STUTTGART (BOERSE-STUTTGART AG) - bonds weekly kw 40-2012
marktbericht
SPANIEN: SPEKULATIONEN UM HILFSANTRAG
Über Wochen haben die europäischen Geldgeber Spanien bedrängt unter den Rettungsschirm zu schlüpfen. Ohne Erfolg. Beharrlich weigerte sich Madrid den Forderungen nachzugeben. Mittlerweile scheint es jedoch, als seien die Iberer unter dem politischen Druck eingeknickt. Bereits am Dienstag kursierten Gerüchte, wonach Spanien vollständig unter den Rettungsschirm schlüpfen könnte. Am Finanzmarkt wurde die Meldung vorerst mit Wohlwollen aufgenommen.
Spanien: Hilfsantrag bereits am Wochenende?
Die Spanier haben zunächst etwas gezögert, aber nun sind sie bereit Hilfe zu beantragen, zitierte die Nachrich-tenagentur Reuters eine - laut eigenen Angaben - hochrangige europäische Quelle. Ein entsprechender Hilfsantrag soll bereits am kommenden Wochenende gestellt werden. Spanien wäre neben Griechenland, Portugal und Irland bereits das vierte Euro-Land, das unter dem Rettungsschirm Zuflucht suchen würde. Bereits vor einigen Wochen wurden Spanien Finanzhilfen von bis zu 100 Milliarden Euro aus dem EFSF zugesagt. Allerdings sehen die Auflagen vor, dass diese Gelder unmittelbar und ausschließlich für die Restrukturierung des Finanzsektors zu verwenden sind. Doch der ist nur ein Teil der spanischen Probleme. Unverändert hat Spanien mit zahlreichen strukturellen Herausforderungen zu kämpfen, welche die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft stark einschränken. Dennoch erfuhren die Spekulationen am Markt breiten Zuspruch: Obwohl die Meldungen von einer bevorstehenden spanischen Rettungsschirm-Flucht nicht offiziell bestätigt wurden, gaben die Renditen für spanische Staatsanleihen mitunter deutlich nach. So lagen beispielweise die Renditen für die 10-jährige Benchmark-Anleihe wieder deutlich unter 6,0 Prozent. Anleger scheinen darauf zu hoffen, dass Mario Draghi sein Wort hält. Der EZB-Präsident hat notleidenden Rettungsschirm-Staaten de facto unbegrenzte finanzielle Hilfe in Form von Anleihekäufen durch die EZB zugesagt.
Griechenland: Mehr Schulden als vor dem Schuldenschnitt
Auch im kommenden Jahr wird die griechische Wirtschaft weiter schrumpfen. Zu diesem Schluss kam eine grie-chische Expertenkommission bei der Vorstellung des Haushaltsentwurfes für 2013. Die Situation in Griechenland scheint bei der Betrachtung der nackten Zahlen geradezu verheerend: Griechenlands BIP wird im kommenden Jahr nochmals um bis zu vier Prozent schrumpfen. Zudem will Griechenland weitere acht Milliarden Euro bei Pensionen und Sozialleistungen einsparen, während laut Eurostat ohnehin bereits jeder vierte Grieche im Juni ohne Job da stand. Zudem gehen die Finanzexperten davon aus, dass die Schuldenhöhe mit 179 Prozent des BIP trotz aller Sparanstrengungen ein neues Rekordhoch erreichen wird. Der Schuldenschnitt, im Zuge dessen die Gesamtverschuldung auf rund 130 Prozent gedrückt werden konnte, scheint somit bereits verpufft.
Portugal: Protest der Straße zeigt Wirkung
Die Massenproteste in zahlreichen Euro-Staaten haben zumindest in Portugal erste Reaktion evoziert: Wie Fi-nanzminister Gaspar ankündigte, wolle man vorerst auf einige besonders umstrittene Reformvorschläge verzichten. So soll insbesondere auf eine Erhöhung der Sozialbeiträge verzichtet werden. Die fehlenden Einnahmen sollen auf der anderen Seite von teilweise enormen Steuererhöhungen - vor allem für Besserverdiener - kompensiert werden.
EZB-Ratssitzung: Nichts Neues von Draghi
Keine nachhaltig marktbewegenden Neuigkeiten förderte die EZB-Ratssitzung am Donnerstagnachmittag zu Tage. Wie erwartet belässt die EZB den Leitzins auf 0,75 Prozent. Die zu Wochenbeginn aufgekommenen Spekulationen in Bezug auf Spanien klammerte Mario Draghi weitestgehend aus. Im Rahmen der Pressekonferenz meinte der Italiener lapidar, dass die EZB vorbereitet sei, wenn ein Land einen Antrag stellen sollte.
anlegertrends
BUNDESANLEIHE WIEDER IM TREND
Anleger in Stuttgart haben die Bundesanleihe wieder für sich entdeckt. Deutsche Staatsanleihen gehörten in dieser Woche - quer durch alle Laufzeiten - zu den absoluten Umsatzspitzenreitern im Stuttgarter Rentenhandel.
Von einer sich abzeichnenden Rettung der in Schieflage geratenen Baumarktkette Praktiker, konnte auch die Anleihe des Unternehmens profitieren (WKN: A1H3JZ). Wie zur Wochenmitte bekannt wurde, erhält das Unternehmen offenbar einen Sanierungskredit von 40 Millionen Euro. Mit dem frischen Geld soll der Umbau der Praktiker-Häuser in die erfolgreichere Tochter Max Bahr realisiert werden. Die laufenden Geschäfte von Praktiker seien vorläufig gesichert, teilte das Unternehmen am Dienstag mit.
bondm-news
Ekosem Agrar GmbH
Für das erste Halbjahr 2012 verzeichnete der dritt-größte Milchproduzent in Russland einen Umsatz in Höhe von 29,50 Mio. Euro und die Gesamtleistung für diesen Zeitraum belief sich auf 53,80 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Abschreibungen, Zinsen und Steuern (EBITDA) der Unternehmensgruppe in den ersten sechs Monaten beträgt 16,80 Mio. Euro.
Wir sind sehr zufrieden mit der Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr 2012. Die Zahlen unterstreichen, dass sich die Investitionen in das Milchgeschäft in den vergangenen Jahren gelohnt haben, sagt Wolfgang Bläsi, CFO und Geschäftsführer der Ekosem-Agrar GmbH.
Windreich AG
Die Gesellschaft veröffentlichte einen Umsatz in ihren Halbjahreszahlen in Höhe von 33,20 Mio. Euro. Dieser wurden durch Projektentwicklungsdienstleistungen und Onshore-Umsätze generiert. Das Halbjahresergebnis beeinflusste insbesondere die Abschreibung der Fuhrländer-Beteiligung. Auch wurden in den ersten sechs Monaten keine Anteile an Offshore-Windparks veräußert. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit des Windreich-Konzerns beträgt im ersten Halbjahr -6,70 Mio. Euro.
SiC Processing GmbH
In einem unterjährigen Re-Rating bewertet die Ra-tingagentur Creditreform Rating AG das Unternehmen mit der Ratingnote CCC. (vormals: B-)
Getgoods.de AG
Die reguläre Zeichnungsfrist der fünfjährigen Bondm-Anleihe endete am 28.09.2012. Am Montag startete die Anleihe mit einem Kurs von 98,00 in den Börsenhandel.
SICHERE ANLEIHEN WERDEN RISKANTER -
RISKANTE ALLERDINGS AUCH
Die Zeiten hoher Kurse an den Anleihemärkten sind solange nicht vorüber, bis sich die Notenbanken von ihrer expansiven Geldpolitik wieder abwenden - und wenn man auf die weltweiten Überkapazitäten, Arbeitslosenquoten und nicht zuletzt auf die konjunkturelle Dynamik an sich schaut, wird der Kurs noch lange beibehalten werden.
Ein Wachstum unterhalb des Potenzials klingt im ersten Moment gut für die Bondmärkte. Aber nicht für alle Bonitätsklassen gleichermaßen: denn es gilt der Zusammenhang, dass steigende Aktienmärkte wiederum die Renditen der sichersten Kategorie unter den Staatsanleihen - Bund und Treasury - nach oben mitnehmen.
Selbst die stärkste Einflussnahme der Notenbanken dürfte daran nichts ändern. Bezogen auf einzelne Anleihen schwächt sich dieser Effekt umso mehr ab, je mehr das Bonitätsrisiko in den Renditen einer Anleihe zu Buche schlägt.
Schwaches Wachstum heißt aber auch Finger weg von allzu schwachen Bonitäten bei Unternehmensanleihen. Dies kann sich im derzeitigen Umfeld auszahlen. Im Jahresvergleich haben über 60% der europäischen Schuldner aus dem Segment Investment Grade (bis BBB- nach S&P) und High Yield ein steigendes Verhältnis von Fremd- zu Eigenkapital ausgewiesen.
Kritischer werden könnte es vor allem für die 20 - 30%, die im kommenden Jahr mit einem fallenden EBITDA und steigendem Leverage konfrontiert sein werden. Auch die Trends bei der Kennziffer Free Cashflow zu Verschuldung geben bei den Unternehmensanleihen inzwischen ein divergierendes Bild. Dennoch bleiben ausgesuchte High Yielder interessant, darunter die Zementindustrie.
1,4 kg Zement pro Tag und Kopf weltweit
Diese Zahl zeigt, wie bedeutend der durch die Krise massiv in Mitleidenschaft gezogene Baustoffsektor für die weltweite Konjunktur ist. So verschwanden in den vergangenen vier Krisenjahren mehr Kapazitäten, als neue entstanden. Nachdem nun die Kapazitätsauslastung wieder steigt, dürften die Zementpreise vor einer Preisbeschleunigung stehen.
Anders als die französische Lafarge und die Schweizer Holcim, ist der DAX-Wert HeidelbergCement weitaus weniger in Schwellenländern engagiert, und realisiert den Hauptteil seines Umsatzes in Ost- und Westeuropa. Das Risiko für die stark energielastige Zementherstellung liegt klar in weiteren Preis-steigerungen bei Brennstoffen. Die Fokussierung auf Anlagenverkäufe und eine Stärkung der Bilanzre-lationen eröffnet für HeidelbergCement allerdings die Chance, in die Investmentgrade-Liga (derz. BB nach S&P) aufzusteigen.
Von diesem möglichen Szenario könnten vor allem länger laufende Anleihen profitieren, wie beispiels-weise: 9,5 % Dezember 2018 (A1GV10, Rendite: 5,34%), 8,5 % Oktober 2019 (A1A6PH, Rendite 5,43%) oder 7,5 % April 2020 (A1C90N, Rendite: 5,48%).
börse stuttgart tv
USA: BERNANKE VERTEIDIGT SEINE GELDPOLITIK
Mittlerweile wurde bereits QE III aufgelegt. Ben Bernanke und die Fed haben in den vergangenen Jahren (fast) nichts unversucht gelassen, um die strauchelnde US-Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Trotz expansiver Geldpolitik verbesserte sich die Situation in den USA nur geringfügig und Ben Bernanke sieht sich mit zunehmender Kritik konfrontiert. Zu Recht? Das Börse Stuttgart Anleiheforum zum Thema.
BUND-FUTURE: SPANNENDER ALS SEIN RUF?
Der Rücksetzer für den Bund-Future Anfang September war offensichtlich nur ein vorübergehendes Phänomen. Mittlerweile notiert das deutsche Anleihebarometer wieder deutlich über der 140 Prozent-Marke und es scheint sogar ein wenig Luft nach oben zu geben. Ist der Bund-Future an-gesichts der jüngsten Kursschwankungen für kurzfristig orientierte Anleger vielleicht sogar spannender als gedacht? Dr. Max Schott, Sand & Schott, bei Börse Stuttgart TV.
neueinführungen an der börse stuttgart stand 05.10.2012, 12 Uhr
KFW BEGIBT ANLEIHE IN SÜDAFRIKANISCHEN RAND
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) emittierte in dieser Woche eine Schuldverschreibung mit 5 Jahren Laufzeit notiert in Südafrikanischen Rand (ZAR). Das Papier, ausgestattet mit einem festen Kupon von 5,0 Prozent, kann zu einer Mindeststückelung von 5.000 ZAR nominal erworben werden (WKN: A1ML6E).
Einen festen Kupon von 1,25 Prozent verspricht eine Anleihe der Deutschen Hypothekenbank (WKN: DHY368). Die Schuldverschreibung wird fällig im Oktober 2019 und kann zu einer Mindeststückelung von 1.000 Euro nominal erworben werden.
Quelle: Boerse Stuttgart AG
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