(neu: neue Analystenstimmen, ConocoPhillips, Merck & Co.)
New York, 22. Okt (Reuters) - Rezessionsängste und
enttäuschende Quartalszahlen haben den US-Börsen am Mittwoch
Verluste beschert. Viele Anleger werteten den weiter fallenden
Ölpreis, der auf rund 67 Dollar für ein Fass (159 Liter)
US-Leichtöl sank, als ein weiteres Anzeichen für eine
Abkühlung der Weltwirtschaft. Auch die Titel von Ölfirmen
gerieten deshalb unter Druck. Enttäuschende Quartalszahlen
belasteten unter anderem die Aktien des Flugzeugbauers Boing und
der krisengeschüttelten Bank Wachovia. Lediglich iPhone
Hersteller Apple trotzte dem Abwärtstrend.
Der Dow-Jones-Index<.DJI> der Standardwerte fiel um 4,3
Prozent auf 8643 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index
<.SPX> verlor 4,7 Prozent auf 910 Zähler. Der Index der
Technologiebörse Nasdaq<.IXIC> gab 3,1 Prozent auf 1643 Punkte
nach. Zuvor hatten Rezessionsängste und schlechte Nachrichten
aus den USA schon den Dax<.GDAXI> nach unten gedrückt. Er
schloss in Frankfurt 4,5 Prozent tiefer bei 4571 Punkten.
Zu den größten Verlierern an der Wall Street gehörte der
Airbus-Rivale Boeing. Ein mehrwöchiger Mechanikerstreik
sowie Probleme mit Zulieferern belasteten das Ergebnis des
US-Flugzeugbauers im dritten Quartal. Aufgrund des andauernden
Arbeitskampfes nahm der Konzern auch Abstand von seiner
Prognose. Die Aktie verlor rund sieben Prozent.
ConocoPhillips, die drittgrößte US-Ölfirma, erklärte,
die Exploration von Ölquellen und die Produktion werde 2008
geringer ausfallen als im Vorjahr. Ihre Aktien brachen daraufhin
um knapp zehn Prozent ein. Die schlechten Nachrichten zogen die
gesamte Branche mit in den Keller. Papiere von Exxon
Mobil verbilligten sich um 6,9 Prozent,
Chevron-Titel gaben 5,6 Prozent nach. "Wir befinden uns
in einer Zeit, in der jeder erschocken feststellt: 'Verdammt,
wir sind in einer Rezession'", sagte Analyst Bruce Zaro von
Delta Global Advisors.
Bei den Finanztiteln geriet die Aktie der US-Bank
Wachovia nach einem Rekordverlust von 23,9 Milliarden
Dollar im dritten Quartal unter Druck. Es ist der bisher höchste
Verlust einer US-Bank im Zuge der weltweiten Kreditkrise. Die
Aktie fiel gut drei Prozent. Auch aus der tendenziell
konjunktur-unempfindlichen Pharmabranche gab es schlechte
Nachrichten. Merck&Co meldete einen Gewinneinbruch und
will weltweit zwölf Prozent seiner Stellen streichen. Die
Merck-Aktie lag 3,6 Prozent im Minus.
"Zu Wochenbeginn war die Stimmung noch gut, weil sich die
Lage am Kreditmarkt verbessert hat. Aber gestern und heute hat
uns eine Flut enttäuschender Quartalsergebnisse erschüttert",
sagte Analyst Arthur Hogan von Jefferies & Co. "Ich fürchte, es
wird eine ziemlich düstere Berichtssaison, obwohl wir unsere
Erwartungen schon heruntergeschraubt haben. Das Problem ist,
dass alle auf den Ausblick schauen - und der Ausblick ist meist
glanzlos oder schrecklich."
Trotz einer Umsatzsteigerung gehörte in New York auch
AT&T zu den Verlierern. Seine Papiere verloren über sechs
Prozent. Der größte US-Telekomkonzern profitierte in den
vergangenen Monaten vor allem von der Popularität des neuen
iPhones von Apple, für das AT&T in den USA
Exklusivpartner ist. Die Papiere von Apple widersetzten sich dem
allgemeinen Abwärtstrend und legten um 6,5 Prozent zu. Die Firma
verzeichnete einen Gewinnsprung im vergangenen Vierteljahr und
steigerte den Verkauf des neuerdings UMTS-fähigen iPhones um das
sechsfache. Gemessen am Umsatz ist Apple nach eigenen Angaben
nun weltweit drittgrößter Handy-Hersteller hinter
Nokia und Samsung Electronics<005930.KS>.
Auch McDonalds-Papiere widersetzten sich dem
Abwärtstrend und notierten unverändert. Die weltgrößte
Schnellrestaurant-Kette steigerte ihren Gewinn deutlicher als
erwartet. Angesichts wachsender wirtschaftlicher Belastungen
schauen viele Kunden offenbar auch bei Essengehen genauer auf
den Preis - und vertilgen Burger lieber bei McDonalds als in
teureren Restaurants.
(Reporterin: Leah Schnurr; bearbeitet von Andreas Kröner;
redigiert von Stefanie Huber)