- von Gernot Heller
Berlin (Reuters) - Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch hat angesichts neuer Zollpläne in den USA vor Protektionismus gewarnt.
"Wir brauchen die internationale Kooperation in der G20, um eine Abschottungstendenz innerhalb der Weltwirtschaft zu verhindern", sagte Buch der Nachrichtenagentur Reuters in einem am Sonntag veröffentlichten Interview. "Gerade in diesen politisch schwierigen Zeiten ist es wichtig, dass wir die G20 als Forum der internationalen Zusammenarbeit haben."
Am Montag und Dienstag treffen sich die Finanzminister und Notenbankchefs der G20-Gruppe der führenden Industrie- und Schwellenländer in Buenos Aires. Erstmals dabei ist dann Olaf Scholz als neuer deutscher Finanzminister. Überschattet wird das Treffen vom Streit über die Handelspolitik. US-Präsident Donald Trump hat neue Importbeschränkungen bei Stahl und Aluminium beschlossen. Viele Handelspartner, auch die EU, haben Gegenmaßnahmen angedroht. Thema beim G20-Treffen werden auch Kryptowährungen wie Bitcoin, die zuletzt mit massiven Kursschwankungen für Schlagzeilen sorgten. "Die verschiedenen Krypto-Token wie Bitcoin sind im Kern Spekulationsobjekte", so Buch. Eine Gefahr für die Finanzstabilität gehe von ihnen aber nicht aus. Denn die Spekulationen seien in der Regel nicht kreditfinanziert und die entsprechenden Märkte eher klein. Allerdings gebe es für Anleger ein hohes Verlustrisiko. Deswegen könnten Verbraucherschutzmaßnahmen Sinn machen. Auch müsse die Rolle von Bitcoin & Co bei Geldwäsche und anderen kriminellen Aktivitäten sehr genau untersucht werden.
Auch die Banken-Regulierung werde in der argentinischen Hauptstadt auf der Agenda stehen, ergänzte die Ökonomin: "Die Reformen zu überprüfen, halte ich für ganz zentral." Geklärt werden müsse die Frage, welche Effekte und Nebenwirkungen die Reformen hätten und welche Lehren daraus zu ziehen seien. Erste Ergebnisse zu Teilaspekten sollten zum Jahresende vorliegen.
Im Blick hat die Bundesbank auch die jüngsten Turbulenzen an den weltweiten Finanzmärkten. "Gerade nach einer langen Phase sehr niedriger Zinsen können unerwartet schlechte Ereignisse Marktteilnehmer empfindlich treffen." Es sei daher wichtig, dass Banken, Unternehmen und Haushalte über ausreichend Eigenkapital als Risikopuffer verfügten. Nur so ließen sich Verluste aus überraschenden Entwicklungen abfedern. "Ein besser kapitalisiertes Finanzsystem ist stabiler und kann die Wirtschaft besser mit Krediten versorgen."
Zurückhaltend äußerte sich Buch zur Gefahr, dass wegen der unterschiedlichen Geldpolitik in den USA und Europa Spannungen an den Devisenmärkten auftreten könnten. "Flexible Wechselkurse reagieren auf unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklungen in den USA und Europa. Das ist ein normaler Ausgleichsmechanismus", sagte sie. "Allerdings können übermäßige Ausschläge zu erhöhten Anpassungskosten führen." Eine vorausschauende Kommunikation des geldpolitischen Kurses könne helfen, dieses Risiko zu begrenzen. Während die US-Notenbank Fed die Zinsen immer weiter anhebt, liegt der Schlüsselsatz in der Euro-Zone noch auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Die EZB ist zudem mit milliardenschweren Anleihenkäufen weiterhin im Krisenmodus.