In der Eigentümerfamilie des Discounters Aldi Nord ist ein heftiger Streit ausgebrochen. Theo Albrecht junior sagte dem "Handelsblatt" vom Donnerstag, seine Schwägerin Babette Albrecht sei mit "teilweise peinlichen" Auftritten in der Öffentlichkeit eine "Belastung für unser Unternehmen". Sein Bruder, Babettes 2012 verstorbener Mann Berthold Albrecht, "würde sich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, was hier abläuft".
Theo junior und Berthold sind die Söhne des Aldi-Mitgründers und langjährigen Aldi-Nord-Chefs, Theo Albrecht senior. Laut dem "Handelsblatt" geht es bei dem Zwist um die Satzung einer Stiftung, die Berthold Albrecht gegründet hatte. Dort hätten laut einer Gerichtsentscheidung zwei Töchter von Babette und Berthold Albrecht das Sagen und könnten daher in unternehmerische Fragen bei Aldi Nord mitbestimmen.
"Wenn die alte Satzung wirklich wieder gelten würde, könnten die Kinder von Berthold zusammen mit ihrem Anwalt das Unternehmen am Nasenring durch die Manege führen", sagte Theo Albrecht der Zeitung in dem seltenen Interview. Finanztransfers an Aldi Nord, etwa für eine weitere Expansion im Ausland, könnten ohne deren Zustimmung nicht erfolgen.
Dabei sind Albrechts Darstellung zufolge solche Investitionen dringend nötig. "Unser Filialnetz in Frankreich ist dringend renovierungsbedürftig", sagte er dem "Handelsblatt". "Auch in Dänemark herrscht Modernisierungsbedarf." Albrecht zeigte sich zuversichtlich, dass die nächste Instanz die Gerichtsentscheidung zur Stiftungssatzung revidieren werden. "Mein Vertrauen in die Gerichtsbarkeit ist ungebrochen."
Theo Albrecht senior hatte das Discounter-Unternehmen zusammen mit seinem Bruder Karl ins Leben gerufen. Karl Albrecht stand an der Spitze von Aldi Süd; er starb im Sommer 2014. Theo Albrecht senior, langjähriger Aldi-Nord-Chef, starb 2010. Das "Handelsblatt"-Gespräch mit Theo junior ist dem Blatt zufolge das erste Interview überhaupt, dass der Firmeneigentümer gegeben hat. Die Familie Albrecht gilt als äußerst medienscheu.