Zürich, 06. Okt (Reuters) - Die Finanzkrise und
Rezessionssorgen haben am Montag die Schweizer Börse sieben
Prozent in die Tiefe gerissen und zu einem der grössten
Tagesverluste in ihrer Geschichte geführt. Händler machten dafür
die sich ausweitende Vertrauenskrise im Finanzsektor und die
Angst vor einer Abwärtsspirale verantwortlich. Beschleunigt
wurde die Talfahrt im späten Handel von der schwachen Eröffnung
der US-Aktienmärkte.
Der SMI <.SSMI> notierte kurz vor Schluss sieben Prozent
oder knapp 480 Zähler tiefer bei 6403 Punkten. Der breite SPI
<.SSHI> sackte 6,7Prozent auf 5322 Zähler ab.
Als einen Auslöser des Kurseinbruchs orteten Händler die
jüngste Entwicklung bei der Hypo Real Estate . Für die
deutsche Immobilienbank musste über das Wochenende ein zweites
Rettungspaket geschnürt werden. Zudem deute die Tatsache, dass
verschiedene EU-Staaten für Spareinlagen garantieren wollen, auf
den Ernst der Lage hin. "Das soll wohl noch etwas noch Grösseres
verhindert werden", sagte ein Händler.
Einmal mehr standen deshalb die Aktien der Grossbanken UBS
und Credit Suisse sowie des Rückversicherers
Swiss Re stark unter Druck. UBS sackten über zwölf
Prozent ab und Credit Suisse verloren knapp zehn Prozent. Swiss
Re lagen 12,2 Prozent im Minus.
Die Titel des Vermögensverwalters Julius Bär
brachen kurzzeitig 24 Prozent ein, holten dann allerdings einen
Teil der Verluste auf und notierten zuletzt noch gut 14 Prozent
unter dem Freitagschluss. Der Titel leidet nach Ansicht von
Händlern darunter, dass die Bank über die auf alternative
Anlagen spezialisierte Tochter GAM im Bereich Hedgefonds tätig
ist. Und Hedgefonds hätten derzeit stark damit zu kämpfen, dass
Anleger ihr Geld abziehen, sagte ein Händler.
Die Helvetia-Aktien sackten zehn Prozent ab. Der
Zusammenbruch der Anlagegesellschaft Sigma Finance Corporation
kostet den Versicherer netto weitere 77 Millionen sfr, nachdem
er schon in der ersten Jahreshälfte eine Wertberichtigung in
Höhe von 25 Millionen Franken für dieses Engagement vorgenommen
hatte.
Wegen der sich ausweitenden Finanzkrise befürchten Anleger,
dass es zu einer Kreditklemme kommen könnte, die die Konjunktur
abwürgen würde. Das sorgte bei den Industriewerten für kräftige
Abgaben. Titel von an sich soliden Industrieunternehmen wie ABB
, Sulzer oder Holcim büssten kräftig
an Wert ein.
Weniger schlecht als der Gesamtmarkt hielten sich die
defensiven Schwergewichte; Pharmawert Novartis büsste
zwei Prozent ein. Die Aktien des Nahrungsmittelriesen Nestle
gaben 3,5 Prozent nach.
Die Roche-Genussscheine sackten vier Prozent ab.
Eine Kombination der Medikamente Avastin und Tarceva des Basler
Pharmariesen erhöhte im Vergleich zu Tarceva allein die
Überlebenszeit bei Lungenkrebspatienten nicht. Die entsprechende
spätklinische Phase-III-Studie verfehlte damit ihr Primärziel.
Überdurchschnittliche Verluste verzeichneten auch Titel aus
dem Agrarsektor wie die des Pflanzenschutz- und Saatgutkonzerns
Syngenta und des Landmaschinenherstellers Bucher
.
Und wegen des fallenden Ölpreises standen auch Unternehmen
aus dem Bereich Solar- und Alternativenergie wie Meyer Burger
und Oerlikon unter Druck.
(Reporter: Rupert Pretterklieber; redigiert von Paul Arnold)