- von Mike Stone und Gernot Heller
Washington/Berlin (Reuters) - US-Präsident Donald Trump nährt mit neuen Abgabe-Drohungen gegen Importeure die Furcht vor einem weltweiten Handelskrieg.
Nach der Ankündigung von Strafzöllen auf Stahl- und Aluminiumimporte drohte er am Wochenende Europas Autobauern damit, ihre Exporte in die USA mit hohen Abgaben zu belasten. "Wenn die EU ihre ohnehin schon massiven Zölle und Barrieren für US-Unternehmen, die dort Handel betreiben, weiter anheben will, werden wir auf ihre Autos, die frei in die USA strömen, einfach eine Abgabe erheben", twitterte der Präsident. Nicht nur die EU, auch China wollen US-Strafmaßnahmen nicht tatenlos hinnehmen. Und auch in der US-Wirtschaft formiert sich Widerstand gegen Trumps Zoll-Pläne, die viele US-Produkte verteuern könnten.
Angesichts des Konfrontationskurses der US-Regierung äußerten sich Vertreter der deutschen Wirtschaft erleichtert, dass es nach dem SPD-Votum für eine große Koalition bald wieder eine voll handlungsfähige deutsche Regierung geben dürfte. Dies sei "insbesondere angesichts des Säbelrasselns in Washington und Moskau" besonders wichtig, sagte Außenhandelspräsident Holger Bingmann.
USA IST FÜR DEUTSCHE AUTOBAUER EIN WICHTIGER MARKT
US-Strafabgaben auf Autos aus Europa würden ganz besonderes die deutschen Hersteller treffen, die mit BMW (DE:BMWG), Daimlerund Volkswagen (DE:VOWG) in den USA eine wichtige Rolle spielen. In einem leicht rückläufigen Gesamtmarkt hatten sie dort im vergangenen Jahr ihre Verkäufe leicht auf 1,35 Millionen Fahrzeuge gesteigert. Damit kamen sie zuletzt auf einen Marktanteil von knapp acht Prozent. Allerdings bauen die deutschen Autokonzerne auch in den USA selbst Autos.
Trump warf den Europäern vor, US-Autokonzernen das Leben schwerzumachen. "Sie machen es unmöglich, unsere Autos (und mehr) dort zu verkaufen." Trump warf der EU vor, "brutal" Handelshürden gegenüber US-Konzernen aufgebaut zu haben. "Sie haben sich zusammengetan, um die USA im Handel zu schlagen", warf er ihnen bei einem Auftritt in Florida vor.
Der US-Präsident beklagt seit langen das hohe US-Defizit im Außenhandel, das 2017 bei knapp 800 Milliarden Dollar lag. Fast die Hälfte davon entfällt auf den Handel mit China. Den deutschen Autobauern hatte Trump bereits kurz nach seinem Amtsantritt eine Sondersteuer von 35 Prozent auf importierte Autos angedroht.
ZOLLDROHUNGEN LÖSTEN AUCH IN DEN USA BEFÜRCHTUNGEN AUS
In der vergangenen Woche hatte Trump Schutzzölle auf Stahl- und Aluminium angekündigt. Er hatte dies damit begründet, dass die wachsende Abhängigkeit von Importen in diesem Bereich die nationale Sicherheit der USA beeinträchtige. Daraufhin hatte die Europäische Union Gegenmaßnahmen angekündigt, sollte es zu den Zöllen kommen. Befürchtungen vor einem Handelskrieg war Trump mit der Bemerkung begegnet, wenn die USA im Handel mit anderen Ländern viele Milliarden Dollar verlören, "sind Handelskriege gut und leicht zu gewinnen". An den Börsen hatte die Ankündigung Trumps die Kurse zeitweise tief ins Minus gedrückt.
Kritisiert wird Trump für seine Importzoll-Drohungen auch aus der US-Wirtschaft, und zwar vor allem aus Branchen, die Stahl- und Aluminium aus dem Ausland einsetzen. Dazu gehören Getränkekonzerne, die Dosen für ihre Produkte benötigen, aber auch US-Autohersteller. Für sie würden Zölle auf Zulieferungen die Kosten steigen lassen, was am Ende auch die Verbraucher in Form höherer Preise zu spüren bekämen. Nach Angaben aus der US-Industrie versuchen diese Kritiker, Trump doch noch zu einem Verzicht auf seine Pläne zu bewegen. Auch der IWF warnte, die USA könnte sich mit diesen Maßnahmen selbst schaden.