(neu: RWE, Wall Street, Schlusskurse)
Frankfurt, 12. Jan (Reuters) - Die Angst vor einer schwachen
Bilanzsaison hat am Montag die Kurse an den europäischen
Aktienmärkten gedrückt. Der Dax<.GDAXI> verlor 1,3 Prozent auf
4719 Zähler. Der EuroStoxx<.STOXX50> büßte 1,4 Prozent ein. "Wir
werden sicher viele negative Überraschungen erleben", sagte ein
Händler mit Blick auf die Berichte der Firmen zum vierten
Quartal des Krisenjahres 2008. "Es gibt die Sorge, dass die
Ausblicke der Unternehmen für 2009 und 2010 noch trüber als
bislang erwartet sind", sagte Jörg Rahn, Aktienstratege bei MM
Warburg. "Ich glaube nicht, dass wir die Talsohle schon erreicht
haben", warnte Heino Ruland von FrankfurtFinanz.
In New York brachen bis Handelsschluss in Europa die Aktien
von Alcoa um acht Prozent ein, nachdem die Analysten der
Deutschen Bank ihren Kunden einen Verkauf der Titel nahegelegt
hatte. Der Aluminiumkonzern wollte nach US-Börsenschluss die
Berichtssaison eröffnen. Händler in Frankfurt erklärten, die
meiste Hoffnung gehe vom Machtwechsel in den USA aus. Vom neuen
US-Präsidenten Barack Obama, der am Dienstag in einer Woche
vereidigt wird, erhofften sich viele Anleger weitere
Konjunkturprogramme.
Neben Alcoa standen an der Wall Street die Finanzwerte im
Fokus. Die Aktien der Citigroup fielen um zehn Prozent. Die
angeschlagene Bank steht womöglich vor dem Verkauf ihres Anteils
an der Brokersparte Smith Barney an Morgan Stanley. Morgan
Stanley stiegen um über drei Prozent.
In Frankfurt setzten die Aktien der Commerzbank
ihre Talfahrt nach dem Einstieg des Bundes fort und verloren 2,4
Prozent. In der Vorwoche waren die Titel um 31 Prozent
eingebrochen. Postbank verloren 4,5 Prozent. In Zürich
fielen die UBS-Titel um sechs Prozent, nachdem in Medien über
weitere Belastungen der Schweizer Großbank spekuliert wurde.
Dagegen holten die Aktien der Deutschen Bank leicht
auf und stiegen um 0,8 Prozent. Händler sprachen von einer
technischen Erholung, nachdem die Aktien in der Vorwoche 16
Prozent verloren hatten. Zu den größten Dax-Gewinnern zählten
auch die Allianz-Aktien mit einem Plus von drei Prozent
auf 73 Euro. Die Titel waren in der vorigen Woche mit einem
Minus von rund acht Prozent einer der größten Dax-Verlierer.
DZ-Bank-Analyst Thorsten bekräftigte seine Kaufempfehlung.
Die Aktien der Deutschen Börse, die 3,9 Prozent
einbüßten, wurden von andauernden Spekulationen über einen
Ausstieg des Hedgefonds TCI belastet. "Dazu kommen die miesen
Umsätze, das drückt den Kurs zusätzlich", sagte ein Händler.
In London zählten dagegen einige Bankenwerte zu den größten
Gewinnern. "Die englischen Banken sind bei der Krisenbewältigung
mit Hilfe des Staates schon weiter als die deutschen Banken, wo
der Staat gerade erst den Rettungsring ausgeworfen hat",
erklärte ein Händler. Im Stoxx50<.STOXX50> führten die Titel der
Royal Bank of Scotland mit einem Plus von 3,6 Prozent die
Gewinnerliste an. Händler verwiesen auf einen Zeitungsbericht,
wonach das Bankhaus mit einem Angebot für seine
Versicherungssparte rechnen kann. Die Aktien von LLoyds
TSB stiegen nach einer Analystenempfehlung um sieben
Prozent. Der britische Staat wird auch nach einer äußerst
verhalten angenommenen Kapitalerhöhung mit 43,4 Prozent an der
fusionierten Bank Lloyds TSB-HBOS beteiligt sein. Die
HBOS-Aktien verteuerten sich um sechs Prozent.
Ebenfalls auf der Dax-Verliererliste standen mit einem
Abschlag von 2,7 Prozent die Aktien von RWE. Der
Energiekonzern will den größten niederländischen Versorger
Essent für über neun Milliarden Euro schlucken und so seine
Marktposition in Westeuropa ausbauen. "Einigen Anlegern kommt
der Preis wohl etwas zu hoch vor", sagte ein Händler.
"Längerfristig ist die Übernahme aber positiv für RWE."
Der düsteren Stimmung auf der Automesse in Detroit konnten
sich die Autowerte nicht entziehen. Vor allem VW-Aktien
- der Börsenstar des Jahres 2008 - gerieten unter Druck und
verloren 8,4 Prozent auf 260 Euro.
(Reporter: Andrea Lentz; redigiert von Jörn Poltz)