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Konzerne stellen Politik-Sponsoring auf den Prüfstand

Veröffentlicht am 16.03.2012, 16:22
BERLIN (dpa-AFX) - Seit der Affäre um Ex-Bundespräsident Christian Wulff sind die großen Konzerne beim politischen Sponsoring vorsichtiger. Wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa bei Großunternehmen ergab, ziehen einige bereits Konsequenzen. Weil genauer hingeschaut wird, wer Partys, Sommerfeste und Parteitage mitfinanziert, werden die Engagements noch sorgfältiger geprüft. Ein kompletter Rückzug kommt aber nur für wenige Unternehmen infrage.

Anders beim Großsponsor Deutsche Bahn. So verkündete Vorstandschef Rüdiger Grube erst kürzlich: 'Wir beteiligen uns an all den Veranstaltungen und Arten von politischen Sponsorship nicht mehr. Wir werden aussteigen.' Die Konzernspitze habe einen entsprechenden Führungsbeschluss befasst. Die bundeseigene Bahn hatte beispielsweise auch den umstrittenen Nord-Süd-Dialog in Hannover unterstützt.

Auch Audi , wie die Konkurrenten BMW und Mercedes vielfach auf Polit-Events zu sehen, vollzieht einen Kurswechsel. Die VW-Tochter will dieses Jahr auf Parteitagen nicht mehr vertreten sein. Angesichts der aktuellen Diskussionen habe Audi sein Engagement auf den Prüfstand gestellt und auch mit Blick auf die kommenden Wahlen entschieden, sich fernzuhalten, sagte ein Sprecher in Ingolstadt.

Weiterhin stelle Audi Ministerien und Behörden gegen Bezahlung Fahrzeuge für ihre Fuhrparks und Fahrbereitschaften zur Verfügung. 'Transparenz und Angemessenheit sind für uns die oberste Richtschnur', sagte der Sprecher. Für Einladungen an Politiker und Amtsträger gebe es deshalb genaue Richtlinien. Kein Problem sieht Audi darin, Autos für das Davoser Weltwirtschaftsforum bereitzustellen, weil sich dort Politiker und Experten aus der ganzen Welt zum Dialog träfen.

Die Deutsche Telekom stellt fest: 'Größeres politisches Sponsoring' gebe es bei dem Unternehmen nicht mehr. Gleichwohl ist der Telekom-Konzern auf Parteitagen und Festen von Bundesländern mit Ständen präsent, um dort beispielsweise für die neuesten Handys zu werben. Die Telekom sieht das nicht im strengen Sinne als Sponsoring, weil dort eher Standmiete gezahlt werde. 'Der Grundgedanke ist immer, dass das werbliche Auftritte für unsere Produkte sind', erklärte Sprecher Andreas Middel. Beim Sommerfest des Bundespräsidenten sei die Telekom seit 2010 nicht mehr dabei.

Daran denkt die Deutsche Post nicht. Sie sponsert seit einigen Jahren das Sommerfest des Staatsoberhaupts und ist mit großen Ständen präsent. Auf dieses Fest entsende sie in jedem Jahr ein paar Dutzend Mitarbeiter 'als Dankeschön', erklärte Sprecher Dirk Klasen. Aber: 'Das sind keine Berufslobbyisten, die dann alle da vollquatschen.' Vielmehr gingen beispielsweise Post-Sortierer oder -Austräger dorthin. Im übrigen sei die Post regelmäßig auf Parteitagen auf Bundes- und Landesebene mit Informationsständen vertreten.

Telekom-Konkurrent Vodafone betont: 'Verhältnismäßigkeit und Transparenz sind auch der Maßstab für künftige Engagements.' Das Unternehmen zeige dort Präsenz, wo die Kunden seien. 'Die Bandbreite geht von der Jazzrallye in Düsseldorf über Sportveranstaltungen und Sommerfeste der Landesvertretungen bis zur Anmietung von Standflächen bei Parteitagen.'

Der Siemens -Konzern leistet nach eigenen Angaben 'schon seit vielen Jahren keine finanzielle Unterstützung für politische Veranstaltungen' mehr. Auch MAN hält sich fern: Der Konzern zahle traditionell weder Parteispenden noch Sponsorengelder für politische Veranstaltungen. Ein Sprecher der Deutschen Bank sagte lediglich, die Bank sei beim Sponsoring von politischen Veranstaltungen schon seit Jahren sehr zurückhaltend.

Die großen Energiekonzerne wollen dagegen am politischen Sponsoring festhalten. Ein EnBW -Sprecher erklärte: 'Das ist eine wichtige Schnittstelle zwischen Politik und Wirtschaft.' Grundlage sind bei dem baden-württembergischen Energiekonzern wie bei etlichen anderen Unternehmen die Compliance-Vorschriften (eigene Leitlinien für die Einhaltung von Regeln). Danach müsse klar erkennbar sein, was für eine Leistung für den gezahlten Geldbetrag erbracht werde. Spenden für Parteien zahle EnBW nicht.

Der Energieriese Eon hat Stände auf Parteitagen, aber das habe mit Sponsoring nichts zu tun, sagte ein Unternehmenssprecher. 'Wir entrichten eine Standgebühr, das gilt bei Messen genauso wie bei Parteitagen.' Diese Stände seien nur ein kleiner Teil der Reihe 'Eon im Dialog'.

Der Daimler -Konzern, der das Sommerfest des Bundespräsidenten in den vergangenen drei Jahren gefördert hat, will dieses Jahr darauf verzichten. 'Das ist eine Entscheidung, die wir jedes Jahr neu treffen', sagte eine Daimler-Sprecherin. Ansonsten sieht Daimler kein Handlungsbedarf für Änderungen. Das Sponsern von Veranstaltungen öffentlicher Institutionen sei gemäß den eigenen Richtlinien zulässig und werde in ausgewählten Fällen auch praktiziert.

Eine Sprecherin ergänzte, dass auch bei der Rabattpraxis für Journalisten keine Anpassungen geplant seien. Medienschaffende mit einem Presseausweis erhalten bei Daimler beispielsweise 15 Prozent auf den Listenpreis eines Autos. Journalistenrabatte dieser Art gewähren andere große Autobauer auch. Die Deutsche Bahn dagegen schafft den 50-prozentigen Rabatt für Journalisten beim Kauf einer Bahncard 50 ab.

BMW prüfe jedes Sponsoring, ob es dem Unternehmen nützt und ob es die Compliance-Regeln erfüllt. Daran habe sich vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussionen nichts geändert, hieß es aus München. BMW zählt wie der Industriegasekonzern Linde , der Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS , HypoVereinsbank und andere beispielsweise zu den Hauptsponsoren der Münchner Sicherheitskonferenz. Hinter den Kulissen ist aus den Unternehmenskreisen zu hören, dass sehr wohl auch darauf geachtet wird, wie die öffentliche Meinung ausfällt.

Der Versandkonzern Otto Group erklärte, er unterstütze als einzige Veranstaltung das Sommerfest des Bundespräsidenten, und das nur einmal während der Amtsperiode. 'Wir sind der Meinung, dass es solche Veranstaltungen geben sollte und präsentieren uns dort als sozial orientiertes Unternehmen', sagte Otto-Sprecher Thomas Voigt. Die Unternehmen könnten dort nicht ihre Produkte vorstellen, sondern soziale und ähnliche Projekte.

Organisationen, wie Transparency International Deutschland, sind anderer Meinung. Sie fordern weitergehende Regelungen bis hin zum Verbot des Sponsorings von Bundespräsidialamt, Bundesregierung und Landesregierungen. Dazu gehöre aber auch das Eingeständnis, dass 'ein reiches Land wie Deutschland sich gelegentlich Veranstaltungen und Feste leisten können muss, wie zum Beispiel das Sommerfest des Bundespräsidenten.'/bbi/DP/she

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