n FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 26. November 2014. Trotz des steigenden DAX bleibt der Sentiment-Index für institutionelle Anleger unverändert. Optimistischer zeigen sich private Investoren.
So sieht eine veritable Jahresendrallye aus: Der DAX gewinnt im Wochenvergleich 4,8 Prozent an Wert und ist drauf und dran, sogar den achten Handelstag in Folge positiv zu beschließen.
Diese Entwicklung dürfte nicht nur die von uns wöchentlich befragten institutionellen Investoren, sondern auch Trendfolger mehrheitlich erfreut haben. Umso erstaunlicher scheint es, dass per Saldo nicht ein einziger Optimist der mittelfristig orientierten Akteure von Bord gegangen ist. Denn angesichts solch saftiger Kursgewinne innerhalb kurzer Zeit hätte man durchaus mit der einen oder anderen Gewinnmitnahme rechnen können. Tatsächlich blieb die Stimmung in allen Abteilungen und somit auch der Börse Frankfurt Sentiment-Index im Vergleich zur Vorwoche unverändert und bestätigt somit den Wert von +19.
Für dieses ungewöhnliche Gewinne laufen lassen kann man drei Gründe finden. Zum einen gab es in der vergangenen Woche seitens des EZB-Präsidenten Mario Draghi zumindest verbal deutliche und sich verstärkende Hinweise darauf, dass man möglicherweise bereits eher früher als später mit Staatsanleihekäufen der Zentralbank rechnen muss. Auch wenn sich einige Ratsmitglieder im weiteren Verlauf dieser Woche diesbezüglich eher zurückhaltend, wenn nicht gar widersprüchlich zu Draghi äußerten, wurde diese Opposition von den Akteuren, aber auch von einigen Kommentatoren eher selektiv wahrgenommen und mancherorts schlicht verdrängt.
Ein weiterer Grund, die DAX-Gewinne während des Berichtszeitraums nicht realisiert zu haben, könnte darin bestehen, dass die befragten Anleger langfristige Kapitalzuflüsse beobachten oder gar selbst verzeichnen und deswegen ihre mehrheitlich leichte Übergewichtung in Aktien nicht zurücknehmen möchten. Dafür spräche auch der Wechselkurs des Euro, der entgegen mancher Marktmeinung zuletzt gegenüber dem US-Dollar sogar eine relative Stabilität aufwies. Der dritte Grund dürfte wie häufig schon beobachtet auf bullishen Engagements beruhen, deren Volumina jedoch zu gering sind, als dass man aufgelaufene Profite schon jetzt festschreiben möchte.
Privatanleger kommen voll und ganz auf ihre Kosten
Ganz anders stellt sich die Situation bei den Privatanlegern dar, die allerdings bereits während der vergangenen Wochen deutlich optimistischer als ihre institutionellen Pendants gestimmt waren. Hier scheint sich unsere Erwartung bestätigt zu haben, dass sich eine größere Gruppe dieser Investoren bei Erreichen von 9.600 DAX-Zählern (oder etwas höher) von alten Verlustengagements getrennt hat.
Die direkte Wanderung von 9 Prozent aller Befragten vom Bullen- ins Bärenlager könnte allerdings auch für Gewinnmitnahmen bei einigen Akteuren sprechen, die angesichts der starken DAX-Entwicklung sogar, wenn auch nur für kurze Zeit, ihr Glück in einer Korrektur der Kurse suchen. Der Sentiment-Index der Privaten ist deswegen auf jeden Fall deutlich von seinem letztwöchigen Rekord bei +47 auf einen Wert von nunmehr +29 gefallen.
Unter dem Strich haben sich die Optimismus-Werte der institutionellen und der Privatanleger also wieder angenähert - auch wenn dies allein dank der Bewegung der Privaten geschah. Damit sind die Börse Frankfurt Sentiment-Indizes zwar im positiven Bereich, ohne dass man jedoch von einem überbordenden Optimismus sprechen könnte. Vielmehr sieht dieser "gesund" aus und stellt somit keine Bedrohung für das Börsenbarometer dar. Im Gegenteil: Die jüngste Entwicklung könnte sogar signalisieren, dass sich auch langfristiges Kapital wieder für deutsche Standardwerte interessiert.
von Joachim Goldberg, Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
© 26. November 2014
[1] Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positiven in negative Werte markiert die neutrale Linie. Die Werte des früheren Cognitrend Bull/Bear-Index sind auf die neue Skalierung umgerechnet worden.
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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