FOKUS 3-Aktienanleger machen trotz starker Firmenbilanzen Kasse

* Deutsche Börse und Infineon nach Quartalsbericht gefragt

* Autowerte geben nach Peugeot-Aussagen nach

* US-Konjunktur bereitet weiter Sorgen

* US-Börsen belasten Dax zusätzlich

(neu: US-Börsen, BASF, Schlusskurse)

Frankfurt, 28. Jul (Reuters) - Positiv beurteilte Unternehmenszahlen haben die Anleger am deutschen Aktienmarkt nicht von Gewinnmitnahmen abgehalten. Der Dax<.GDAXI> schloss am Mittwoch mit 6178 Zählern 0,5 Prozent im Minus. Viele Investoren warteten im Moment nur darauf, ihre Gewinne einzustreichen, sagte ein Händler. An den Bilanzen der großen Konzerne lag das mehreren Marktteilnehmern zufolge aber nicht: "Bislang können die Anleger über die Geschäftszahlen nicht meckern", sagte einer von ihnen. Besonders gelobt wurden die Quartalsberichte der Deutschen Börse und von Infineon. Die Titel der beiden Unternehmen standen mit Kursgewinnen von vier beziehungsweise 2,6 Prozent an der Spitze des Dax.

Sorgen bereitete den Investoren allerdings weiterhin die wirtschaftliche Entwicklung in den USA. Die Auftragseingänge für langlebige Güter fielen im Juni um 1,0 Prozent, Analysten hatten mit einem Plus von 1,0 Prozent gerechnet. "Die Zahlen enttäuschen und künden von der verringerten Erholungsdynamik der US-Industrie", kommentierte Helaba-Analyst Ralf Umlauf. Belastet von den trüben Konjunkturdaten tendierten auch die US-Börsen<.DJI><.SPX> zum Handelsschluss in Europa im Minus.

"HUT AB VOR DEN EXZELLENTEN ZAHLEN"

Infineon verzeichnete im abgelaufenen Quartal einen überraschend großen Gewinnsprung und hob die Prognose zum dritten Mal im laufenden Geschäftsjahr an. "Hut ab, die haben nicht nur exzellente Zahlen vorgelegt, sondern auch ihren Ausblick angehoben", erklärte ein Händler. Auch die Deutsche Börse überzeugte mit ihren am Dienstagabend vorgelegten Quartalszahlen. "Es ist wahrscheinlich, dass die Analysten ihre Gewinnschätzungen anheben werden", erklärte ein Händler.

Zu den Favoriten im Dax gehörten daneben die Aktien der Lufthansa, die um 1,6 Prozent zulegten und von der guten Aufnahme des Zwischenberichts von Konkurrent Air France-KLM profitierten. Die französisch-niederländische Fluggesellschaft hatte einen geringeren operativen Verlust als erwartet ausgewiesen. Die Titel der Airline stiegen in Paris um 1,1 Prozent.

Skeptische Aussagen von Peugeot machten den Autowerten zu schaffen. Peugeot-Aktien brachen im Pariser Leitindex<.FCHI> mit einem Minus von 4,1 Prozent besonders stark ein. Die Titel von BMW verloren in Frankfurt 1,9 Prozent. Auch VW gerieten zeitweise stark unter Druck, schlossen aber nur 0,1 Prozent unter ihrem Vortagesniveau. Peugeot-Chef Philippe Varin warnte, Peugeot habe es im zweiten Halbjahr mit einem schwierigeren wirtschaftlichen Umfeld zu tun.

Vor der Veröffentlichung der Quartalszahlen am Donnerstag mussten auch BASF Federn lassen. Mit einem Abschlag von 1,7 Prozent gehörten die Papiere des Chemieriesen zu den größten Verlierern im Dax. "Die Aktie hat sich seit Oktober 2008 besser als der Gesamtmarkt entwickelt", erklärte ein Händler. Das Glattstellen von Positionen heiße aber nicht, dass man mit enttäuschenden Zahlen rechne, sagte ein anderer Börsianer. "Im Gegenteil, ich vermute, dass BASF sehr gute Zahlen vorlegen wird. Aber die Überraschung muss schon sehr groß sei, damit das die Aktie weiter nach oben treiben kann."

In Lissabon<.PSI20> gehörten die Anteilsscheine von Portugal Telecom (PT) mit einem Aufschlag von bis zu vier Prozent zu den gefragten Titeln. Die portugiesische Regierung gab grünes Licht für einen Verkauf der PT-Anteile am größten brasilianischen Mobilfunkanbieter Vivo. Käufer ist der spanische Telekomkonzern Telefonica, dessen Aktien um 0,7 Prozent zulegten. Die Spanier hatten ihr Gebot um 350 Millionen Euro auf 7,5 Milliarden Euro aufgestockt.

(Reporter: Tom Körkemeier; redigiert von Kerstin Leitel)