Berlin (Reuters) - Nach der erneuten Zinserhöhung der US-Notenbank fordert die deutsche Wirtschaft die Europäische Zentralbank zum Ausstieg aus ihrer Politik des ultrabilligen Geldes auf.
"Konjunkturell ist dieser Schritt überfällig", sagte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier, am Donnerstag. "Die Stimmung der deutschen und europäischen Wirtschaft ist derzeit noch so gut wie nie. Ein Ausstieg aus der Niedrigzinspolitik würde dem auch keinen Abbruch tun."
Mittelfristig komme die größte Gefahr für die Konjunktur aus den USA. "Die Lunte für einen flächendeckenden Handelskonflikt haben die USA mit den Strafzöllen auf Stahl und Aluminium gelegt", sagte Treier mit Blick auf die Ankündigung aus Washington zum Schutz der heimischen Industrie. "Mit dem jetzigen US-Zinsschritt dürfte sich jedenfalls das US-Handelsdefizit verschärfen und damit die Begründung der USA für ihre protektionistische Zollpolitik erhärten." Höhere Zinsen machen eine Währung attraktiver für Anleger, was zu einer Aufwertung führen kann. Dadurch werden Importe billiger, Exporte aber teurer.
Die Federal Reserve setzte am Mittwochabend auf der ersten Sitzung unter Regie ihres neuen Präsidenten Jerome Powell den Leitzins um einen Viertelpunkt hoch - auf eine Spanne von 1,5 bis 1,75 Prozent. Es ist die sechste Zinserhöhung seit Ende 2015. Die Währungshüter signalisierten zugleich, den Leitzins dieses Jahr noch zwei Mal anheben zu wollen. Die EZB dürfte dagegen bis ins kommende Jahr hinein an ihrer Nullzinspolitik festhalten.