Vier Monate nach Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran bleiben europäische Großbanken nach Teheraner Darstellung sehr zurückhaltend. Im Gegensatz zu mittleren und kleinen Instituten, die Warenkreditbriefe ausstellten, hätten die Großbanken nach wie vor nicht damit begonnen, mit iranischen Banken zusammenzuarbeiten, kritisierte Vize-Außenminister Abbas Araghschi am Sonntag laut dem Staatsfernsehen.
Schuld daran seien die "extremistischen amerikanischen Lobbygruppen", aber auch die "zionistische Regierung" in Israel und "bestimmte Länder" wie Saudi-Arabien, sagte Araghschi, der einer der wichtigsten Unterhändler bei den Atomgesprächen war. Diese befeuerten eine "Iran-Feindlichkeit", um Teheran daran zu hindern, die Früchte des Atomabkommens zu ernten. Teheran habe "Druck" auf die USA und die europäischen Länder gemacht, um das Problem zu lösen.
Europäische Banken zögern damit, Investitionen im Iran zu finanzieren. Sie befürchten Strafen in den USA. Der Westen hat zwar zahlreiche Sanktionen gegen den Iran aufgehoben, vor allem was Ölexporte und Finanztransaktionen angeht. Doch in Washington steht das Land in anderen Bereichen wie der Terrorfinanzierung weiter auf der Sanktionsliste.
Der Iran und die Gruppe der fünf UN-Vetomächte und Deutschland hatten im Juli 2015 nach jahrelangen Verhandlungen ein langfristiges Atomabkommen geschlossen. Nachdem der Iran vereinbarungsgemäß sein Atomprogramm deutlich zurückgefahren und verschärfte Kontrollen zugelassen hatte, wurden Mitte Januar die in dem Streit verhängten internationalen Finanz- und Handelssanktionen aufgehoben.
Seitdem ringen ausländische Unternehmen um Aufträge im Iran. Der Iran hat großen Nachholbedarf und will investieren. Auch die deutsche Wirtschaft hofft auf deutlich steigende Exporte.