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IG Metall zeigt Arbeitgebern die Zähne

Veröffentlicht am 08.01.2018, 16:28
© Reuters. IG Metall union members demonstrate in front of the Chancellery in Berlin
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- von Jan Schwartz und Matthias Inverardi

Düsseldorf (Reuters) - Die IG Metall erhöht im festgefahrenen Tarifstreit den Druck auf die Arbeitgeber: Am Montag rollte die erste große Warnstreikwelle in mehreren Bundesländern an. Unter anderem in Sachsen, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg traten der Gewerkschaft zufolge Mitarbeiter in den Ausstand - bis zum Mittag waren es demnach rund 9.000. Seit Anfang Januar sind bereits 15.000 Beschäftigte dem Streikaufruf gefolgt, die Friedenspflicht war zum Jahreswechsel ausgelaufen. Die IG Metall will mit den Protesten ihrer Forderung nach sechs Prozent mehr Lohn und befristeten Arbeitszeitverkürzungen in der deutschen Metall- und Elektroindustrie Nachdruck verleihen. In den kommenden Tagen soll der Ausstand ausgeweitet werden, bevor am Donnerstag die dritte Verhandlungsrunde in Böblingen beginnt.

Die Fronten zwischen beiden Lagern sind verhärtet. Die Arbeitgeber warnten die Gewerkschaft, mit ihren Protesten in der deutschen Schlüsselbranche nicht zu überziehen. Die besonders umstrittene Forderung nach einem Zuschuss für kürzere Arbeitszeiten nannte Gesamtmetall-Geschäftsführer Oliver Zander im Reuters-Interview einen "Sprengsatz" für die Verhandlungen.

Den Schwerpunkt ihrer Proteste legte die Gewerkschaft zum Auftakt in den Südwesten. Mehr als 4000 Metaller rückten dort zu Warnstreiks und Kundgebungen aus, davon mehr als 3000 bei Porsche (DE:PSHG_p) in Stuttgart-Zuffenhausen. In NRW protestierten rund 750 Beschäftigte - unter anderem in einem Werk des Automobil-Zulieferers Kirchoff. Dessen Chef leitet in dem Tarifbezirk die Verhandlungen der Arbeitgeber. Diese hätten die Warnstreiks "mit ihrem bisherigen Verhalten am Verhandlungstisch provoziert", betonte der Verhandlungsleiter der Gewerkschaft in NRW, Knut Giesler. Die Arbeitgeber forderten eine Lösung am Verhandlungstisch. "Wir sind nach wie vor zu vernünftigen Gesprächen bereit", sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Metall- und Elektro-Industrie NRW, Luitwin Mallmann.

MEHR ODER WENIGER ARBEITEN?

Nach den bisherigen Gesprächen lagen die Tarifparteien bei der Lohnforderung noch weit auseinander: Die IG Metall fordert für die größte deutsche Industriebranche mit ihren rund 3,9 Millionen Beschäftigten sechs Prozent mehr Lohn. Die Arbeitgeber boten zwei Prozent Lohnerhöhung. Vor allem aber beim besonders umstrittenen Thema Arbeitszeit sind Gewerkschaft und Arbeitgeber auf Konfrontationskurs. Die IG Metall will ein individuelles Recht auf eine zeitweise Arbeitszeitverkürzung auf 28 Wochenstunden durchsetzen und fordert Zuschüsse für Arbeitnehmer, die weniger arbeiten, um Angehörige zu pflegen oder Kinder zu betreuen. Die Unternehmen pochen dagegen auf die Möglichkeit, mehr Beschäftigte als bisher länger als 35 Wochenstunden ohne Zuschläge arbeiten zu lassen.

© Reuters. IG Metall union members demonstrate in front of the Chancellery in Berlin

Die Arbeitgeber lehnen vor allem die von der IG Metall geforderten Zuschüsse für eine zeitweise Verkürzung der Wochenarbeitszeit vehement ab. "Wenn wir einen Anreiz geben, weniger zu arbeiten, sind wir nicht mehr in der Lage, in dem Umfang zu produzieren", sagte Gesamtmetall-Geschäftsführer Zander. Bei den anderen von der Gewerkschaft auf den Tisch gelegten Themen zu Löhnen und Arbeitszeiten seien die Arbeitgeber dagegen gesprächsbereit. "Was nicht geht, ist dieser Lohnausgleich."

Die IG Metall will die Warnstreiks in dieser Woche noch ausweiten. Ab Dienstag sind etwa auch in Bayern größere Ausstände geplant. Die Gewerkschaft droht neben stundenweisen Arbeitsniederlegungen zudem erstmals auch ganztägige Warnstreiks an. Diese würden die Unternehmen angesichts der eng getakteten Lieferketten und der brummenden Konjunktur empfindlich treffen.

Die Verhandlungen in den Tarifbezirken der größten deutschen Industriebranche gehen am Donnerstag in Baden-Württemberg weiter. In anderen Bundesländern treffen sich die Tarifparteien ab dem 15. Januar.

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