FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 15. Februar 2012. Anhaltende Konflikte im Mittleren Osten und Nigeria beflügeln die Nachfrage nach Öl-ETCs, auch Edelmetalle kommen bei Anlegern derzeit gut an. Bei Kupfer scheiden sich die Geister, nach der rasanten Erholung könnte eine Delle folgen.
Nach dem ausgeprägten Comeback insbesondere der Edelmetalle und Energierohstoffe im Januar berichten Händler von einem eher ruhigen Handel mit Exchange Traded Commodities seit Monatsbeginn. 'Mit einem Anteil von 7,5 Prozent am Handelsvolumen waren Rohstoffe bei uns in der vergangenen Woche eher unterrepräsentiert', meldet etwa Bernardus Roelofs von Flow Traders. 'Edelmetalle haben aktuell etwas an Fahrt verloren', beschreibt Ole Hansen von der Saxo Bank. Auch die Senkung der erforderlichen Sicherheitsleistungen im Handel mit Gold-Futures an der Warenterminbörse Comex habe kaum Einfluss auf die Kursentwicklungen gehabt. Bevor es wieder bergauf gehe stehe ein Konsolidierung an, ist der Rohstoffanalyst überzeugt.
Die konjunkturellen Vorzeichen stimmen
Das allgemeine Umfeld für Rohstoffe bleibe indes von nachlassenden Konjunktursorgen durch überraschend positive Frühindikatoren bestimmt. 'Die Wirtschaftslage in China scheint sich auf einem leicht unterdurchschnittlichen Niveau zu stabilisieren.' Zudem hätten viele Anleger die Schuldenproblematik im Euroraum weitest gehend verarbeitet, auch wenn die Griechenlandfrage nach wie vor unbeantwortet bliebe.
Eine Prämie für Rohöl
Rohöl der Sorte Brent habe mit 120 US-Dollar pro Barrel zuletzt ein Sechs-Monats-Hoch erreicht. Preistreiber seien neben dem Ölembargo vor allem der kalte Winter in Europa und eine steigende Nachfrage aus den Schwellenländern.'Ölraffinerien in Asien suchen langsam nach Alternativen zum iranischen Öl', erklärt Hansen. 'Auch wenn fundamental derzeit ausreichend Öl vorhanden ist, wird die geopolitische Prämie übers Jahr gesehen ein Rolle spielen', sagt Gabor Vogel von der dz Bank voraus.
Anleger greifen zu Öl-ETCs
Im Handel spricht ETF Securities auf Wochensicht von Nettozuflüssen bei Öl-ETCs. 'Die andauernden Spannungen im Nahen Osten verbunden mit den Drohungen der Rebellen in Nigeria, Öl-Förderanlagen zu attackieren, sorgten für die höchsten Zuflüsse in Rohöhl-ETCs seit Ausbruch des Streits über das iranische Atomprogramm', berichtet Nigel Longley. Allein der ETFS Crude Oil (WKN A0KRJX) sei um 7,1 Millionen US-Dollar gewachsen. Ein Plus von 6 Prozent habe es für den ETFS Brent 1mth (WKN A0KRKM) gegeben, und auch der ETFS Heating Oil (WKN A0KRJ0) habe um 5 Prozent zugelegt. Per Saldo ins Depot in Höhe von 9,5 Millionen US-Dollar legten Anleger sich zudem Gas-ETCs, wie der Deutschlandchef von ETF Securities meldet.
Gold reloaded
Fehlende Anlagealternativen und durch einen hohen Ölpreis ausgelöste Inflationssorgen begründeten die wieder entflammte Zuneigung der Investoren insbesondere zu Gold. 'Auch die Schmucknachfrage bleibt hoch', weiß Vogel, der zum Jahresende mit einem Goldpreis in der Region von 1.950 US-Dollar pro Feinunze rechnet. 'Wir gehen davon aus, dass Gold gegen Ende des Jahres wieder bis in die Nähe des Rekordhochs vom vergangenen September steigen kann', stimmt Eugen Weinberg von der Commerzbank zu.
Edelmetalle gesucht
ETF Securities erkennt in den offenen Fragen zur Rettung Griechenlands einen Grund für die jüngsten Zuflüsse in Höhe von 16 Millionen US-Dollar bei Gold-ETCs wie dem ETFS Physical Gold (WKN A0N62G), dem ETFS Physical Swiss Gold Securities (WKN A1DCTL) und dem db Physical Gold ETC Securities (WKN A1E0HR). Von verstärkten Käufen profitiert auch Xetra Gold (WKN (A0S9GB). Hierbei erwerben Anleger mit einem Wertpapier den in Euro notierten Gegenwert von einem Gramm Gold. Edelmetalle insgesamt hätten Anleger sich unterm Strich in Höhe von 44,8 Millionen US-Dollar ins Depot gelegt, mit dabei der marktbreite Edelmetallkorb ETFS Precious Metals (WKN A0KRKK). Anleger interessierten sich außerdem für physisch hinterlegtes Platin und kauften etwa den ETFS Physical Platinum (WKN A0N62D). Auch der ETFS Physical Palladium (WKN A0N62E) sei gefragt.
Short-Positionen bei Kupfer
Auf welch wackeligem Boden die politischen und konjunkturellen Pfeiler immer noch stehen ließe sich an der Entwicklung der Basismetallpreise in den vergangenen Tagen ablesen. 'Gestern Morgen waren Anleger noch risikoscheu und setzten damit die Metallpreise teilweise unter Druck', beobachtet Weinberg. Mitverantwortlich sei die Absage des für heute geplanten Treffens der Euro-Finanzminister. Die nun im Raum stehende Aussicht auf Investitionen von Seiten Chinas in den europäischen Rettungsschirm EFSF habe die Industriemetalle hingegen beflügelt. 'Generell erscheint der Anstieg der Metallpreise seit Jahresbeginn überzogen', urteilt der Rohstoffanalyst. Viele Metalle hätten zweistellige Zuwächse gesehen, weshalb eine mögliche Korrektur nicht überraschen sollte. 'Vor allem das Plus von fast 30 Prozent bei Zinn ist fundamental nicht nachvollziehbar.' Zumindest bei Kupfer stimmen einige Investoren dem Analysten zu und setzen teils auf fallende Preise. ETF Securities meldet Zuflüsse etwa beim ETFS Short Copper (WKN A0V9XV) in Höhe von 23 Millionen US-Dollar. Optimistischer wirkten die Erwartungen derer, die sich etwa für den ETFS Copper (WKN A0KRJU) entschieden, in den laut ETF Securities unterm Strich immerhin rund 10 Millionen US-Dollar flossen.
© 15. Februar 2012/Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Nach dem ausgeprägten Comeback insbesondere der Edelmetalle und Energierohstoffe im Januar berichten Händler von einem eher ruhigen Handel mit Exchange Traded Commodities seit Monatsbeginn. 'Mit einem Anteil von 7,5 Prozent am Handelsvolumen waren Rohstoffe bei uns in der vergangenen Woche eher unterrepräsentiert', meldet etwa Bernardus Roelofs von Flow Traders. 'Edelmetalle haben aktuell etwas an Fahrt verloren', beschreibt Ole Hansen von der Saxo Bank. Auch die Senkung der erforderlichen Sicherheitsleistungen im Handel mit Gold-Futures an der Warenterminbörse Comex habe kaum Einfluss auf die Kursentwicklungen gehabt. Bevor es wieder bergauf gehe stehe ein Konsolidierung an, ist der Rohstoffanalyst überzeugt.
Die konjunkturellen Vorzeichen stimmen
Das allgemeine Umfeld für Rohstoffe bleibe indes von nachlassenden Konjunktursorgen durch überraschend positive Frühindikatoren bestimmt. 'Die Wirtschaftslage in China scheint sich auf einem leicht unterdurchschnittlichen Niveau zu stabilisieren.' Zudem hätten viele Anleger die Schuldenproblematik im Euroraum weitest gehend verarbeitet, auch wenn die Griechenlandfrage nach wie vor unbeantwortet bliebe.
Eine Prämie für Rohöl
Rohöl der Sorte Brent habe mit 120 US-Dollar pro Barrel zuletzt ein Sechs-Monats-Hoch erreicht. Preistreiber seien neben dem Ölembargo vor allem der kalte Winter in Europa und eine steigende Nachfrage aus den Schwellenländern.'Ölraffinerien in Asien suchen langsam nach Alternativen zum iranischen Öl', erklärt Hansen. 'Auch wenn fundamental derzeit ausreichend Öl vorhanden ist, wird die geopolitische Prämie übers Jahr gesehen ein Rolle spielen', sagt Gabor Vogel von der dz Bank voraus.
Anleger greifen zu Öl-ETCs
Im Handel spricht ETF Securities auf Wochensicht von Nettozuflüssen bei Öl-ETCs. 'Die andauernden Spannungen im Nahen Osten verbunden mit den Drohungen der Rebellen in Nigeria, Öl-Förderanlagen zu attackieren, sorgten für die höchsten Zuflüsse in Rohöhl-ETCs seit Ausbruch des Streits über das iranische Atomprogramm', berichtet Nigel Longley. Allein der ETFS Crude Oil (WKN A0KRJX) sei um 7,1 Millionen US-Dollar gewachsen. Ein Plus von 6 Prozent habe es für den ETFS Brent 1mth (WKN A0KRKM) gegeben, und auch der ETFS Heating Oil (WKN A0KRJ0) habe um 5 Prozent zugelegt. Per Saldo ins Depot in Höhe von 9,5 Millionen US-Dollar legten Anleger sich zudem Gas-ETCs, wie der Deutschlandchef von ETF Securities meldet.
Gold reloaded
Fehlende Anlagealternativen und durch einen hohen Ölpreis ausgelöste Inflationssorgen begründeten die wieder entflammte Zuneigung der Investoren insbesondere zu Gold. 'Auch die Schmucknachfrage bleibt hoch', weiß Vogel, der zum Jahresende mit einem Goldpreis in der Region von 1.950 US-Dollar pro Feinunze rechnet. 'Wir gehen davon aus, dass Gold gegen Ende des Jahres wieder bis in die Nähe des Rekordhochs vom vergangenen September steigen kann', stimmt Eugen Weinberg von der Commerzbank zu.
Edelmetalle gesucht
ETF Securities erkennt in den offenen Fragen zur Rettung Griechenlands einen Grund für die jüngsten Zuflüsse in Höhe von 16 Millionen US-Dollar bei Gold-ETCs wie dem ETFS Physical Gold (WKN A0N62G), dem ETFS Physical Swiss Gold Securities (WKN A1DCTL) und dem db Physical Gold ETC Securities (WKN A1E0HR). Von verstärkten Käufen profitiert auch Xetra Gold (WKN (A0S9GB). Hierbei erwerben Anleger mit einem Wertpapier den in Euro notierten Gegenwert von einem Gramm Gold. Edelmetalle insgesamt hätten Anleger sich unterm Strich in Höhe von 44,8 Millionen US-Dollar ins Depot gelegt, mit dabei der marktbreite Edelmetallkorb ETFS Precious Metals (WKN A0KRKK). Anleger interessierten sich außerdem für physisch hinterlegtes Platin und kauften etwa den ETFS Physical Platinum (WKN A0N62D). Auch der ETFS Physical Palladium (WKN A0N62E) sei gefragt.
Short-Positionen bei Kupfer
Auf welch wackeligem Boden die politischen und konjunkturellen Pfeiler immer noch stehen ließe sich an der Entwicklung der Basismetallpreise in den vergangenen Tagen ablesen. 'Gestern Morgen waren Anleger noch risikoscheu und setzten damit die Metallpreise teilweise unter Druck', beobachtet Weinberg. Mitverantwortlich sei die Absage des für heute geplanten Treffens der Euro-Finanzminister. Die nun im Raum stehende Aussicht auf Investitionen von Seiten Chinas in den europäischen Rettungsschirm EFSF habe die Industriemetalle hingegen beflügelt. 'Generell erscheint der Anstieg der Metallpreise seit Jahresbeginn überzogen', urteilt der Rohstoffanalyst. Viele Metalle hätten zweistellige Zuwächse gesehen, weshalb eine mögliche Korrektur nicht überraschen sollte. 'Vor allem das Plus von fast 30 Prozent bei Zinn ist fundamental nicht nachvollziehbar.' Zumindest bei Kupfer stimmen einige Investoren dem Analysten zu und setzen teils auf fallende Preise. ETF Securities meldet Zuflüsse etwa beim ETFS Short Copper (WKN A0V9XV) in Höhe von 23 Millionen US-Dollar. Optimistischer wirkten die Erwartungen derer, die sich etwa für den ETFS Copper (WKN A0KRJU) entschieden, in den laut ETF Securities unterm Strich immerhin rund 10 Millionen US-Dollar flossen.
© 15. Februar 2012/Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)