Berlin (Reuters) - Der griechische Finanzminister Euklid Tsakalotos fordert von Kanzlerin Angela Merkel mehr Engagement für den Euro-Raum.
"Die Probleme der Euro-Zone werden nicht gelöst, indem wir einfach so weitermachen wie bisher", sagte Tsakalotos in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview von Zeit Online. "Frau Merkel könnte kühner sein als sie es ist", antwortete er auf die Frage, ob Europa eine Vision wie die von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron oder eine nüchterne Herangehensweise wie die von Merkel brauche.
Es wäre gut, wenn man zu einer Euro-Zone käme, die proaktiv handelt und nicht nur reagiert, sagte Tsakalotos. Eine Währungsunion sollte zudem auch über einen Mechanismus verfügen, der regionale Ungleichheiten angehe. "Es ist unvermeidbar, dass die Euro-Zone unter Druck gerät, wenn es einer Region sehr gut geht und der anderen nicht."
Über die Entwicklung in Italien sei er "besorgt wie viele andere Menschen auch", sagte der Minister. Dass die Menschen dort nicht mehr die traditionellen Parteien wählten, liege an den sehr schwierigen sozialen und regionalen Problemen. Das biete aber auch eine Chance, weil man jetzt in eine ernsthafte Diskussion darüber in der Euro-Zone einsteigen könne. "Ich hoffe, dass Italien ein Bewusstsein dafür schafft, wie dringlich die Lage ist." Man müsse sich genau anschauen, warum die Menschen Parteien wie in Italien wählten. "Die Italiener sind nicht plötzlich verrückt geworden."
Die Renditen auf griechische Staatsanleihen seien kurzfristig gestiegen, sagte Tsakalotos zudem. Damit werde es für das Land schwieriger, sich am Kapitalmarkt zu finanzieren. "Aber ich erwarte nicht, dass dies ewig so weitergeht."