(Neu: Weitere Entwicklung, Schlusskurse)
Frankfurt, 15. Jan (Reuters) - Aus Angst vor weiteren
Milliardenverlusten der Finanzbranche haben sich Anleger am
Donnerstag verstärkt von Aktien getrennt. Der Dax<.GDAXI>
beendete den Xetra-Handel 1,9 Prozent tiefer bei 4336,73 Punkten
und gab damit den siebten Tag in Folge nach. Dies ist die
längste Verlustserie seit ziemlich genau einem Jahr. Der
EuroStoxx50<.STOXX50E> der größten börsennotierten
Gesellschaften der Euro-Zone büßte 1,8 Prozent auf 2257,67
Zähler ein.
"Vor allem aus den USA muss mit neuen Hiobsbotschaften
gerechnet werden", sagte ein Börsianer. "JP Morgan hat
zwar relativ gute Zahlen vorgelegt, man darf aber keinesfalls
davon ausgehen, dass die Konkurrenz ebenfalls positiv
überrascht." JP-Morgan-Papiere legten 0,5 Prozent auf 26,04
Dollar zu, nachdem das Institut einen geringer als erwartet
ausgefallenen Gewinnrückgang bekanntgegeben hatte.
Die Papiere des Konkurrenten Bank of America brachen
dagegen um bis zu 28 Prozent auf ein 28-Jahres-Tief von 7,35
Dollar ein. Nach Informationen einer mit dem Vorgang vertrauten
Person verhandelt das größte US-Institut wegen hoher Verluste
ihrer Investment-Tochter Merrill Lynch mit der Regierung über
eine zweite Finanzspritze.
CITIGROUP VOR VERÖFFENTLICHUNG VON ZAHLEN STARK IM MINUS
Die Titel des Konkurrenten Citigroup rauschten 18
Prozent in die Tiefe auf 3,74 Dollar. Die Bank hatte für Freitag
die Vorlage ihrer Bilanz angekündigt. Im Sog der fallenden
Finanzwerte gaben der US-Standardwerteindex Dow Jones<.DJI> und
der technologielastige Nasdaq<.IXIC> jeweils rund 1,5 Prozent
nach.
Unter den deutschen Finanzwerten rutschten die Aktien der
Postbank immer weiter in die Tiefe und verloren 18,7
Prozent auf 9,63 Euro. "Hier spielen nach der Neuverhandlung des
Einstiegs der Deutschen Bank zwei Faktoren zusammen",
sagte ein Börsianer. "Zum einen ist ein Übernahmeangebot an die
übrigen Aktionäre erst einmal vom Tisch. Außerdem gibt es
Spekulationen, dass die Deutsche Bank Postbank-Papiere falls
notwendig wieder auf den Markt wirft." Deutsche-Bank-Aktien
gaben sechs Prozent auf 20,76 Euro nach. Die Titel der
Commerzbank büßten als zweitgrößter Dax-Verlierer 10,8
Prozent auf 3,44 Euro ein.
Zu den wenigen Gewinnern zählten Siemens und
K+S. Siemens legten 2,2 Prozent auf 43,24 Euro, die
K+S-Titel 3,1 Prozent auf 38,80 Euro. Börsianer erklärten dies
in beiden Fällen mit einer technischen Erholung.
MÖGLICHE KAPITALERHÖHUNG BEI CONTI VERPRELLT AKTIONÄRE
Die Aussicht auf eine Kapitalerhöhung verschreckte die
Aktionäre von Continental. Der deutsche Autozulieferer
denkt Finanzchef Alan Hippe zufolge darüber nach, sich bei
Investoren eine Milliarde Euro frischen Geldes zu beschaffen.
"Wer soll diese neuen Aktien eigentlich zeichnen?", gab ein
Händler zu bedenken. Die im Nebenwerte-Index MDax<.MDAXI>
gelisteten Conti-Titel rutschten um 20,4 Prozent auf 19,60 Euro
ab.
Unter starken Verkaufsdruck gerieten auch die Papiere von
Lanxess. Händler sprachen von Gewinnmitnahmen als
Reaktion auf die angekündigte Drosselung der Produktion von
synthetischem Kautschuk. Die Aktien des Chemiekonzerns büßten
12,5 Prozent auf 7,27 Euro ein und lagen damit wieder auf dem
Niveau unmittelbar vor Weihnachten.
(Reporter: Hakan Ersen; redigiert von Georg Merziger)