- von John O'Donnell und Balazs Koranyi
Frankfurt (Reuters) - Die EZB will Reuters-Informationen zufolge zur Abwehr von Verwerfungen an den Finanzmärkten im Falle eines Votums für einen britischen EU-Austritt schnell reagieren.
"Es wird eine Mitteilung geben, alles was nötig ist zu unternehmen, um eine angemessene Marktliquidität aufrechtzuerhalten", sagte ein hochrangiger Notenbank-Vertreter der Nachrichtenagentur Reuters. Die Europäische Zentralbank (EZB) wollte sich dazu nicht äußern. Die Briten stimmen am 23. Juni über den Verbleib ihres Landes in der Europäischen Union (EU) ab. Die angedachte Erklärung der EZB könnte am Freitag nach der Wahl erfolgen, sollten die Briten für einen Austritt gestimmt haben.
Zudem dürften laut den mit der Situation vertrauten Personen dann Devisen-Swap-Linien zwischen der EZB und der Bank von England aktiviert werden, um im Bedarfsfall Geldhäuser mit ausreichend Pfund oder Euro zu versorgen. Großbritanniens Notenbank lehnte eine Stellungnahme dazu ab. Die Bank von England hatte vergangenen Monat erklärt, wegen einer "erhöhten Unsicherheit" könnte es Instituten womöglich schwererfallen, sich Fremdwährungen zu beschaffen. Sie werde daher ihre Aktivitäten, einschließlich der Swap-Linien, im Auge behalten. Die Ergebnisse des Referendums dürften am Freitag nächster Woche in den frühen Morgenstunden in mehreren Schritten bekanntwerden. Das endgültige Resultat dürfte am späteren Vormittag feststehen.
Lettlands Zentralbank-Chef Ilmars Rimsevics hatte kürzlich auf solche Devisentausch-Abkommen als Instrument hingewiesen. Die EZB hatte ähnliche Swap-Vereinbarungen mit der US-Notenbank Federal Reserve während der Finanzkrise genutzt, als der Geldmarkt auszutrocknen drohte und Banken Schwierigkeiten hatten, sich ausreichend mit Fremdwährungen zu versorgen.
Um die Tage des Referendums herum sind zudem schon länger eine Reihe von Veranstaltungen geplant, auf denen europäische Notenbank-Gouverneure zusammenkommen. Für die Zentralbankchefs ist das eine Gelegenheit, Antworten auf einen möglichen Brexit abzustimmen. So treffen die EZB-Spitze und Notenbankchefs der EU am Tag der Abstimmung in Frankfurt zur Sitzung des Erweiterten Rats zusammen. Am Tag darauf soll Insidern zufolge eine Telefonkonferenz unter den Notenbank-Gouverneuren der 19 Euro- Länder abgehalten werden. Überdies findet am Wochenende in der Schweiz das Jahrestreffen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) statt, der Zentralbank der Notenbanken.