(neu: Schlusskurse)
Frankfurt, 03. Nov (Reuters) - Die Gefahr von heftigen
Kursturbulenzen am deutschen Aktienmarkt wegen der
VW-Aktien scheint vorerst gebannt. "Nachdem die
Gewichtung der VW-Aktien im Dax auf zehn Prozent heruntergesetzt
wurde und die Papiere bei weiteren Schwankungen sogar aus dem
Dax fliegen könnten, ist erst mal Ruhe eingekehrt", sagte ein
Händler. Der Dax<.GDAXI> schloss am Montag wieder über der Marke
von 5000 Punkten und legte 0,8 Prozent auf 5026 Zähler zu.
Größter Verlierer im Dax waren mit einem Minus von 21,3 Prozent
auf 393 Euro die Papiere von VW. "Jetzt steigen indexorientierte
Fonds aus, und kaufen andere Werte nach, die in der Gewichtung
steigen", sagte ein Börsianer. Das kam wiederum E.ON,
Siemens und BASF zugute.
Durch den Kursrutsch dürfte es für VW vorläufig Entwarnung
in Sachen Dax-Verbleib geben: eines der neuen Rauswurfkriterien
- eine Gewichtung von mehr als zehn Prozent im Dax - traf per
Montag nicht mehr auf VW zu.
Insgesamt war die Tendenz an den Börsen in Europa positiv.
Der europäische Stoxx-Index<.STOXX50> stieg um 0,4 Prozent auf
2339 Punkte. Versorger und Technologiewerte waren gefragt,
während die Konjunkturflaute die Autoaktien ausbremste. Händler
rechneten bei den Autoherstellern zudem mit schwachen
US-Absatzzahlen für Oktober.
KEINE PRÜGEL FÜR DIE COMMERZBANK
Glimpflich davon kamen die Aktien der Commerzbank.
Das Institut will als erste im Kern gesunde Bank an den
staatlichen Rettungstopf und gab zudem einen Verlust im dritten
Quartal bekannt. Die von manchen erwarteten Prügel an der Börse
blieben allerdings aus, die Commerzbank-Aktien gewannen im
Gegenteil fünf Prozent. Börsianer finden es gut, dass sich die
deutschen Banken, beispielsweise auch die HSH Nordbank[HSH.UL],
nun vom Staat helfen lassen. Zudem dürfte eine von vielen
Marktteilnehmern befürchtete Kapitalerhöhung der Commerzbank
damit vom Tisch sein, sagten Börsianer.
Eine solche Kapitalerhöhung lastete auf den Aktien der
britischen Bank Barclays, die um mehr als vier Prozent
nachgaben. Anders als ihre Konkurrenten will Barclays sich nicht
mit Staatsgeldern finanzieren, sondern beschafft sich bei
arabischen Investoren Kapital. Das könnte die Aktionäre 3,2
Milliarden Pfund kosten, stellten die Analysten von Merrill
Lynch fest.
Der Kurs der Deutschen Bank, deren Vorstandschef
Josef Ackermann am Wochenende erneut eine Inanspruchnahme des
Rettungspakets ausgeschlossen hatte, zog um sechs Prozent an.
"Wir werden aus heutiger Sicht nicht mitmachen, weil wir ja
stark sind", hatte Ackermann in einem Fernsehinterview gesagt.
US-WAHLEN IM FOKUS - BÖRSE ERWARTET OBAMA-SIEG
Einen Tag vor den US-Präsidentschaftswahlen lagen die
US-Börsen leicht im Plus. Die Märkte gingen von einem Wahlsieg
von Barack Obama aus und hätten diesen bereits eingepreist,
sagte ein Analyst.
Anleger griffen bei Aktien der Biotechnologiebranche zu,
nachdem die Deutsche Bank Biogen-Papiere zum Kauf
empfohlen hatten. Das zog den Nasdaq-Composite<.IXIC> in die
Höhe, der zum europäischen Handelsschluss 0,4 Prozent im Plus
lag. Auf die Stimmung drückten dagegen Daten zur Entwicklung der
US-Industrie, die im Oktober so stark wie seit 26 Jahren nicht
mehr geschrumpft war. Der Dow-Jones-Index<.DJI> notierte
unverändert.
(Reporter: Anika Lehmann; redigiert von Patricia Gugau)