(neu: Schlusskurse, britische Banken, Richemont)
Frankfurt, 19. Jan (Reuters) - Die britische Großbank Royal
Bank of Scotland (RBS) hat mit einem Milliardenverlust
die europäischen Aktienmärkte auf Talfahrt geschickt. "Die
Nachrichten von den Banken sind einfach verheerend", klagte ein
Aktienhändler. Der Dax<.GDAXI> verlor am Montag 1,2 Punkte auf
4316 Punkte, nachdem er bereits in der Vorwoche fast neun
Prozent gefallen war. Belastet wurde der deutsche Leitindex auch
vom schwacher Ausblick des Chemieriesen BASF. Der
Europa-Index Stoxx50<.STOXX50> gab 1,6 Prozent auf 1973 Stellen
nach. Die US-Börsen waren wegen eines Feiertages geschlossen.
"Man hat den Eindruck, als ob der Bankensektor inzwischen
als Fass ohne Boden eingestuft wird", sagte ein Händler.
Europaweit rutschten Finanzwerte ab, der europäische
Branchenindex<.SX7P> verlor 8,7 Prozent. Auslöser war Börsianern
zufolge die angeschlagene RBS. Sie fuhr nach hohen
Abschreibungen im vergangenen Jahr mit über 20 Milliarden Pfund
(gut 22 Milliarden Euro) den größten Verlust eines Unternehmens
in der britischen Wirtschaftsgeschichte ein. Die Aktien des
teilverstaatlichten Geldinstituts stürzten um 64 Prozent ab.
Nach Einschätzung der Nomura-Analysten illustrieren die Aussagen
der RBS das Ausmaß der Abschwächung der Branche. "Die
Nachrichten von der Royal Bank of Scotland haben ordentlich
erschreckt, und Anleger überdenken ihre Positionen bei den
Finanzwerten", sagte ein Händler.
Die Regierung in London legte am Montag den zweiten
Bankenrettungsplan innerhalb von drei Monaten auf. Dennoch gaben
die Aktien der britischen Großbanken deutlich nach.
Barclays und HSBC verloren jeweils rund zehn
Prozent, Lloyds-Papiere rutschten gar um 30 Prozent ab.
Für Verunsicherung sorgte Händlern zufolge auch ein
"Spiegel"-Bericht, wonach die deutschen Geldinstitute erst einen
Bruchteil ihrer faulen Wertpapiere rund um US-Hypothekendarlehen
abgeschrieben haben und daher vor weiteren Milliardenverlusten
stehen. Im Dax waren die Titel der Postbank und der
Deutschen Bank mit Abschlägen von 13,3 beziehungsweise
10,6 Prozent die größten Verlierer. "Die Deutsche Bank und die
Postbank verlieren im Gleichklang, weil die Postbank als
Beteiligung der Deutschen gesehen wird", sagte ein Börsianer.
Bei den Nebenwerten im MDax<.MDAXI> stürzten Aareal
Bank 24,3 Prozent ab.
SKEPTISCHER BASF-AUSBLICK BELASTET - INFINEON ERHOLEN SICH
Der Chemieriese BASF belastete die Stimmung mit einem
skeptischen Ausblick. Das Geschäft sei im Dezember stärker als
noch im November erwartet eingebrochen, teilte der Konzern mit.
Die Aktien gaben 4,6 Prozent nach. Wegen der trüben
konjunkturellen Aussichten soll in einigen Betrieben Kurzarbeit
eingeführt werden. "Den Hinweis auf die Belastung des
Ergebnisses durch den Geschäftseinbruch werten wir als
Gewinnwarnung", erklärten die NordLB-Analysten. Beinahe noch
gravierender sei der skeptische Ausblick.
Größter Gewinner im Dax waren die Aktien von
Infineon, die bei einem Plus von 15 Prozent für 81,5
Cent zu haben waren. Händler sprachen von einer technischen
Erholung nach den jüngsten Verlusten. Gefragt waren auch die im
Nebenwerte-Index MDax<.MDAXI> gelisteten Aktien von Wincor
Nixdorf, die sich um 8,7 Prozent verteuerten. Der
Hersteller von Geldautomaten und Supermarktkassen habe eine
exzellente Quartalsbilanz vorgelegt, sagte ein Händler.
In Zürich büßten die Titel des Luxusgüterkonzerns Richemont
nach Veröffentlichung des als enttäuschend eingestuften
Quartalsumsatz fast vier Prozent ein. Im Sog von Richemont
schwächten sich die Aktien des Uhrenherstellers Swatch
vier Prozent ab.
(Reporter: Stefan Schaaf; redigiert von Olaf Brenner)