London (Reuters) - Vor den britischen Parlamentswahlen hält die Notenbank des Landes den Zins konstant und peilt erst für das Brexit-Jahr 2019 eine Erhöhung an.
Notenbankchef Mark Carney sagte nach dem Zinsentscheid am Donnerstag, bei ihren Planungen gehe die Bank of England von einem "reibungslosen" Austrittsprozess aus. Börsianer hatten die erste Anhebung seit 2007 bisher nicht vor Ende 2019 auf dem Zettel. Laut Carney kann die geldpolitische Straffung auch etwas früher kommen. Die Notenbank beließ den Umfang ihres Anleihen-Kaufprogramms bei 435 Milliarden Pfund (rund 518 Milliarden Euro) und tastete zugleich den historisch niedrigen Leitzins von 0,25 Prozent nicht an.
Großbritannien hat in Brüssel den Austritt beantragt und will 2019 der EU endgültig 'Goodbye' sagen. Das Land soll demnach aus dem Binnenmarkt und der Zollunion austreten und strebt ein Freihandelsabkommen mit der EU an.
Die britische Notenbank hatte den Schlüsselzins im August 2016 als Reaktion auf den Brexit-Schock auf das bis heute gültige Niveau gesenkt. Der Wirtschaft geht aber mittlerweile zusehends die Puste aus: Das Wachstum hat sich Anfang des Jahres bereits mehr als halbiert. Die Industrie schwächelte zudem zuletzt und drosselte ihre Produktion den dritten Monat in Folge. Zudem hat das Pfund nach dem Brexit-Votum deutlich an Wert verloren und damit für ein Anziehen der Inflation gesorgt. Nach der Notenbank-Entscheidung weitete das Pfund seine Verluste aus und rutscht um 0,7 Prozent auf ein Tagestief von 1,2847 Dollar.
Premierministerin Theresa May hat für den 8. Juni Neuwahlen angesetzt. Mit einem klaren Sieg könnte sie ihre Position bei den Brexit-Verhandlungen mit der EU stärken. Im Wahlkampf hat sie für den Fall ihrer Wiederwahl eine Begrenzung der stark gestiegenen Energiepreise versprochen. Sie kündigte an, dass die Energierechnung von vielen Familien dann um bis zu 100 Pfund im Jahr sinken könnte.
Laut einer Prognose der Notenbank müssen sich die Verbraucher dieses Jahr auf einen stärkeren Preisauftrieb einstellen, als Anfang des Jahres gedacht. Die Notenbank erwartet den Höhepunkt der Inflationsentwicklung für Ende 2017 - dann soll die Teuerung 2,8 Prozent übersteigen. Zudem müssen sich die Briten noch auf Jahre hinaus auf erhöhte Inflationsraten gefasst machen: So wird der Preisauftrieb selbst in drei Jahren laut Prognose mit 2,26 Prozent noch über dem Ziel der BoE von 2,0 Prozent liegen.