Brüssel/Berlin (Reuters) - Mehr Wachstum, weniger Arbeitslose, geringere Schulden: Die EU-Kommission sagt der Euro-Zone in diesem und im kommenden Jahr eine positive Entwicklung voraus.
Sie erhöhte am Donnerstag ihre Prognose für das Plus beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2017 von 1,6 auf 1,7 Prozent. Für das kommende Jahr wird weiter 1,8 Prozent erwartet. "Das Wachstum gewinnt an Fahrt", sagte der für den Euro-Raum zuständige Kommissionsvizepräsident Valdis Dombrovskis. "Es ist erfreulich, dass die große Unsicherheit, die wir in den letzten zwölf Monaten erlebt haben, langsam zu schwinden scheint", ergänzte Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici. Es blieben aber Risiken wie die amerikanische Wirtschafts- und Handelspolitik oder die Brexit-Verhandlungen mit Großbritannien.
Die Exporte sollen angesichts der besseren Weltkonjunktur stärker wachsen als im vergangenen Jahr. Auch der private Konsum dürfte ungeachtet der höheren Inflation zunehmen, wenn auch nicht mehr so stark wie zuvor. "Die Investitionstätigkeit wird zwar weiterhin durch die geringen Wachstumsaussichten und den notwendigen Schuldenabbau in einigen Sektoren gebremst, dürfte sich aber dennoch recht beständig ausweiten", so die Kommission.
Moscovici verwies darauf, dass die Inflation vornehmlich wegen des höheren Ölpreises gestiegen sei. Rechne man diesen Effekt heraus, bewege sich die Kernrate bei 0,9 Prozent kaum. Die Europäische Zentralbank müsse ihre eigenen Schlüsse daraus ziehen. EZB hält unter anderem deswegen an ihrer extrem lockeren Geldpolitik fest.
Der Aufschwung soll die Arbeitslosigkeit drücken. In diesem Jahr wird eine Erwerbslosenquote von 9,4 Prozent erwartet, im kommenden Jahr dann von 8,9 Prozent - das wäre der niedrigste Wert seit Anfang 2009. In vielen Ländern bleibt die Arbeitslosigkeit der Brüsseler Behörde zufolge aber trotz des positiven Trends "viel zu hoch". Dazu gehört Griechenland, wo weiterhin fast ein Viertel der Arbeitssuchenden keinen Job hat.
Die Staatsfinanzen dürften sich der Frühjahrsprognose zufolge im Euro-Raum verbessern. Die Neuverschuldung soll in diesem Jahr auf 1,4 und im kommenden Jahr auf 1,3 Prozent im Verhältnis zum BIP sinken. 2016 waren es noch 1,5 Prozent. "Aufgrund niedrigerer Zinszahlungen und einer moderaten Lohnentwicklung im öffentlichen Sektor dürften die Haushaltsdefizite weiter zurückgehen", so die Kommission. Der Schuldenstand in der Euro-Zone soll bis zum kommenden Jahr auf 89 Prozent des Bruttoinlandsproduktes sinken, nachdem es 2016 noch 91,3 Prozent waren.