläufigen Verkaufsaktivitäten um Juni zeichnet sich laut Helaba für den Juli ein Anstieg ab. Der US-Immobilien- und Bausektor stelle insgesamt betrachtet keine strukturelle Belastung für die US-Wirtschaft mehr dar.
- 20.00 Uhr. USA: Protokoll der Fed-Sitzung vom Anfang August. Wie wahrscheinlich ist eine weitere gelpolitische Lockerung der US-Notenbank? Das ist die Frage, auf die Analysen von der Veröffentlichung des Protokolls eine Antwort erhoffen. Laut HSH Nordbank legen die letzten Konjunkturdaten ein QE3 nicht unbedingt nahe.
Donnerstag, 23. August
- 9.30 Uhr. Deutschland: Einkaufsmanagerindex August. Für Deutschland werden keine großen Veränderungen gegenüber dem Juli erwartet: Etwa prognostiziert die Helaba für das Verarbeitende Gewerbe 43,5 Punkte nach 43 im Vormonat sowie für die Dienstleistungen 50 nach 50,3.
- 10.00 Uhr. EU: Einkaufsmanagerindex August. Laut DekaBank schwächt die anhaltende schwere Krise in den Peripheriestaaten nun auch langsam den Kern der Eurozone. Beim Teilindex der Dienstleister erwarten die Analysten einen Rückgang, bei dem des verarbeitenden Gewerbes eine Stagnation.
- 16.00 Uhr. USA: Neubauverkäufe Juli.
Freitag, 24. August
- 14.30 Uhr. USA: Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter Juli. Die DekaBank rechnet mit einem deutlichen Plus. Schon in den Vormonaten hätten solide Bestellungen im Bereich des zivilen Flugzeugbaus für Anstiege gesorgt, und auch im Juli habe Boeing starke Zahlen gemeldet. Positiv würden voraussichtlich auch die Zahlen für den Bereich der Investitionsgüter ausfallen.
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© 20. August 2012/Anna-Maria Borse
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