Frankfurt/Berlin (Reuters) - Angesichts des Aufschwungs in der Euro-Zone ist in der EZB eine Diskussion über den Zinsausblick ausgebrochen.
Wie aus den am Donnerstag veröffentlichten Protokollen der Ratssitzung vom April hervorgeht, wird von einigen Währungshütern der Rückgriff auf die Option einer noch lockeren Geldpolitik für die Zukunft als womöglich "weniger wahrscheinlich" erachtet. Sollte die wirtschaftliche Erholung weiter schwungvoll bleiben und Fortschritte auf dem Weg zu nachhaltig stabilen Preisen erzielt werden, sei eine Anpassung der derzeitigen Fassung des Ausblicks zu erwägen.
Dennoch mahnen viele Führungsmitglieder der Notenbank zur Vorsicht, da bereits kleine Änderungen in der Kommunikation Signaleffekte haben könnten, die womöglich als eine Veränderung der geldpolitischen Haltung interpretiert würden. Daher sollten solche Schritte nur "sehr langsam und vorsichtig" erfolgen. Auf der Sitzung hatte das Gremium bekräftigt, dass die Schlüsselzinsen weit über die Zeit des laufenden Anleihenkaufprogramms hinaus auf dem aktuell tiefen Niveau oder sogar noch niedriger liegen werden.
Experten spekulieren seit längerem, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Passage streichen könnte, in der ein noch niedrigeres Zinsniveau für die Zukunft nicht ausgeschlossen wird. Zudem dürfte sie demnach die Konjunkturaussichten in milderem Licht sehen. Die in den Protokollen zum Ausdruck kommende große Vorsicht der Währungshüter spricht jedoch dagegen, dass sie bereits auf der Sitzung am 8. Juni größere Änderungen vornehmen werden.