* Finanzwerte sind größte Gewinner an Börsen
* Finanzministerium: Marktreaktion ist ermutigend
* Analysten begrüßen vor allem größere Transparenz
* Deutsche Bank unter Druck - keine Bond-Transparenz
* S&P erwartet keine Ratingänderungen nach Stresstests
(komplett neu)
Frankfurt, 26. Jul (Reuters) - Die europäischen Stresstests
haben den Investoren offenbar die Furcht vor neuen
Milliardenrisiken in den Büchern der Banken genommen. Trotz
aller Kritik an der Belastungsprobe für 91 Geldhäuser herrschte
europaweit Erleichterung, dass negative Überraschungen
ausgeblieben sind. Finanzwerte gehörten zu den größten Gewinnern
an den Börsen, und auch der Euro zog an. Das
Bundesfinanzministerium sprach von einem sehr ermutigenden
Signal, dass die Ziele der Tests angesichts der Marktreaktion
offenkundig erreicht wurden. Mit der Testaktion hatten die
Regierungen das Vertrauen in das europäische Finanzsystem
stärken wollen.
Für Verunsicherung sorgte lediglich die Deutsche
Bank
"Aus unserer Sicht war der Stresstest sehr hilfreich, denn er hat eine riesige Menge an neuen und einheitlichen Daten von den Banken geliefert", betonte der bei Goldman Sachs für die europäische Konjunktur zuständige Analyst Erik F. Nielsen. Das Finanzsystem Europas stehe demnach besser da als viele gedacht hätten. Der Test sollte trotz aller berechtigter Kritik an der Ausgestaltung helfen, die Schuldenlage Spaniens besser einzuschätzen, schrieben die Analysten von Morgan Stanley. Insofern sollten die Ergebnisse den europäischen Banken sowohl bei der Refinanzierung helfen als auch beim Börsenwert.
"Der Stresstest war nach unserer Einschätzung scharf genug, um ernst genommen zu werden", kommentierten die Experten von Credit Suisse. Die Transparenz, die nun geschaffen worden sei, sei beeindruckend. In den vergangenen Wochen waren die Kriterien des Tests oft als zu lax kritisiert worden. Dies nährte Zweifel, dass mit den Prüfungen das Vertrauen in das krisengeschüttelte Finanzsystem zurückkehren kann.
Sieben Banken hatten den am Freitagabend nach Börsenschluss
veröffentlichten Belastungstest nicht bestanden, darunter die
Hypo Real Estate als einziges der 14 getesteten deutschen
Institute. Dies war an den Märkten ebenso erwartet worden wie
das Scheitern von fünf spanischen Sparkassen und der
griechischen Atebank
Auf freiwilliger Basis veröffentlichten die meisten Häuser
mit den Ergebnissen der Stresstests auch ihr Engagement in
europäischen Staatsanleihen. In Deutschland verzichteten
Deutschen Bank, Postbank
Beim Generalsekretär des Ausschusses der Bankenaufseher CEBS, Arnoud Vossen, stieß die Weigerung der Institute dennoch auf Missfallen. "Wir waren uns mit allen Aufsichtsbehörden und mit den teilnehmenden Banken einig, dass die Staatsrisiken Bank für Bank veröffentlicht würden", sagte er der "Financial Times". Vossen will dies dem Bericht zufolge mit den deutschen Behörden besprechen.
Deutsche-Bank-Aktien gerieten gegen den Branchentrend in
Europa unter Druck und verloren rund ein Prozent, was Händler
unter anderem mit der Unsicherheit über das Anleihe-Engagement
begründeten. Im Unterschied dazu waren im europäischen Leitindex
Stoxx50<.STOXX50> die Papiere von ING
Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) sieht für keines der getesteten deutschen Geldhäuser eine Notwendigkeit, die Bonitätsnoten zu senken. "Bei den Belastungsproben sind für uns keine neuen Schwächen zutage getreten", sagte S&P-Bankenexperte Stefan Best der Nachrichtenagentur Reuters. Der Test habe eher die Meinung der Bonitätswächter zu den einzelnen Häusern untermauert. So sei etwa die Kapitalschwäche der Postbank bereits seit längerem bekannt - und in den Ratings berücksichtigt. Auch mit zusätzlichem Druck in Richtung Kapitalerhöhung rechne er nicht.
(Reporter: Andrea Lentz, Philipp Halstrick, Alexander Hübner, Edward Taylor; redigiert von Olaf Brenner)