(neu: Salzgitter, Postbank)
Frankfurt, 21. Jan (Reuters) - Der deutsche Aktienmarkt hat
sich am Mittwochnachmittag etwas erholt. Händler führten dies
auf die Aussicht auf Kursgewinne an der Wall Street zurück. Der
Dax<.GDAXI> legte 0,6 Prozent zu auf 4263 Punkte, nachdem er am
Morgen noch bis zu 2,4 Prozent verloren hatte. "Der Markt ist
hoch nervös und schaut auf die Banken", sagte ein Händler.
Gestützt wurde der Dax auch davon, dass sich die Aktien der
Deutschen Bank von ihrem morgendlichen Kursrutsch von
fast zehn Prozent erholten und im Verlauf vier Prozent auf 17,66
Euro zulegten. "Es gibt fundamental nichts Neues, aber die Titel
waren massiv überverkauft und erholen sich jetzt", sagte ein
Händler. Postbank-Titel gewannen fünf Prozent auf 7,57
Euro.
Während in Großbritannien Rufe nach einer schnellen
Verstaatlichung der Royal Bank of Scotland (RBS) und von
Lloyds lauter wurden, sorgte in Frankfurt die Nachricht
weiterer Staatshilfen für die Hypo Real Estate für neue
Sorgenfalten. "Das Beispiel Irland hat Schule gemacht, und es
geht die große Sorge um, dass es zu weiteren Verstaatlichungen
kommen wird", sagte Aktienstratege Carsten Klude von MM Warburg.
"Zunächst stehen die britischen Banken im Fokus, aber auch für
Deutschland kann nichts mehr ausgeschlossen werden."
Die irische Regierung hatte in der vergangenen Woche die
Anglo Irish Bank mit einer Übernahme vor dem Aus
gerettet. Die RBS hatte zu Wochenbeginn die Märkte mit einem
Rekordverlust geschockt und ist - wie auch Lloyds - schon
teilweise in Staatshänden. Die britische Barclays verlor
rund ein Drittel ihres Börsenwertes, ihr Kurs fiel in der Spitze
um 35 Prozent auf 47,3 Pence - den tiefsten Stand seit 24
Jahren. Zuletzt lagen die Titel noch knapp 14 Prozent im Minus.
Analysten zufolge ist die Bank dringend auf eine Kapitalerhöhung
oder eine Rettung durch den Staat angewiesen. Die RBS-Aktien,
die seit Montag rund zwei Drittel verloren haben, verzeichneten
hingegen eine Kurserholung um elf Prozent.
Für die im MDax<.MDAXI> notierten Aktien der Hypo Real
Estate zahlten Anleger noch 1,90 Euro und damit 5,5 Prozent
weniger als am Vortag. Der ohnehin schwer angeschlagene
Immobilienfinanzierer muss weitere zwölf Milliarden Euro an
Staatshilfe in Anspruch nehmen. "Wir erneuern unsere
pessimistische Sicht bezüglich der Aussichten für die Aktionäre
des Konzerns", kommentierte LBBW-Analyst Martin Peter: "Bitte
die Aktie weiter meiden!"
Die verhältnismäßig geringe Nachfrage am Aktienmarkt
konzentrierte sich auf die Einzelhandels- und Konsumwerte. "Das
sind die klassischen Defensivwerte, die in solch unsicheren
Zeiten gefragt sind", sagte ein Händler. Papiere von
Adidas standen mit einem Plus von 5,4 Prozent auf 26,28
Euro an der Spitze im Dax. Die Aktien des Handelskonzerns
Metro stiegen um fünf Prozent. Das Unternehmen hatte am
Dienstag ein Restrukturierungsprogramm mit einem massiven
Arbeitsplatzabbau angekündigt. Zu den größten Gewinnern gehörten
zudem die Titel des Stahlherstellers Salzgitter mit
einem Plus von 4,7 Prozent auf 51,15 Euro. Sie glichen damit in
etwa ihre Verluste der beiden Vortage wieder aus.
(Reporter: Stefan Schaaf; redigiert von Kathrin Schich)