Erste Daten aus den Bundesländern zeigen: Die Inflation in Deutschland zieht wieder an. Die vorläufigen Daten des statistischen Bundesamts zeigen, dass sich in Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen die Waren und Dienstleistungen zwischen 1,9 und 2,9 Prozent im Vergleich zum Vormonat verteuerten. In fünf dieser Bundesländer zogen auch die Lebenshaltungskosten an, nur in NRW etwas langsamer.
Vor allem steigende Kosten unter anderem bei Dienstleistungen (ohne Nettokaltmiete) treiben die Preise wieder in die Höhe. Sie verteuerten sich auf Jahressicht um 5,3 Prozent. Auch Lebensmittel wurden mit Sicht auf das Jahr teurer - mit 2,4 Prozent allerdings schwächer als der Gesamtindex. Energie verbilligte sich dagegen: Im Vergleich zu November 2023 um durchschnittlich 3,3 Prozent.
Im Oktober lag die bundesweite Inflation bei 2,0 Prozent, nachdem sie im September diesen Jahres den tiefsten Stand seit dreieinhalb Jahren mit 1,6 Prozent erreicht hatte. Am Donnerstagnachmittag will das statistische Bundesamt eine bundesweite Einschätzung der Inflation veröffentlichen.
Was kann die EZB machen?
Europaweit liegt die Inflation im Dienstleistungssektor 4 Prozent und ist damit gegenüber November verganenen Jahres unverändert. "Für einen nachhaltigen Rückgang der Inflation auf unser 2-Prozent-Ziel müssen wir einen Rückgang der Dienstleistungsinflation sehen", sagte Isabel Schnabel, Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank (EZB), in einem Interview mit Bloomberg.
Die jüngsten Lohnverhandlungen in Deutschland waren weniger aggressiv, was Schnabel als ermutigend bezeichnete. "Dies gibt mir eine gewisse Zuversicht, dass das Lohnwachstum im Einklang mit unseren Prognosen zurückgehen wird", sagte sie.
Energie- und Lebensmittelpreise stellen auch europaweit weiterhin ein potenzielles Inflationsrisiko dar. "Wir haben zum Beispiel gesehen, dass die Gaspreise merklich gestiegen sind. Auch die Lebensmittelpreise haben in letzter Zeit wieder angezogen. Aber insgesamt ist der Disinflationsprozess auf Kurs", sagte Schnabel.
Was Zinssenkungen angeht, gebe es nur einen begrenzten Spielraum von der EZB aus laut Schnabel. Die Bank sei bestrebt, ein Gleichgewicht zwischen der anhaltenden Inflation und den wachsenden globalen Risiken zu finden - unter anderem den potenziellen wirtschaftlichen Auswirkungen der erneuten US-Zölle unter Donald Trump.