Berlin (Reuters) - Der Konjunkturerholung und die Fußball-Weltmeisterschaft lassen die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr auf bessere Geschäfte mit Russland hoffen.
"Ein Plus von acht bis zehn Prozent bei den Exporten halten wir für erreichbar", sagte der Vorsitzende des Ost-Ausschusses, Wolfgang Büchele, am Donnerstag in Berlin. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hält sogar 15 Prozent für möglich. 2017 hatte es ein Plus von 20 Prozent auf 26 Milliarden Euro gegeben - das erste seit Bestehen der westlichen Sanktionen gegen das Land. Dadurch rückte Russland in der Rangliste der wichtigsten Exportkunden vom 16. auf den 14. Platz vor. Das Schwellenland ist 2017 mit 1,5 Prozent erstmals wieder gewachsen. Für dieses Jahr rechnen Experten mit einem Plus von etwa zwei Prozent.
Die Fußball-WM im Sommer gibt dem Russland-Geschäft der deutschen Wirtschaft einen zusätzlichen Impuls. Sie dürfte insbesondere in den Bereichen Infrastruktur und Logistik zusätzliche Aufträge im Volumen von zwei bis drei Milliarden Euro an Land gezogen haben, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier: "Wir wissen von fast 40 Unternehmen, die in diesem Bereich zusätzliche Aufträge bekommen haben". Bei der vorangegangenen WM in Brasilien sei das Volumen noch höher gewesen, bei dem Turnier 2010 in Südafrika dagegen geringer.
Jedes dritte der in Russland aktiven deutsche Unternehmen will in den kommenden zwölf Monaten vor Ort mehr investieren, wofür sie zusammen knapp eine halbe Milliarde Euro ausgeben wollen, ergab eine Umfrage unter 141 Unternehmen. Diese beschäftigen in Russland fast 76.000 Mitarbeiter und setzen dort mehr als elf Milliarden Euro um. "Das ist ein erster Schritt, die Rückgänge der vergangenen Jahre wieder aufzuholen", sagte Treier.
Als größtes Risiko für die Geschäfte sieht die Wirtschaft mögliche weitere Sanktionen der USA. "Das führt zu einer großen Verunsicherung in den Unternehmen", sagte Büchele. Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries macht den Abbau westlicher Sanktionen gegen Russland von Fortschritten in der Ostukraine abhängig. "Diese Fortschritte müssen von der russischen Seite gemacht werden", sagte die SPD-Politikerin. Ohne sie werde es keine Rückkehr zur vollständigen Normalität geben. Der Minsker Friedensprozess wurde in Gang gesetzt, um die Krise in der Ostukraine beizulegen, wo prorussische Separatisten gegen die Zentralregierung kämpfen. Zypries nannte zudem offene Märkte und Rechtssicherheit als Voraussetzungen, um die wirtschaftlichen Beziehungen zu verbessern.