* Börsianer - Dax steht vor Sprung über 6000 Punkte
* Deutsche Post erwägt Klage gegen Mehrwertsteuer-Regelung
* Deutsche Bank offenbar an RBS-Tochter interessiert
(neu: Deutsche Post, Deutsche Bank)
Frankfurt, 17. Dez (Reuters) - Nach den Kursgewinnen der
vergangenen Tage haben die Anleger am deutschen Aktienmarkt am
Donnerstag nur vereinzelt Gewinne mitgenommen. Der Dax<.GDAXI>
gab 0,5 Prozent auf 5872 Punkte nach. Der Leitindex hielt sich
damit aber in Reichweite seines am Vortag markierten
15-Monats-Hochs von 5903,43 Zählern. "So lange von den
Konjunkturdaten kein Störfeuer kommt, ist der Sprung
über die 6000 Punkte nur eine Frage der Zeit", sagte ein
Börsianer. "Dabei reicht es völlig aus, wenn die Zahlen im
Rahmen der Erwartungen ausfallen."
Ob der Dax allerdings schon vor dem Hexensabbat am Freitag
oder erst danach die psychologisch wichtige Marke knacke, lasse
sich aber kaum vorhersagen.
Am Nachmittag (MEZ) stehen unter anderem die wöchentlichen
Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe auf dem Terminplan. Von
Reuters befragte Analysten sagten einen Rückgang auf 465.000 von
474.000 in der Vorwoche voraus. Daneben erhofften sich
Investoren vom Konjunkturindex der Federal Reserve Bank von
Philadelphia (Philly Fed) Hinweise auf die Aussichten für die
weltgrößte Volkswirtschaft. Hier erwarteten Experten einen
leichten Rückgang auf 16,0 Punkte von 16,7 Zählern im Vormonat.
INFINEON IM MINUS - DEUTSCHE POST GEFRAGT
Schlusslicht im Dax war Infineon. Die Aktien des
Chip-Herstellers verloren 2,5 Prozent auf 3,48 Euro. Börsianer
sprachen von Gewinnmitnahmen. Die Titel hatten am Mittwoch gut
vier Prozent zugelegt und damit zu den stärksten Werten der
ersten Börsenliga gehört.
Gefragt war dagegen die Deutsche Post, deren
Papiere sich um 0,4 Prozent auf 13,73 Euro verteuerten. Die vom
Bundeskabinett beschlossenen Änderungen bei der
Umsatzbesteuerung im Brief-Geschäft beurteile er überwiegend
positiv, schrieb DZ-Bank-Analyst Robert Czerwensky in einem
Kommentar. "Es zeichnet sich ab, dass die Anpassungen weniger
drastisch ausfallen, als bisher erwartet. Daher bestätigen wir
unsere Kaufempfehlung." Die Post erwägt ihren Großaktionär, den
Bund, allerdings zu verklagen, da die geplante Regelung nach
Auffassung des Unternehmens gegen EU-Recht verstößt.
ÜBERNIMMT DEUTSCHE BANK RBS-ROHSTOFFTOCHTER SEMPRA?
Im Rampenlicht stand außerdem die Deutsche Bank.
Nach Aussagen einer mit der Angelegenheit vertrauten Person
führt das Institut mit der Royal Bank of Scotland (RBS)
Gespräche über den Kauf von deren Rohstoffhandelstochter Sempra.
Dies decke sich mit den jüngsten Äußerungen der Deutschen Bank
zur Strategie im Rohstoff-Geschäft, sagte ein Analyst. Einem
Bericht der "Financial Times" zufolge interessieren sich auch
Barclays, Goldman Sachs und Morgan Stanley
für das Handelshaus. Banker schätzten den Wert eines Deals auf
rund drei Milliarden Dollar. Die RBS und die Deutsche Bank
lehnten eine Stellungnahme ab. Die Aktien der beiden Institute
fielen jeweils um rund ein Prozent.
WIRECARD NACH ÜBERNAHME GEFRAGT
Im Technologie-Index TecDax<.TECDAX> waren Wirecard
gefragt und legten zwei Prozent auf 9,50 Euro zu. Der Spezialist
für Online-Zahlungssysteme will den Singapurer
Zahlungsdienstleister E-Credit übernehmen. Analysten lobten die
Akquisition als Schritt zum Ausbau der Präsenz auf dem wichtig
asiatischen Markt.
(Reporter: Hakan Ersen; redigiert von Ralf Banser)