Angesichts der Turbulenzen an den Finanzmärkten nach der US-Präsidentschaftswahl hat der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB) Besonnenheit angemahnt. "Ich glaube, wir müssen ruhig bleiben, sicherlich ruhiger als die Märkte", sagte Praet am Mittwoch nach Angaben eines EZB-Sprechers am Rande einer Konferenz in Brüssel. Die Kommunikation zur Geldpolitik habe sich nicht geändert "und wird sich deshalb nicht ändern". Die EZB verfolge die Entwicklungen aber aufmerksam.
Der Wahlerfolg des Republikaners Donald Trump hatte Anleger weltweit in Aufruhr versetzt. Die Börsen in Europa und Asien gaben nach; auch der Dollar verlor an Wert. Allerdings drehte die Londoner Börse inzwischen wieder ins Plus, auch der Dax verringerte bereits sein Minus.
Der Deutsche Aktienindex (Dax) war mit Verlusten von 2,87 Prozent in den Handel gestartet, verringerte das Minus aber relativ schnell auf 1,76 Prozent. Am stärksten büßten die Papiere des Autobauers Daimler (DE:DAIGn) und der Commerzbank (DE:CBKG) ein.
Zuvor hatten schon die Aussichten auf den Wahlsieg Trumps die asiatischen Börsen auf Talfahrt geschickt. Der japanische Aktienindex Nikkei verlor 5,4 Prozent. Die Börse in Hongkong gab 2,2 Prozent nach. Deutlich im Minus waren auch die Kurse in Sydney, Seoul, Manila und Mumbai.
Auch an der New Yorker Wall Street standen Verluste bevor. Termingeschäfte auf den breit angelegten Index S&P 500 und den Nasdaq an der Wall Street sackten um mehr als fünf Prozent ab, auf den Dow um vier Prozent.
In den vergangenen Stunden habe es auf den Märkten ein "Blutbad" gegeben, sagte Oanda-Analyst Craig Erlam. Das zweite Mal in diesem Jahr hätten die Märkte "vorschnell" auf ein bestimmtes Wahlergebnis gesetzt, ergänzte er mit Blick auf das britische Brexit-Votum im Juni. Damals rauschten die Börsenkurse von Asien bis Europa in die Tiefe.
Die Börsen hatten in den vergangenen Tagen auf einen Wahlsieg der Demokratin Hillary Clinton gesetzt. Trump wird von den Anlegern als Unsicherheitsfaktor betrachtet.
Auch der Dollar verlor an Wert - genau wie der mexikanische Peso, der bereits während des Wahlkampfs gelitten hatte, weil Trump immer wieder mit anti-mexikanischer Rhetorik Stimmung zu machen versucht hatte. Die mexikanische Währung fiel gegenüber dem Dollar auf ein historisches Tief. Für einen Dollar waren 20,4401 Pesos fällig - und damit erstmals überhaupt mehr als 20 Pesos.
Anleger flüchteten sich dagegen in sicherere Werte und investierten in Gold und den japanischen Yen. Der Goldpreis legte im asiatischen Handel zeitweise um 5,4 Prozent zu. Eine Feinunze notierte zwischenzeitlich bei 1337,38 Dollar (1211 Euro).
Auch Bundesanleihen waren gefragt. Der Zins für Papiere mit einer zehnjährigen Laufzeit lag auf dem sogenannten Sekundärmarkt bei 0,098 Prozent. Zum Handelsschluss am Vortag hatte der Zins bei 0,188 Prozent gelegen.
Angesichts des weiteren Erstarkens des Yen und des Kurssturzes an der Börse in Tokio beriefen die japanische Regierung und die Zentralbank des Landes ein Krisentreffen ein. Vize-Finanzminister Masatsugu Asakawa kündigte anschließend an, die Regierung werde "notwendige Maßnahmen" ergreifen, sollten "spekulative Bewegungen" an den Märkten anhalten. Nichts sei ausgeschlossen.
Die USA sind für zahlreiche japanische Unternehmen ein wichtiger Markt. Sie leiden bereits seit Monaten unter dem starken Yen, da er die Einnahmen der Exporteure im Ausland schrumpfen lässt.