* Börsianer - Kurserholung nur vorübergehend
* Mögliche Schadenersatzforderungen drücken VW
* Heidelberger Druck mit überraschend starken Orders
(neu: RWE, E.ON, MAN)
Frankfurt, 19. Jul (Reuters) - Aus Verunsicherung über die
Entwicklung der Weltwirtschaft haben sich Anleger am Montag mit
Käufen am europäischen Aktienmarkt zurückgehalten. "Die
Investoren versuchen abzuschätzen, wie stark sich die Erholung
der vergangenen zwölf Monate abschwächt", sagte Analyst Keith
Bowman vom Vermögensberater Hargreaves Lansdown.
Der Dax<.GDAXI> legte 0,5 Prozent auf 6074 Punkte zu,
nachdem am Freitag enttäuschende US-Zahlen die Furcht vor einer
Rezession genährt und den Leitindex um knapp zwei Prozent ins
Minus gedrückt hatten. Der EuroStoxx50<.STOXX50E> erholte sich
zum Wochenauftakt ebenfalls nur leicht und gewann 0,7 Prozent
auf 2666 Zähler.
"Das aktuelle Plus ist nur ein kleines Zwischenhoch",
betonte ein anderer Börsianer. "Da die Makro-Daten derzeit
schlecht ausfallen, wird es mittelfristig eher nach unten als
nach oben gehen." Sollte der Dax dabei die charttechnische
wichtige Marke von 5990 Punkten unterschreiten, müsse mit einer
Beschleunigung der Talfahrt gerechnet werden."
THYSSEN UND VERSORGER GEFRAGT - VW UNTER DRUCK
Angeführt wurden die Dax-Gewinner von ThyssenKrupp,
deren Aktien sich um 2,3 Prozent auf 22,01 Euro verteuerten. Die
Analysten von Cheuvreux hatten sie auf "Outperform" von
"Underperform" hochgestuft. Der strikte Sparkurs und ein solides
Industriegeschäft dürften den Margendruck im Stahlbereich
wettmachen, schrieben sie in einer Studie. Außerdem brachten sie
eine Anhebung der Unternehmensziele ins Gespräch.
Stark gefragt waren auch RWE und E.ON, die
sich um jeweils rund 1,2 Prozent auf 52,94 beziehungsweise 22,05
Euro verteuerten. "Das ist nur eine technische Reaktion auf den
gut vierprozentigen Kursrutsch vom Freitag", sagte ein Händler.
"Aber offenbar trauen die Anleger dem Braten nicht, sonst würden
sowohl die beiden Versorger als auch der Gesamtmarkt deutlicher
zulegen."
Schlusslicht der ersten deutschen Börsenliga war
Volkswagen. Dem Autobauer droht eine
milliardenschwere Schadenersatzforderung wegen des gescheiterten
Übernahmeversuchs durch Porsche. Die VW-Vorzugsaktien
verloren 1,6 Prozent auf 74,82 Euro, die Titel des
Sportwagenbauers Porsche, der ebenfalls verklagt werden soll,
gaben 0,5 Prozent auf 36,55 Zähler nach. Die Aktien der anderen
beiden großen Fahrzeug-Hersteller BMW und
Daimler büßten 0,7 Prozent auf 41,86 Euro
beziehungsweise 0,1 Prozent auf 43,03 Euro ein.
Unter Verkaufsdruck gerieten auch MAN, obwohl der
Nutzfahrzeug-Hersteller und Anlagenbauer für den Rest des Jahres
einen Gewinn in seiner Lkw-Sparte in Aussicht gestellt hatte.
"Die Aktie ist zuletzt gut gelaufen, daher hat sie kaum Luft für
weitere Steigerungen", sagte ein Börsianer. Mit einem Plus von
insgesamt gut sechs Prozent gehört MAN zu den stärksten
Dax-Werten der vergangenen vier Wochen. Am Montag verloren die
Titel 0,7 Prozent auf 72,08 Euro.
HEIDELBERGER DRUCK NACH ZAHLEN IM AUFWIND
Im Nebenwerte-Index MDax<.MDAXI> waren Heidelberger
Druck nach der Bekanntgabe eines 43-prozentigen
Anstiegs beim Auftragseingang am gefragtesten. Die Aktien des
Druckmaschinen-Herstellers stiegen um 6,4 Prozent auf 7,77 Euro.
Er gehe davon aus, dass dieses überraschend starke Ergebnis auf
eine starke Nachfrage aus den Schwellenländern zurückzuführen
sei, schrieb DZ-Bank-Analyst Jasko Terzic in einem Kommentar.
Allerdings seien dort die Margen geringer. Er rechne daher für
das gesamte Geschäftsjahr 2010/2011 mit einem negativen Cash
Flow.
(Reporter: Hakan Ersen; redigiert von Olaf Brenner)