* Geplante Atomsteuer belastet Versorger
* Autowerte weiter gefragt
* Warten auf US-Verbraucherzahlen, Citi und Bank of America
(neu: kleiner Verfall, Händler, Versorger, K+S)
Frankfurt, 16 Jul (Reuters) - Die Anleger am deutschen
Aktienmarkt haben sich am Freitag nur zögerlich aus der Deckung
getraut. Der Dax<.GDAXI> lag am Vormittag 0,1 Prozent höher bei
6156 Punkten, nachdem er am Donnerstag um ein Prozent
abgerutscht war. "Man weiß nicht genau, wo der Tag enden wird",
sagte ein Börsianer. Einerseits wirkten sich schlechte Vorgaben
aus Asien und zunehmenden Sorgen über die Konjunkturentwicklung
in den USA negativ aus. Andererseits seien Unternehmenszahlen,
wie etwa von Intel, in dieser Woche sehr positiv
ausgefallen - allerdings hätten selbst die teilweise sehr guten
Bilanzen keine wirkliche Euphorie ausgelöst. Am Mittag standen
Quartalszahlen der Bank of America/Merrill Lynch an.
Gespannt warteten die Anleger auch auf die vorläufigen Daten der
Universität Michigan zum US-Verbrauchervertrauen im Juli, die am
Nachmittag veröffentlicht werden sollten.
Unter Druck gerieten im Dax die Aktien der Energieversorger,
nachdem am Donnerstagabend Einzelheiten zur geplanten Atomsteuer
bekannt wurden. Die Titel von RWE verloren drei
Prozent, die Papiere des Börsenschwergewichts E.ON
gaben 2,6 Prozent nach. Trotz der ungeklärten Frage der
AKW-Laufzeiten will der Bund mit der Steuer ab 2011 zunächst bis
2014 jährlich 2,3 Milliarden Euro mehr einnehmen, hieß es in
einem Gesetzentwurf der Bundesregierung, der Reuters vorliegt.
"Solche zusätzlichen Belastungen drücken die Kurse", sagte ein
Händler. "Das wird wahrscheinlich auch noch solange weitergehen,
bis ein Gesetz verabschiedet ist."
Finanztitel tendierten ebenfalls schwächer. Die Aktien der
Deutschen Bank verloren 0,6 Prozent, die Papiere der
Commerzbank gaben 0,2 Prozent nach. Der US-Senat hatte
am Donnerstagabend den Weg für die umfassendste
Finanzmarktreform seit den 1930er Jahren frei gemacht. Banken
und Investoren in den USA müssen sich auf strengere Vorgaben
einstellen und mehr Transparenz vor allem im milliardenschweren
Derivate-Handel zulassen.
K+S PROFITIEREN VON OPTIMISTISCHER YARA-PROGNOSE
Zugewinne verzeichneten dagegen die Anteilsscheine des
Düngemittelherstellers K+S mit einem Aufschlag von 2,7
Prozent. Der norwegische Rivale Yara übertraf mit seinem
Quartalsgewinn die Erwartungen der Analysten nannte den
Ausblick auf die Saison 2010/2011 "vielversprechend" dank einer
starken Nachfrage nach landwirtschaftlichen Produkten.
Auch für die Autowerte ging es bergauf. VW
verteuerten sich um 1,3 ein Prozent, die Papiere von
BMW legten 0,7 Prozent zu und damit nicht mehr ganz so
stark wie an den vorigen drei Tagen. Die Aktien von
Daimler kletterten um 1,3 Prozent. Der weltgrößte
Nutzfahrzeughersteller darf nach jahrelangen Verhandlungen
demnächst in China Lkw bauen und verkaufen. Chinas Regierung
genehmigte ein bereits 2008 vereinbartes
Gemeinschaftsunternehmen des Konzerns und des chinesischen
Lkw-Bauers Beiqi Foton<600166.SS>.
Auf der Gewinnerseite standen im Dax auch die
Siemens-Aktien, die 1,3 Prozent zulegten. Morgan
Stanley hob das Kursziel für die Papiere auf 82 von 76 Euro an.
Am Donnerstag hatte der Industriekonzern einen Großauftrag in
Russland an Land gezogen: Siemens soll für die Russischen
Eisenbahnen (RZD)[RZDRU.UL] 240 Regionalzüge im Wert von 2,2
Milliarden Euro liefern und betreiben.
(Reporter: Tom Körkemeier; redigiert von Olaf Brenner)