Berlin (Reuters) - Der Bund muss sich wegen der steigenden Steuereinnahmen in diesem Jahr zehn Milliarden Euro weniger am Finanzmarkt leihen als geplant.
Das Emissionsvolumen sinke auf 173 Milliarden Euro, teilte die für das Schuldenmanagement des Bundes zuständige Finanzagentur am Donnerstag mit. Ende 2017 hatte sie in ihrer Jahresvorschau noch eine Summe von 183 Milliarden Euro angepeilt. "Der Finanzierungsbedarf des Bundes und seiner Sondervermögen hat sich seit Jahresbeginn 2018 reduziert", erklärte die Finanzagentur.
Für potenzielle Käufer wie Pensionsfonds ist das nicht unproblematisch. "Das sind nicht unbedingt gute Nachrichten für Investoren, die etwa wegen regulatorischer Vorschriften Bundesanleihen erwerben müssen und zudem mit der Bundesbank in Wettbewerb stehen", sagte Commerzbank-Experte Michael Leister. Die Bundesbank erwirbt die Papiere im Rahmen des Anleihekaufprogramms der Europäischen Zentralbank, die damit die Inflation ankurbeln will. "Das Problem wird dadurch verschärft, dass die Bundesbank auch im kommenden Jahr im Rahmen ihrer Reinvestitionen etwa ein Drittel der geplanten Emissionen kaufen wird", sagte Leister. "Der Bund profitiert von dieser Knappheit. Dadurch wird das Niedrigzinsumfeld bleiben." Bundesanleihen werden von den großen Ratingagenturen mit der Bestnote "AAA" bewertet und gelten daher als nahezu risikoloses Investment. Viele Investoren müssen solche Papiere in ihrem Portfolio haben.
Hintergrund des geringeren Emissionsbedarfs ist die gute Konjunktur, die für ein steigendes Steueraufkommen sorgt. Die Einnahmen aus den Bundessteuern erhöhten sich von Januar bis August um 14,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie das Finanzministerium in seinem aktuellen Monatsbericht mitteilte. "Die Haushaltslage in Deutschland ist derzeit blendend", sagte Commerzbank-Experte Leister.
Dass der Bund sich am Finanzmarkt Geld leihen muss, obwohl er in diesem Jahr erneut einen Haushaltsüberschuss erzielen dürfte, liegt an den Tilgungszahlungen für Altschulden. Allein im vierten Quartal belaufen sie sich auf 42,5 Milliarden Euro.
Neben den nominalverzinslichen Anleihen kann die Finanzagentur in diesem Jahr zusätzlich zwischen sechs und zehn Milliarden Euro über inflationsgekoppelte Papiere einnehmen. Hier zeichnet sich ab, dass die Obergrenze nicht erreicht wird. Das Volumen dürfte stattdessen bei 6,5 bis sieben Milliarden Euro liegen.