FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 11. Juni 2012. Die nach dem Spanien-Hilfspaket einsetzende Erholungsrallye wird nach Ansicht der meisten Börsianer nicht von Dauer sein. Zu groß bleiben die Sorgen um den Euroraum.
Das am Wochenende beschlossene Rettungspaket für spanische Banken sorgt an der Börse erst einmal für Erleichterung. Die Eurogruppe hatte am Samstag bekannt gegeben, Madrid Gelder im Umfang von bis zu 100 Milliarden Euro für die Rekapitalisierung der Banken zur Verfügung zu stellen. 'Sicherlich werden Short-Eindeckungen den Kursanstieg noch begünstigen', meint die Helaba. Anschließend werde sich aber zeigen müssen, wie nachhaltig diese Kursbewegung sein werde. 'Skepsis sollte angebracht sein.'
Realwirtschaft angeschlagen
Insgesamt wird stark bezweifelt, dass ein Kursanstieg von Dauer sein wird. Zum einen stehen am Sonntag in Griechenland die 'Schicksalswahlen' an. Darüber hinaus ist die Eurokrise nun definitiv in der Realwirtschaft angekommen - auch in Deutschland. 'Mittlerweile unterschreiten die Einkaufsmanagerindizes für die vier Schwergewichte der Währungsunion den Schwellenwert von 50 Punkten deutlich', bemerkt HSBC Trinkaus. In Deutschland hätten darüber hinaus sowohl die jüngsten Auftragseingänge als auch die Industrieproduktion enttäuscht.
Keine weitere Unterstützung durch Notenbanken
Gleichzeitig sperren sich die Notenbanken in Europa und den USA gegen weitere geldpolitische Maßnahmen: Die EZB ließ sich am vergangenen Mittwoch nicht zu einer erneuten Zinssenkung hinreißen, US-Notenbankchef Ben Bernanke wollte sich im Kongress am vergangenen Donnerstag ebenfalls nicht auf weitere Geldspritzen festlegen.
Der DAX rutschte Anfang vergangener Woche daher unter die Marke von 6.000 Punkten, zur Wochenmitte setzte dann aber eine Erholung ein, unter dem Strich legte das deutsche Aktienbarometer um 1,3 Prozent zu. Am heutigen Montag notiert der DAX allerding knapp 2 Prozent im Plus bei 6.250 Punkten.
Technik: Noch keine Bodenbildung
Die Charttechnik macht derzeit wenig Mut: 'Eine Korrekturbewegung ohne anziehende Umsätze ist nicht die Basis für eine Bodenbildung', meint Christoph Geyer von der Commerzbank mit Blick auf die vergangene Woche. Der Index befinde sich nach wie vor in einem Abwärtstrend. 'Selbst eine weitere Anstiegsbewegung in Richtung 6.300 Punkten könnte den Abwärtstrend noch nicht beenden.' Auch in der neuen Woche sollte nach einem freundlichen Wochenauftakt daher mit Rückschlägen bis unter 6.000 Zählern gerechnet werden.
Deutscher EM-Sieg schlecht für DAX
Laut DekaBank brauchen sich deutsche Fußballfans, die gleichzeitig Aktionäre sind, übrigens keine Sorgen zu machen. Zwar werden Jogis Jungs nach dem ausgeklüngelten Prognosemodell der Deka-Volkswirte nur Platz 3 in der Fußball-EM schaffen. Favorit ist Spanien, gefolgt von den Niederlanden. Doch sei in der Vergangenheit die Freude über eine erfolgreiche deutsche Fußballmannschaft in der Regel gepaart gewesen mit Ernüchterung am Aktienmarkt. 'Der deutsche Fußballfan mit Aktien im Portfolio geht gewissermaßen gut diversifiziert in die kommenden Wochen und kann sich freuen - so oder so.'
Im Übrigen ist es den Analysten zufolge bemerkenswert, dass seit 2004 alle internationalen Fußballtitel an die südlichen europäischen Peripherieländer wie Griechenland, Italien und Spanien gegangen seien. 'So sind dort die Kapitalzuflüsse am Ende doch nicht sinnlos verprasst worden.' Umgekehrt ließen die Sparprogramme aus deutscher Sicht für die kommenden Jahre wieder hoffen.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine
Mittwoch, 13. Juni
11.00 Uhr. EU: Industrieproduktion April. Ein Ende der seit Herbst 2011 zu beobachtenden Talfahrt im Euroraum ist nicht in Sicht, meint die Commerzbank. Im Gegenteil: Der deutliche Rückgang des Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe und das fallende Unternehmensvertrauen in der Industrie deuteten auf einen sich verstärkenden Abwärtstrend hin. Für den April erwarten die Analysten daher einen Rückgang der Industrieproduktion gegenüber dem März um 0,5 Prozent.
14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsatz Mai. Die Helaba rechnet mit einer Abnahme der Einzelhandelsumsätze um 0,2 Prozent gegenüber dem April, vor allem aufgrund rückläufiger Benzinpreise. Dass den Haushalten durch die 'Entlastung an der Pumpe' mehr Geld für andere Einkäufe übrig bleibe, mache sich in der Regel erst längerfristig bemerkbar.
Donnerstag, 14. Juni
14.30 Uhr. USA: Verbraucherpreise Mai. Die zuletzt deutlich rückläufigen Ölpreise dürften laut HSBC Trinkaus für Entspannung gesorgt haben, die Jahresrate habe wahrscheinlich von 2,3 auf 1,7 Prozent nachgegeben.
Freitag, 15. Juni
Großer Verfallstag ('Dreifacher Hexensabbat')
14.30 Uhr. USA: New York Empire State Index Juni. Die Vorlaufindikatoren in den USA signalisieren HSBC Trinkaus zufolge zwar weiter ein Wachstum, deuteten aber auf eine nachlassende Dynamik hin. So werde der Empire State Index im Juni von 17,1 auf 12 Punkte nachgeben. Der Index ist Maß für die aktuelle wirtschaftliche Lage und die Einschätzung der nächsten sechs Monate im produzierenden Gewerbe des Staates New York. Ein Wert über 0 signalisiert eine positive Wirtschaftsentwicklung, ein Wert unter 0 eine Verschlechterung.
15.15 Uhr. USA: Industrieproduktion Mai. Die USA schlägt sich besser als Europa, meint HSBC Trinkaus und prognostiziert nach einem Plus von 1 Prozent im April einen weiteren, wenn auch kleinen, Zuwachs um 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat.
15.55 Uhr. USA: Verbraucherstimmung Uni Michigan Juni. Die DekaBank rechnet mit einem ersten Rückgang seit neun Monaten und prognostiziert 77 Punkte nach 79,3 im Vormonat. Der Index der University of Michigan basiert auf einer telefonischen Befragung von mindestens 500 Konsumenten in den USA und gilt als wichtiger Frühindikator für die künftigen Konsumausgaben.
Weitere Termine sowie die aktuellen Daten kurz nach ihrer Veröffentlichung finden Sie auf boerse-frankfurt.de/termine. Möchten Sie den Wochenausblick kostenlos per E-Mail erhalten, dann melden Sie sich an auf boerse-frankfurt.de/newsletter.
© 11. Juni 2012/Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Das am Wochenende beschlossene Rettungspaket für spanische Banken sorgt an der Börse erst einmal für Erleichterung. Die Eurogruppe hatte am Samstag bekannt gegeben, Madrid Gelder im Umfang von bis zu 100 Milliarden Euro für die Rekapitalisierung der Banken zur Verfügung zu stellen. 'Sicherlich werden Short-Eindeckungen den Kursanstieg noch begünstigen', meint die Helaba. Anschließend werde sich aber zeigen müssen, wie nachhaltig diese Kursbewegung sein werde. 'Skepsis sollte angebracht sein.'
Realwirtschaft angeschlagen
Insgesamt wird stark bezweifelt, dass ein Kursanstieg von Dauer sein wird. Zum einen stehen am Sonntag in Griechenland die 'Schicksalswahlen' an. Darüber hinaus ist die Eurokrise nun definitiv in der Realwirtschaft angekommen - auch in Deutschland. 'Mittlerweile unterschreiten die Einkaufsmanagerindizes für die vier Schwergewichte der Währungsunion den Schwellenwert von 50 Punkten deutlich', bemerkt HSBC Trinkaus. In Deutschland hätten darüber hinaus sowohl die jüngsten Auftragseingänge als auch die Industrieproduktion enttäuscht.
Keine weitere Unterstützung durch Notenbanken
Gleichzeitig sperren sich die Notenbanken in Europa und den USA gegen weitere geldpolitische Maßnahmen: Die EZB ließ sich am vergangenen Mittwoch nicht zu einer erneuten Zinssenkung hinreißen, US-Notenbankchef Ben Bernanke wollte sich im Kongress am vergangenen Donnerstag ebenfalls nicht auf weitere Geldspritzen festlegen.
Der DAX rutschte Anfang vergangener Woche daher unter die Marke von 6.000 Punkten, zur Wochenmitte setzte dann aber eine Erholung ein, unter dem Strich legte das deutsche Aktienbarometer um 1,3 Prozent zu. Am heutigen Montag notiert der DAX allerding knapp 2 Prozent im Plus bei 6.250 Punkten.
Technik: Noch keine Bodenbildung
Die Charttechnik macht derzeit wenig Mut: 'Eine Korrekturbewegung ohne anziehende Umsätze ist nicht die Basis für eine Bodenbildung', meint Christoph Geyer von der Commerzbank mit Blick auf die vergangene Woche. Der Index befinde sich nach wie vor in einem Abwärtstrend. 'Selbst eine weitere Anstiegsbewegung in Richtung 6.300 Punkten könnte den Abwärtstrend noch nicht beenden.' Auch in der neuen Woche sollte nach einem freundlichen Wochenauftakt daher mit Rückschlägen bis unter 6.000 Zählern gerechnet werden.
Deutscher EM-Sieg schlecht für DAX
Laut DekaBank brauchen sich deutsche Fußballfans, die gleichzeitig Aktionäre sind, übrigens keine Sorgen zu machen. Zwar werden Jogis Jungs nach dem ausgeklüngelten Prognosemodell der Deka-Volkswirte nur Platz 3 in der Fußball-EM schaffen. Favorit ist Spanien, gefolgt von den Niederlanden. Doch sei in der Vergangenheit die Freude über eine erfolgreiche deutsche Fußballmannschaft in der Regel gepaart gewesen mit Ernüchterung am Aktienmarkt. 'Der deutsche Fußballfan mit Aktien im Portfolio geht gewissermaßen gut diversifiziert in die kommenden Wochen und kann sich freuen - so oder so.'
Im Übrigen ist es den Analysten zufolge bemerkenswert, dass seit 2004 alle internationalen Fußballtitel an die südlichen europäischen Peripherieländer wie Griechenland, Italien und Spanien gegangen seien. 'So sind dort die Kapitalzuflüsse am Ende doch nicht sinnlos verprasst worden.' Umgekehrt ließen die Sparprogramme aus deutscher Sicht für die kommenden Jahre wieder hoffen.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine
Mittwoch, 13. Juni
11.00 Uhr. EU: Industrieproduktion April. Ein Ende der seit Herbst 2011 zu beobachtenden Talfahrt im Euroraum ist nicht in Sicht, meint die Commerzbank. Im Gegenteil: Der deutliche Rückgang des Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe und das fallende Unternehmensvertrauen in der Industrie deuteten auf einen sich verstärkenden Abwärtstrend hin. Für den April erwarten die Analysten daher einen Rückgang der Industrieproduktion gegenüber dem März um 0,5 Prozent.
14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsatz Mai. Die Helaba rechnet mit einer Abnahme der Einzelhandelsumsätze um 0,2 Prozent gegenüber dem April, vor allem aufgrund rückläufiger Benzinpreise. Dass den Haushalten durch die 'Entlastung an der Pumpe' mehr Geld für andere Einkäufe übrig bleibe, mache sich in der Regel erst längerfristig bemerkbar.
Donnerstag, 14. Juni
14.30 Uhr. USA: Verbraucherpreise Mai. Die zuletzt deutlich rückläufigen Ölpreise dürften laut HSBC Trinkaus für Entspannung gesorgt haben, die Jahresrate habe wahrscheinlich von 2,3 auf 1,7 Prozent nachgegeben.
Freitag, 15. Juni
Großer Verfallstag ('Dreifacher Hexensabbat')
14.30 Uhr. USA: New York Empire State Index Juni. Die Vorlaufindikatoren in den USA signalisieren HSBC Trinkaus zufolge zwar weiter ein Wachstum, deuteten aber auf eine nachlassende Dynamik hin. So werde der Empire State Index im Juni von 17,1 auf 12 Punkte nachgeben. Der Index ist Maß für die aktuelle wirtschaftliche Lage und die Einschätzung der nächsten sechs Monate im produzierenden Gewerbe des Staates New York. Ein Wert über 0 signalisiert eine positive Wirtschaftsentwicklung, ein Wert unter 0 eine Verschlechterung.
15.15 Uhr. USA: Industrieproduktion Mai. Die USA schlägt sich besser als Europa, meint HSBC Trinkaus und prognostiziert nach einem Plus von 1 Prozent im April einen weiteren, wenn auch kleinen, Zuwachs um 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat.
15.55 Uhr. USA: Verbraucherstimmung Uni Michigan Juni. Die DekaBank rechnet mit einem ersten Rückgang seit neun Monaten und prognostiziert 77 Punkte nach 79,3 im Vormonat. Der Index der University of Michigan basiert auf einer telefonischen Befragung von mindestens 500 Konsumenten in den USA und gilt als wichtiger Frühindikator für die künftigen Konsumausgaben.
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© 11. Juni 2012/Anna-Maria Borse
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