Zürich, 16. Jan (Reuters) - Nach einer Reihe schwächerer
Tage hat Schweizer Börse am Freitag zu einer Erholung angesetzt
und auf breiter Front kräftig zugelegt. Die staatlichen Hilfen
für die US-Banken Bank of America und die Citigroup
sowie die Hoffnung auf weitere Konjunkturstimulierungsprogramme
verliehen den Aktienkursen Auftrieb.
Der SMI <.SSMI>, der vor einer Woche bei 5697 Zählern stand,
notierte kurz vor Schluss 1,9 Prozent höher bei 5488 Punkten.
Der breite SPI <.SSHI> stieg 1,8 Prozent auf 45214 Zähler.
Vor dem wegen des Martin Luther King-Feiertages am Montag in
den USA verlängerten Wochenendes und der Amtseinsetzung von
Barack Obama als 44. US-Präsident hätten die Marktteilnehmer
ihre Positionen glattstellen wollen. Unterschiedlich fielen auch
die US-Daten aus. Sie hätten sich in etwa neutralisiert.
Den grössten Beitrag zum Anstieg des SMI leisteten einmal
mehr die schwergewichteten Aktien des Nahrungsmittelriesen
Nestle und des Pharmakonzerns Novartis, die um
rund zwei Prozent gewannen. "Die Leute bleiben vorsichtig, das
sieht man auch daran, wie gut die defensiven Titel im Markt
liegen", sagte ein Händler. Fester waren auch Swisscom,
die ebenfalls als defensiv gelten.
Dagegen schwächten sich die ebenfalls als defensiv
eingestuften Genussscheine von Roche 1,2 Prozent ab.
Die US-Tochter Genentech vermochte mit dem Abschluss für
das Schlussquartal 2008 nicht zu überzeugen. Zur von Roche
geplanten Vollübernahme der Biotech-Firma, die im Vordergrund
steht, gab es keine Neuigkeiten. Genentech allerdings waren
wenig verändert. Sie würden wegen der Übernahmeofferte von Roche
gut abgestützt.
Kräftige Gewinn verbuchten die Aktien der Banken
UBS, Julius Bär und Credit Suisse
sowie der Versicherer Zurich, Swiss Re und
Swiss Life. Händler verwiesen auf jüngste Entwicklungen
in den USA. Zwar hatten die beiden US-Riesen Citigroup und
Bank of America Milliardenverluste im vierten Quartal
ausgewiesen, sie erhalten aber zusätzliche massive Hilfe vom
US-Staat. So greift die US-Regierung der Bank of America erneut
mit 20 Milliarden Dollar unter die Arme und gibt Garantien über
Wertpapierverluste über 118 Milliarden Dollar ab, damit sie die
Übernahme von Merrill Lynch besser verkraftet kann. Händler
befürchteten, dass auch Citigroup, die bereits massiv
unterstützt wurde, weitere Mittel vom Staat brauchen könnte.
Die Aktien des Zahnimplantatherstellers Straumann
verloren nach einer Gewinnwarnung vier Prozent. Und die Titel
von Konkurrentin Nobel Biocare büssten fünf Prozent
ein. "Straumann hat laut eigenen Angaben Marktanteile gewonnen
und im Markt wird nun befürchtet, dass die eben auf Kosten von
Nobel geschehen sei könnte", sagte ein Händler.
Die Hoffnung auf die staatlichen Konjunkturprogramme sorgten
auch bei den Industriewerten für eine Erholung. So eroberten die
Papiere von ABB, Holcim, Sulzer,
Rieter und Forbo einen Teil des verlorenen
Terrains zurück.
Dagegen gaben die Aktien von Oerlikon weiter nach.
Sie sanken nach anfänglichen Gewinnen 2,6 Prozent auf noch 55,15
sfr. An einer Präsentation beim Broker Helvea hatte Konzernchef
Krüger ein düsteres Bild gezeichnet. Das Umfeld sei sehr
herausfordernd und der Textilmaschinenmarkt dürfte 2009 schwach
bleiben, sagte er.
Die Aktien des Biotechnologieunternehmens Arpida
legten 16 Prozent zu auf 0,93 sfr. Die US-Gesundheitsbehörden
FDA werden demnächst über die Zulassung des Medikaments Iclaprim
entscheiden. Im November hatte sich ein Expertengremium der FDA
allerdings gegen eine Zulassung ausgesprochen. "Die Aktie
notiert so tief, da kann man etwas probieren", sagte ein
Händler.
Von spekulativen Käufen profitierte auch Aktie von Charles
Vögele, die 4,5 Prozent gewannen. Das Unternehmen hat mit
Andre Mäder, der zuvor beim deutschen Modekonzern Hugo Boss
gearbeitet hatte, einen neuen Konzernchef gefunden.
Zudem hiess es wieder einmal der grösste Schweizer
Einzelhandelskonzern Migros wolle die Modekette übernehmen.
"Immer wieder wenn Vögele abheben keimen die Gerüchte auf",
sagte ein Händler.
(Reporter: Rupert Pretterklieber; redigiert von Andrew
Thompson)