(neu: US-Daten, Hypo Real Estate, Arcandor, Douglas)
Frankfurt, 14. Jan (Reuters) - Ein Milliardenverlust der
Deutschen Bank hat an den europäischen Börsen am
Mittwoch Schockwellen ausgelöst. "Die Zahlen der Deutschen Bank
waren ein Paukenschlag", erklärte NordLB-Händler Matthias Melms.
"Dass die Deutsche Bank so schlecht abgeschlossen hat, ist schon
beängstigend." An den Aktienmärkten kam daraufhin Angst vor
weiteren Schreckensmeldungen aus der Branche hoch und drückte
die Kurse einiger Finanzwerte um mehr als zehn Prozent. Dazu
trübte ein verhaltener Ausblick von Siemens die
Stimmung und Umsatzzahlen des US-Einzelhandels fielen unerwartet
schlecht aus. Der Dax<.GDAXI> fiel bis zum Nachmittag um 3,6
Prozent auf 4470 Punkte.
"Schreckliche Wirtschaftsdaten und der Beginn der
Bilanzsaison machen derzeit jede Hoffnung zunichte", sagte ein
Händler. Der überraschend starke Rückgang der
US-Einzelhandelsumsätze im Dezember um rund drei Prozent
verheiße nichts Gutes für die Wall Street, wo die
Aktienfuture ein Minus von 1,8 Prozent signalisierten.
ANGST VOR WEITEREM KAPITALBEDARF BELASTET FINANZBRANCHE
Schon vor den Daten hatte der Rekordverlust der Deutschen
Bank im vergangenen Jahr von 3,9 Milliarden Euro die Anleger
schockiert. Zur Bewältigung seines Einstiegs bei der
Postbank akzeptierte der Branchenprimus zudem den
Einstieg der Post in den eigenen Aktionärskreis. "Die
indirekte Staatsbeteiligung durch den Postbank-Deal wiegt auch
schwer, da kommt jetzt alles zusammen", sagte ein Händler. Die
Aktien der Deutschen Bank brachen um bis zu 13 Prozent auf 21,11
Euro ein und notierten damit nur noch knapp über dem im November
erreichten 20-Jahres-Tief von 18,59 Euro. Die Postbank-Aktien
gaben ihre elfprozentigen Gewinne vom Vortag wieder ab und
fielen um bis zu 19 Prozent auf 11,61 Euro. Händler begründeten
die Gewinnmitnahmen mit den schwindenden Aussichten auf ein
attraktives Abfindungsangebot. Die Post-Titel verloren bis zum
Nachmittag 2,7 Prozent.
Im Sog der Deutschen Bank verloren die Aktien der
Commerzbank bis zu zehn Prozent auf ein Rekordtief von
3,875 Euro. Die inzwischen im MDax<.MDAXI> notierten Aktien der
Hypo Real Estate fielen um 8,7 Prozent auf zwei Euro.
Medienberichten zufolge muss der Staat nun vermutlich bei dem
Immobilienfinanzierer sogar die Mehrheit übernehmen.
Die Furcht vor einer Kapitalerhöhung drückte Händlern
zufolge in London die HSBC-Aktien um bis zu neun Prozent
ins Minus. Die Analysten von Morgan Stanley halten eine
Kapitalerhöhung von 30 Milliarden Dollar und einen sinkenden
Gewinn bei Europas größter Bank für möglich. Die Aktien der
Royal Bank of Scotland verloren zehn Prozent, die von
Barclays sogar 13 Prozent. In Paris sackten Societe
Generale um mehr als zehn Prozent ab und BNP
Paribas um über sieben Prozent. Der
Stoxx-Bankenindex<.SX7P> verlor 6,5 Prozent.
Der Dax wurde zusätzlich stark von den Siemens-Aktien
belastet, die mit einem Kursabsturz von rund zwölf Prozent
alleine für 49 der 169 Minus-Punkte des Dax verantwortlich
waren. Der Technologiekonzern hatte sich auf einer Präsentation
in New York am Vorabend sehr zurückhaltend über das laufende und
das kommende Jahr geäußert. "Da hatten einige Investoren auf
mehr gehofft", sagte ein Händler.
NEBENWERTE SACKEN AB
Auch im MDax<.MDAXI> gerieten einige Aktien ins Taumeln, und
der Index brach um über drei Prozent auf 5174 Punkte ein. Nach
einer Prognosesenkung für 2008 sackten die Titel des
Maschinenbauers GEA um neun Prozent ab. Der Aktienkurs
des Handelskonzerns Douglas fiel um sechs Prozent,
nachdem die Konsumgüterkette die Zurückhaltung der Kunden im
Weihnachtsquartal zu spüren bekam und nur dank neuer Läden ein
Umsatzplus ausweisen konnte. Die Aktien der Karstadt-Mutter
Arcandor fielen um über sechs Prozent, obwohl der
Konzern im Weihnachtsgeschäft keine Rückgänge verzeichnet hatte.
Spekulationen auf eine Kapitalerhöhung lösten bei der zum
Merckle-Imperium zählenden HeidelbergCement einen
Kurssturz von 14 Prozent aus.
(Reporter: Andrea Lentz; redigiert von Kerstin Leitel)